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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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die Front der Fenster ab, bei der
einsetzenden Dämmerung kein leichtes Unterfangen. Schließlich nahm er in einem
der Rechtecke heftiges Winken wahr, jemand rief ihn mit seinem Namen. Zu seiner
Verwunderung erkannte er Wolfs Stimme.
    »Terry, lass dich in Alex Rottmanns Büro bringen – und
beeil dich!«, rief er halblaut herab, dann war sein Kopf bereits wieder
verschwunden.
    Was war jetzt das? Verstohlen sah sich Terry um, doch
niemand war zu sehen – offenbar hatte den Vorgang niemand mitbekommen.
    Mit raumgreifenden Schritten eilte er dem Eingang zu.
Am Empfang wies er sich aus und verlangte, zu Alexander Rottmann geführt zu
werden. Er sei, fügte er nebulös hinzu, zur Unterstützung seiner Kollegen
herbestellt worden. Die Angestellte musterte ihn misstrauisch, bevor sie zum
Telefon griff. Nach kurzer Wartezeit kehrte sie zurück. »Tut mir leid, aber
seine Sekretärin ist gerade nicht am Platz. Ich könnte Ihnen den Weg zu seinem
Büro beschreiben, da finden Sie leicht selbst hin. Ihre Kollegen sind ja bereits
dort.«
    Wenig später fuhr er mit dem Aufzug in den dritten
Stock, in dem der Anzeigetafel nach die Geschäftsleitung residierte. Von
Sekunde zu Sekunde wurde Terry nervöser. Für Wolfs Verhalten fehlte ihm jede
Erklärung. Was mochte da oben bloß vorgefallen sein? Als der Aufzug endlich
hielt, stürmte er auf den Flur hinaus – und prallte prompt mit einer jungen
Frau zusammen.
    »Zum Büro von Alexander Rottmann, rechts oder links?«,
herrschte er sie an.
    »Rechts, dann abermals rechts, die zweite Tür«, gab
sie verwundert zurück. »Kann ich Sie hinbringen? Ich bin seine Sekretärin.«
    Doch Terry war bereits unterwegs. »Alexander Rottmann,
Geschäftsführer, Leiter der Forschungsabteilung«, stand neben der angegebenen
Tür. Nichts wie rein, dachte er hektisch. Pro forma klopfte er an, fast
gleichzeitig riss er die Tür auf und trat über die Schwelle – wo er wie
angewurzelt stehen blieb.
    Zusammen mit Heidelinde Damerow, die ihn inzwischen
eingeholt hatte, starrte er auf das Bild, das sich ihnen bot: Auf dem Boden,
wie hingestreut, zwei metallschwarze Gegenstände, für Terry unschwer als
Polizeiwaffen erkennbar; dicht daneben zwei Mobiltelefone und einige Meter
weiter ein umgeworfener Stuhl.
    Doch das, was die beiden erwartet hatten: Fehlanzeige.
Kein Rottmann, kein Leschek, kein Wolf, keine Jo. Aber halt – war das nicht die
Stimme seines Herrn und Meisters, wenn auch dumpf, als befände er sich in einem
anderen Raum?
    Ein anderer Raum?
    »Wir sind hier drin. Schließ endlich die Tür auf,
verdammt noch mal!« Diesen Tonfall kannte Terry inzwischen zur Genüge – kein
Zweifel, es war Wolf.
    Am hinteren Ende des Raumes befanden sich zwei
identische Türen.
    Terry rannte zur linken und drehte den Schlüssel um.
Um ein Haar hätte er die Tür an den Kopf bekommen, so schnell wurde sie von
innen aufgedrückt. Mit hochrotem Kopf stürmte Wolf in den Raum, dicht gefolgt
von Jo.
    Kaum
dass er wieder in dem Büro stand und die erschrockenen Gesichter von Terry und
Rottmanns Sekretärin erblickte, bellte Wolf: »Wurde aber auch Zeit! Habt ihr
Rottmann und Leschek gesehen?«
    Unisono schüttelten beide den Kopf.
    »Wo stehen die Autos der Mitarbeiter?«, fragte Wolf
Rottmanns Sekretärin.
    »Im Untergeschoss gibt es eine Tiefgarage.«
    »Wer parkt dort?«
    »Die Geschäftsleitung, leitende Mitarbeiter der
Verwaltung und des Marketings … und die Mitarbeiter der Sekretariate.«
    »Auch Leschek?«
    »Ja, auch Leschek.«
    Wolf eilte bereits zur Tür, als ihm seine Waffe und
das Handy einfielen. Schnell nahm er beides an sich.
    »Jo und Terry, ihr kommt mit mir«, bestimmte er. »Frau
Damerow«, er machte eine kurze Pause, irritiert darüber, dass ihm ihr Name
eingefallen war, »Sie rufen bitte den Empfang und den Pförtner an. Falls
Leschek das Gelände verlassen hat – in welchem Fahrzeug auch immer –, geben Sie
uns sofort Bescheid.«
    Knapp eine Minute später standen sie in der
Tiefgarage. Zu Wolfs Überraschung waren die Lichtverhältnisse hier unten recht
gut. Ähnlich musste es sich mit der Beschäftigungslage des Unternehmens
verhalten: Die überwiegende Zahl der Stellplätze war trotz der vorgerückten
Tageszeit noch immer belegt.
    »Leschek hat sich allein davongemacht – davon gehen
Sie doch aus, Chef, oder?«, flüsterte Jo. »Dann müssten wir hier irgendwo
Rottmann finden – ich hoffe, lebend. Wie sollen wir’s angehen?«
    »Ich nehme den Abschnitt geradeaus, du den

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