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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Fensterscheibe des Wohnraums wurde eingeschlagen, und die Läufe automatischer Waffen schoben sich in den Raum. Jemand schrie:  »Hands up!«  Sicherheitshalber folgte auch Henning dem Befehl. Vermutlich waren sich die Polizisten über die Nationalität der Gestellten nicht ganz im Klaren und dachten, auf Englisch am ehesten verstanden zu werden.
    Alvarez’ Partner stolperte rückwärts in den Raum, mit erhobenen Händen, gefolgt von mehreren bewaffneten Blauuniformierten mit Schutzhelm und Sicherheitsweste. Auf Brust und Rücken der Männer prangte der Schriftzug  Guardia Civil . Wie Alvarez und Henning wurde er grob am Arm gepackt und mit dem Gesicht zur Wand gestellt, während die Polizisten sie nach Waffen durchsuchten. Auch ihre Handys wurden Ihnen abgenommen.
    Zuletzt betrat ein älterer Zivilist den Raum, offenbar ein Angehöriger der  Policía Judicial , der spanischen Kriminalpolizei. Verwundert blickte er auf den am Boden liegenden Hundekörper, bevor er sich über Karin Winter beugte und ihre Fesselung prüfte. Er nickte ihr zu. »Bitte haben Sie noch einen Augenblick Geduld, Señora, Sie werden gleich befreit.« Er sprach ein fast akzentfreies Deutsch.
    Der Zivilist wandte sich den drei Männern zu. »Wer von Ihnen ist Hauptkommissar Wolf?«
    Henning hob die Hand. Seine Nebenmänner wurden grob gepackt und abgeführt.
    »Ich bin Comisario Sanchez. Entschuldigen Sie die raue Behandlung, Herr Kollege, aber … wie sagt man bei Ihnen? Wir mussten uns erst ein Bild machen, nicht wahr?«
    »Nicht der Rede wert«, sagte Henning und klopfte sich den Staub aus der Kleidung. »Ihre Kollegen haben nur ihre Arbeit getan. Gute Arbeit, übrigens. Frau Winter und ich sind Ihnen für Ihren Einsatz dankbar. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Sie und Ihre Leute nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen wären.«
    In der Zwischenzeit gingen zwei Uniformierte mit einem Bolzenschneider zu Werke. In weniger als zwanzig Sekunden war Karin Winter frei. Als sie aufstehen wollte, begann sie zu taumeln, sodass Henning sie stützen musste.
    »Wir werden Frau Winter zu einem Arzt bringen, wenn es Ihnen recht ist«, schlug der Spanier vor.
    »Darum wollten wir Sie bitten, Comisario.«
    »Wir?«, fragte Karin gedehnt zurück.
    »Ach, kommen Sie, Frau Winter, machen Sie jetzt keine Sperenzchen. So was hinterlässt Spuren, das werden Sie schon noch merken. Im Übrigen hoffe ich, dass Ihnen die Lust auf solche Abenteuer gründlich vergangen ist.«
    »Jawohl, Herr Oberlehrer«, blaffte Sie belustigt.
    »Und was ist mit Ihnen?«, wollte Sanchez wissen.
    Henning wehrte ab. »Ein kleiner Kratzer am linken Arm. Der Köter hat mich zum Glück nicht richtig erwischt.«
    »Nichts da, das gehört abgeklärt. Vermutlich müssen Sie eine Tetanus-Spritze haben. Sie kommen mit zum Arzt.«
    »Gut. Leiste ich Frau Winter eben noch ein bisschen länger Gesellschaft. Eine Frage hätte ich aber vorab doch noch, Comisario: Was sagen Ihnen die Buchstaben › G.E.T.‹ ?«
    Sanchez lächelte. »Das beantworte ich Ihnen, wenn wir im Wagen sitzen. Frau Winter, kommen Sie. Herr Wolf ist Ihnen sicher behilflich.«
    ***
    Wolf und Vespermann hatten sich durch kurzes Handheben von Scharf verabschiedet, als sie auf der Treppe überraschend mit Jo zusammenstießen.
    »Du hier?«, fragte Wolf. »Was ist passiert? Warum hast du nicht angerufen?«
    Vorwurfsvoll sah sie ihn an. »Na, warum wohl, Chef? Sehen Sie mal auf Ihr Handy.«
    Wolf tat, worum Sie ihn gebeten hatte. Zerknirscht sah er auf. »Verdammt. Du hast recht, mein Akku ist leer. Immer dasselbe mit diesen Scheißdingern.« Dann besann er sich. »Du hättest ja Dicky anrufen können.«
    »Ach nee«, konterte sie schnippisch, »als ob ich da nicht von selbst draufgekommen wäre.«
    Jetzt griff sich Vespermann an die Stirn. »Au Backe. Ich hatte das Ding auf ›Stumm‹ geschaltet.« Er lächelte schief.
    Jo lachte laut auf. »Ja, ja, die Herren Kommissare. Geben Sie’s ruhig zu, Sie haben hier einen ruhigen Lenz geschoben, hab ich recht?«
    »Herrschaften, lasst uns im Wagen weiterreden«, drängte Wolf und eilte die Treppe hinab.
    Wenig später hatte Vespermann den Wagen gestartet und gegenüber der Ausfahrt in Stellung gebracht. Hier musste Grabert das  JVA -Gelände verlassen, hier gedachten sie auf ihn zu warten.
    »So, Mädchen, schieß los«, sagte Wolf.
    »Also gut. Drei Dinge. Erstens: Die Spusi hat die Freigang-Antragsformulare von Bullock und Maroni auf Fingerabdrücke untersucht. Sie

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