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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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enthalten, einmal abgesehen von der Halbtags-Bürokraft, die die Anträge abgelegt hat, ausschließlich Abdrücke von Keller.«
    Ungläubig schüttelte Wolf den Kopf. »Ausgerechnet Keller! Das überrascht mich jetzt schon. Immerhin kenn ich ihn seit Jahren, wenn auch nur flüchtig.«
    »Ich würde sagen, nach diesem Ergebnis zählt er weiterhin zu unseren Hauptverdächtigen. Nun aber zu Punkt zwei, Stichwort › G.E.T.‹:  Die mallorquinische Handelskammer hat uns ein Fax geschickt …«
    »Da kommt Grabert«, fuhr Wolf ihr unvermittelt ins Wort, indem er auf einen Audi zeigte. Vespermann startete den Motor und reihte sich hinter Grabert in den Verkehr ein, der inzwischen, zu Beginn der Rushhour, zunehmend dichter geworden war. Immer zwei oder drei Wagen zwischen sich und dem Audi lassend, ging die Fahrt über die Obere Laube in Richtung Rhein.
    »Okay, mach weiter, Jo«, forderte Wolf, ohne den Audi aus den Augen zu lassen.
    »Zum Inhalt des Faxes: Die Buchstaben G, E und T stehen für  Global Estate Trust.  Das heißt auf Deutsch …«
    »Lass mal, so weit reichen meine Englischkenntnisse noch«, winkte Wolf ab.
    »Ja, deine vielleicht«, fuhr Vespermann dazwischen. »Und was ist mit mir? Fremdsprachen waren noch nie meine Stärke, und dieses neumodische Marketing-Kauderwelsch schon zweimal nicht. Also, ich höre?«
    »Wollen  Sie , Chef?«, fragte Jo mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Nein, mach nur, du kannst das besser«, wehrte Wolf etwas zu schnell ab.
    Jo musste grinsen. »Also gut. Sinngemäß übersetzt heißt es ›weltweit tätiges Immobilien-Handelsunternehmen‹ … oder so. Jedenfalls ist die Firma, obwohl in deutscher Hand, nach spanischem Recht in Palma eingetragen und befasst sich mit Finanzgeschäften.«
    »Finanzgeschäfte? Was soll das heißen? Geht’s vielleicht etwas genauer?«, hakte Vespermann nach.
    »Tut mir leid, mehr geht aus dem Fax nicht hervor. Immerhin scheint eine Verbindung zu Hauschild, Hörmann und Sahin dadurch mehr als wahrscheinlich.«
    Inzwischen hatten sie den Rhein erreicht, die Straße machte einen Schwenk nach Osten.
    »Pass auf«, warnte Wolf, »Grabert hat den Blinker gesetzt, also will er über die Rheinbrücke.«
    »Schon gesehen«, antwortete Vespermann und wechselte gleichfalls die Spur. »Werden in dem Fax Namen genannt?«, fragte er Jo.
    »Ja. Geschäftsführer sind ein Serge Müller und ein Albert Varez.«
    Wolf merkte auf. »Sagtest du Albert Varez?« Auf ihr Nicken hin fuhr er zögernd fort: »Albert Varez … Teufel noch mal, das ist doch … Ja, warte, wenn ich den Vornamen abkürze, also Al, und den Nachnamen dranhänge, wird daraus Alvarez. Diesen Namen hat Karin Winter von Avis genannt bekommen.«
    Jo und Vespermann schauten ihn verständnislos an.
    »Alvarez, so hieß einer der Männer, die Sahin in seiner Hotelsuite aufgesucht haben. Sein Begleiter könnte dieser Müller gewesen sein.«
    »Demnach hätten wir zwei Tatverdächtige«, warf Vespermann ein, »nämlich Keller und die Leute von  G.E.T. «
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit«, murmelte Wolf.
    »Und die wäre?«
    »Dass die Morde von beiden gemeinsam begangen wurden. Dazu müssten wir allerdings eine konkrete Verbindung zwischen Keller und der  G.E.T.  nachweisen.«
    »Ich schlage vor, wir lassen das mal so stehen und wenden uns dem dritten und letzten Punkt zu – das ist nämlich überhaupt die irrste Geschichte von allen. Dr. Reichmann hat doch bei der Autopsie von Hörmanns Leiche eine kleine Wunde an dessen Stirn entdeckt …«
    »Achtung, Gerd, Grabert hält sich rechts, er nimmt die Mainaustraße«, warnte Wolf. »Ja, ich erinnere mich«, fuhr er anschließend an Jo gewandt fort. »Sie konnte sich die Wunde nicht erklären.«
    »Jetzt kann sie es. Wenigstens hat sie eine Theorie. Ihrer Meinung nach stammt die Wunde doch von einem Einschuss.«
    »Sagte sie nicht, es gebe kein Projektil?«
    »Das ist ja gerade das Irre. Das Projektil hat sich nach dem Einschlag auf Hörmanns Stirn in Luft aufgelöst … nein, falsch, es muss eigentlich heißen: in Wasser.«
    Wolf zeigte aufgeregt nach vorne. »Versteht ihr das? Grabert scheint zum Fährhafen zu wollen. Hier ungefähr haben wir Bullock geortet, bevor er Graberts Handy ausgeschaltet hat. Und ausgerechnet in dieser Gegend soll Bullock einen Schlupfwinkel haben? Merkwürdig. Entschuldige, Jo. Und mit welcher neuen Erkenntnis hat Dr. Reichmann ihre Ansicht begründet?«
    »Wie gesagt, es ist nur eine Theorie, laut

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