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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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äußerst
dringend. Dazu murmelte er etwas von drohender Flucht und Verdunkelungsgefahr …
Jedenfalls, was soll ich Ihnen sagen: Zehn Minuten später hatte ich den Wisch.«
    »Und künftig einen Verehrer mehr, oder wie?«
    »Oh nein, das ist nicht zu befürchten, im Gegenteil:
Bei Schneidewind hab ich’s in Zukunft wohl gründlich verschissen.«
    »Wieso das?«, fragte Wolf breit grinsend.
    »Als ich den Haftbefehl in Händen hielt, habe ich
beiläufig erwähnt, ich würde in Kürze heiraten und mein Lebensgefährte wäre so was von eifersüchtig … ach ja, und außerdem
Landesmeister im Kung-Fu.«
    »Kenne ich den Kerl etwa?«
    Jo spielte die Empörte. »Da werfe ich mein junges
Leben in die Waagschale, und was tun Sie? Statt mir dankbar zu sein, machen Sie
sich lustig über mich …«
    »Ist ja gut! Jetzt lass uns fahren.«
    »Wohin?«
    »Wohin wohl? In die Höhle des Löwen.«
    Kaum
eine Viertelstunde später betraten sie das Biotecc-Verwaltungsgebäude. Als Wolf
die distinguiert tuende Dame hinter dem Tresen bat, umgehend zu Alexander
Rottmann vorgelassen zu werden, erntete er lediglich einen gelangweilten Blick.
    »Haben Sie einen Termin?«, fragte sie von oben herab.
    »Nein, haben wir nicht.«
    »Tut mir leid, dann glaube ich nicht, dass Ihnen Herr
Rottmann zur Verfügung stehen kann.« Pikiert hob sie die Augenbrauen.
    Wolf kam sich vor, als hätte er ein Sakrileg begangen.
Doch er hatte weder Zeit noch Lust, sich hinhalten zu lassen. Langsam beugte er
den Oberkörper nach vorn und sah dem Zerberus in die Augen. Ohne die Stimme zu
heben, antwortete er: »Hören Sie, es ist mir egal, ob Herr Rottmann gestört
werden darf oder nicht. Ich brauche seine Aussage, und zwar sofort! Also melden
Sie uns an. Oder müssen wir erst mit Blaulicht und einem Mannschaftswagen hier
anrücken?«
    Es schien, als hätte er den richtigen Ton getroffen.
Mit jedem seiner Worte war die Dame eine Spur blasser geworden. Fahrig sah sie
sich um und strich mit der Linken über ihre streng nach hinten gekämmten Haare,
bevor sie mit der Rechten zum Telefon griff.
    Wenig später wurden sie in Alex Rottmanns dezent, aber
teuer eingerichtetes Büro geführt, in dem sich – Zufall oder Absicht? – auch
Dieter Leschek befand. Als Wolf und Jo eintraten, unterbrachen die beiden ihr
Gespräch. Während Leschek einen Schritt zurücktrat, verharrte Alex Rottmann auf
der Stelle. Er gab sich wenig Mühe, seine Verärgerung zu verbergen.
    »Ich kann nur hoffen, dass Sie einen verdammt guten
Grund dafür haben, mich schon wieder zu belästigen, Herr Kommissar«, warf er
ihnen anstelle einer Begrüßung entgegen. »Haben Sie meinen Onkel gefunden?«
    »Leider nein, Herr Rottmann –«
    »Dann wüsste ich nicht …«, fuhr Alex Rottmann Wolf
brüsk ins Wort.
    »Wenn Sie mich ausreden lassen würden, wüssten Sie’s!
Inzwischen ermitteln wir nämlich in einem Mordfall! Ja, Sie haben recht gehört.
Und ich darf erwarten, dass Sie die Ermittlungen in dieser Sache nicht
behindern, ist das klar?«
    Nach kurzem Schweigen steckte Alex Rottmann zurück.
»Heißt das, mein Onkel ist tot? Ermordet?« Seine Stimme bekam einen schrillen
Unterton.
    »Nein«, ergriff nun Jo das Wort. »Aber wir vermuten
zwischen der Entführung und dem Mord gewisse Zusammenhänge. Bitte sehen Sie
sich einmal dieses Bild hier an. Kennen Sie den Mann?« Sie reichte ihm das
vergrößerte Passfoto des Smartfahrers.
    Alex Rottmanns Blick irrte zwischen Jo und Wolf hin
und her, bevor er die Augen zusammenkniff und auf das Foto starrte. Kopfschüttelnd
reichte er es an Leschek weiter.
    Wolf studierte derweil akribisch dessen Gesicht. Und
tatsächlich, Lescheks Lider schienen kaum merklich zu zucken, so als hätte er
den Glatzköpfigen auf dem Bild erkannt. Wolf war sicher, dass er sich das nicht
nur eingebildet hatte, auch wenn Leschek nun ostentativ den Kopf schüttelte und
das Bild an Wolf zurückgab.
    »Wer soll das sein?«, wandte sich Alex Rottmann an Jo.
    »Dieser Mann ist heute Vormittag auf dem Haldenhof
ermordet worden – in seinem Wagen, einem Smart.«
    »Bedauerlich. Aber wo ist der Zusammenhang mit der
Entführung meines Onkels?«, erwiderte Alex Rottmann kalt.
    Wolf ließ ihn nicht lange im Unklaren. »Es wurde eine
auf Ihren Namen zugelassene Signalpistole als Tatwaffe ermittelt, Herr
Rottmann. Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Nach dieser Eröffnung schien Alex Rottmann wie vom
Donner gerührt. »Sie machen Witze! Mit einer Signalpistole erschossen? Wie soll
das

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