Seepest
sagen –«
Er schaffte es nicht mehr, die Formel zu Ende zu
sprechen. Ein Stuhl flog zur Seite, schon stand Leschek hinter Alex Rottmann
und legte diesem den linken Arm um den Hals, während er gleichzeitig, weiß Gott
woher, eine Waffe zückte und sie Alex Rottmann an die Schläfe hielt.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, den jungen
Rottmann von jeglicher Mittäterschaft freizusprechen, damit wäre er erbracht,
dachte Wolf. Vorausgesetzt, die Signalpistole lässt sich plausibel erklären –
und Lescheks Alibi, nach dem er sich Sonntagnachmittag in Basel aufgehalten
haben will.
»Niemand rührt sich«, kommandierte Leschek schneidend,
»oder ihr habt den hier auf dem Gewissen – ich hab ohnehin nichts mehr zu
verlieren!«
Wolf zweifelte nicht daran, dass die Waffe entsichert
war und Leschek rücksichtslos von ihr Gebrauch machen würde. Ihm wurde klar,
dass sie einen Fehler gemacht hatten. Während sie lange Erklärungen abgegeben
hatten, hatte Leschek den Teilnahmslosen gemimt und dabei insgeheim einen Plan
geschmiedet – den Plan, sich mit Alex Rottmanns Hilfe der Verhaftung zu
entziehen. Wie’s aussah, ging seine Rechnung sogar auf!
»Werfen Sie Ihre Dienstwaffe auf den Boden, beide,
los! … Und jetzt die Handys! … So, und nun gehen Sie rückwärts zu dieser Tür
dahinten, der linken … ein bisschen flotter, wenn ich bitten darf. Gut so … Und
keine Sorge, das ist nur die Kaffeeküche. Selbst wenn es etwas länger dauern
sollte, dort sind Sie gut versorgt. Rein mit Ihnen, und schließen Sie die Tür.«
Kaum hatte Wolf die Tür hinter sich zugezogen, da
drehte Leschek auch schon den Schlüssel im Schloss um. Damit waren sie vorerst
außer Gefecht gesetzt – genauer: zum Stillhalten verdammt, denn jeder
Befreiungsversuch konnte mit Alex Rottmanns Tod enden.
Und falls sie daran noch Zweifel gehabt haben sollten,
so wurden sie ihnen im nächsten Moment genommen. »Zwei eingesperrte Bullen,
welche Genugtuung, hihi!«, kicherte Leschek höhnisch und fuhr mit lauter Stimme
fort: »Hören Sie, ich rate Ihnen gut, sich die nächsten fünf Minuten ruhig zu
verhalten, wenn Ihnen etwas an Rottmanns Leben liegt. Danach können Sie Lärm
machen, so viel Sie wollen.«
»Leschek, seien Sie doch vernünftig!«, ließ sich Wolf
durch die Tür vernehmen. »Sie haben keine Chance, und das wissen Sie auch!
Geben Sie auf, noch ist es nicht zu spät …«
Wieder dieses Kichern, vermischt mit heftigem
Schniefen. »Ach kommen Sie, Herr Kommissar, was bedeutet ein kleiner Vorsprung
für mich gegen ein Menschenleben? Auf diese Weise machen wir beide ein
Geschäft, finden Sie nicht?«
***
Terry
war kurz nach vier vom Flughafen zurückgekehrt. Er nahm die Notebooktasche von
der Schulter und sah sich um. Die Tür zu Wolfs Büro war nur angelehnt, der
Schreibtisch ebenso leer wie der von Jo. Er hatte vor kaum einer Viertelstunde
noch mit ihr telefoniert, aber die Vögel schienen in der Zwischenzeit
ausgeflogen zu sein. Ausgerechnet jetzt, wo er dem Chef sein Meisterstück
präsentieren wollte: die Phantombilder der beiden Rottmann-Entführer.
Er sah sich kurz auf seinem Schreibtisch um;
vielleicht hatten die Herrschaften ja die Güte gehabt, ihn über ihr
Verschwinden zu informieren.
Er hatte richtig kalkuliert: Auf seiner Tastatur lag
ein Zettel: »Sind bei Biotecc, Leschek festnehmen. Kümmere
dich bitte um erneuten Ortungsversuch von Studers Handy bei der KTU . Jo .«
»So eine Kacke aber auch!«, schimpfte er zornig.
Ausgerechnet jetzt, wo er bei einer Verhaftung hätte dabei sein können, war er
am falschen Ort und mit lästigen Botengängen beauftragt.
Doch Moment mal … warum für eine simple Handy-Ortung
die Kollegen der KTU bemühen? Mit denen war
derzeit ohnehin nicht gut Kirschen essen. Arbeitsüberlastung! Außerdem hätte er
dann seine eigene Ortungssoftware ja völlig umsonst angeschafft – und er hasste
Verschwendung! Bei dieser Gelegenheit könnte er die beiden Phantombilder auch
gleich durch die LKA -Datenbank für biometrische
Erkennung laufen lassen – wenn er Glück hatte, gab es eine Entsprechung. Der
Chef würde Augen machen, da war er sich sicher. Wurde langsam auch Zeit, dass
er die Katze aus dem Sack ließ!
So kam es, dass er kaum zwanzig Minuten später wieder
im Wagen saß und nach Nußdorf bretterte.
Er stellte den Wagen auf dem Besucherparkplatz ab und
wollte sich auf den Weg zum nahen Verwaltungsgebäude machen, als von oben ein
scharfer Pfiff ertönte. Irritiert suchte er
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