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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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linken,
Terry den rechten. Seht auch unter den Fahrzeugen nach. Aber seid vorsichtig;
noch können wir nicht sicher sein, dass Leschek weg ist. Also los.«
    Sie wollten gerade starten, als Heidelinde Damerow
neben ihnen auftauchte – völlig außer Atem, vermutlich hatte sie die Treppe
genommen. »Leschek hat vor fünf Minuten das Werksgelände verlassen, offenbar
allein«, keuchte sie. »Er hat noch dem Pförtner zugewinkt, aber der hatte ja
keine Ahnung …«
    Wolf bedeutete Terry und Jo per Handzeichen, schon mal
ohne ihn anzufangen. »Schon gut«, sagte er, als er sich wieder Heidelinde
Damerow zuwandte. »Ihm ist kein Vorwurf zu machen. Hat er wenigstens
mitgekriegt, in welche Richtung Leschek davonfuhr?«
    Bedauernd schüttelte sie den Kopf. »Das lässt sich von
seiner Position aus nicht einsehen, dazu ist die Entfernung zur Hauptstraße zu
groß.«
    »Gut. Sie warten hier am Eingang, während wir die
Tiefgarage durchsuchen. Sollten Mitarbeiter zu ihrem Fahrzeug wollen, halten
Sie sie bitte zurück, ja?«
    Plötzlich kam Wolf eine Idee. »Wissen Sie zufällig, wo
Leschek seinen Stellplatz hatte?«
    Vage deutete sie ans Ende des mittleren Blocks.
»Irgendwas mit fünfzig … zweiundfünfzig oder dreiundfünfzig, glaube ich.«
    Wolf ging in die angegebene Richtung – und wurde
schneller fündig als erhofft. Er stieß einen scharfen Pfiff aus. Im Nu waren Jo
und Terry bei ihm. Sie bückten sich zu der am Boden liegenden Gestalt hinunter.
Es war Alex Rottmann. Und er lebte. Wolf fasste ihm in den Nacken und hob
seinen Kopf leicht an, prüfte den Puls und tätschelte seine Wangen. Stöhnend
öffnete Alex Rottmann die Augen und versuchte, sich aufzurichten. Als sich
Wolfs Hand feucht und seltsam klebrig anfühlte, nahm er sie hoch; sie war voller
Blut. Alex Rottmann hatte eine kräftige Platzwunde am Hinterkopf davongetragen.
Leschek musste ihn, kaum dass er seinen Wagen erreicht hatte, durch einen
Schlag mit einem stumpfen Gegenstand, vermutlich seiner Waffe, außer Gefecht
gesetzt haben. Das war nicht weiter verwunderlich: Alex Rottmann hatte
ausgedient, konnte Leschek nicht mehr nützen – im Gegenteil, er hätte nur seine
Flucht behindert.
    »Jo, besorg dir von der Personalabteilung ein Foto von
Leschek und gib ihn in die Fahndung. Aber ruf zuvor einen Rettungswagen,
Rottmann muss ins Krankenhaus«, verlangte Wolf.
    »Keinen Rettungswagen …«, lispelte Alex Rottmann kaum
hörbar. »Bringt mich in mein Büro. Lindchen, hol Dr. Harm.«
    »Herr Rottmann …«, versuchte es Wolf noch einmal.
    »Nein, nein, es geht schon wieder, alles okay … Bringt
mich in mein Büro.«
    Inzwischen hatten ihm Jo und Terry geholfen, sich
aufzurichten. Vorsichtig betastete er seinen Hinterkopf. »Dieses verdammte
Schwein!«, fluchte er.
    Heidelinde Damerow beugte sich über ihn. »Was ist mit
Ihrem Flug, Herr Rottmann? Soll ich die Maschine absagen?«
    »Nein! Ich muss unter allen Umständen nach La Coruña.
Und falls Karin Winter anruft: Sag ihr, es bleibt alles wie besprochen.«
    ***
    Bereits
vor einer Stunde war die Nacht hereingebrochen. Wolf fröstelte auf seinem
Fahrrad. Ein scharfer Wind blies ihm ins Gesicht, er spürte, die ersten
Nachtfröste kündigten sich an.
    Was für ein Tag! Er konnte sich nicht erinnern, jemals
einen so heiklen und gleichzeitig verworrenen Fall gehabt zu haben.
Sonntagnacht die Ölpest vor der Mainau – damit hatte alles angefangen. Danach
war es Schlag auf Schlag gegangen! Drei Tote in nur sechsunddreißig Stunden;
eine Jacht in die Luft gesprengt, eine andere in Brand gesteckt, dazu eine
Entführung und eine bewaffnete Geiselnahme, um nur mal die wichtigsten
Ereignisse zu nennen … von dem Intermezzo mit den angeblichen Islamisten einmal
ganz abgesehen. Was würde als Nächstes kommen?
    Immerhin, mit Leschek zeichnete sich erstmals ein
Täter ab, gab es so etwas wie ein Motiv. Gut möglich, dass schon morgen alles
ganz anders aussah. Aber Teufel noch mal: Jetzt würde er erst mal seinen
Feierabend genießen, einen Pastis trinken, sich eine Gitanes reinziehen und
sich um Fiona kümmern. Dann würde er weitersehen.
    Ächzend nahm er sein Fahrrad hoch und trug es die paar
Stufen zum Abstellraum hinunter, bevor er sich an den Aufstieg zu seiner
Wohnung machte. Wie üblich verzichtete er auf das Treppenhauslicht, der von
außen eindringende Widerschein einer Straßenlaterne reichte ihm aus.
    Gerade hatte er den vorletzten Treppenabsatz erreicht,
als er stutzte. War es Einbildung – oder

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