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Seerache

Seerache

Titel: Seerache
Autoren: Manfred Megerle
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nichts. Der Mann schleicht durchs Gelände wie ein Indianer. Er hat fast die ganze Strecke auf den Knien zurückgelegt. Phantastisch, ihm zuzusehen.«
    »Sie haben sicher auch die Anlieger befragt.«
    »Klar. War aber niemand darunter, der eine verdächtige Beobachtung gemacht hätte.«
    »Demnach ist Hörmann also einfach zu schnell gefahren?«
    »Möglich. Vielleicht hatte er aber auch das falsche Auto unterm Hintern.«
    »Wie, falsch?«
    »Nun, zu schnell eben, zu stark. Egal, jedenfalls können wir Fremdverschulden wohl ausschließen, meine ich.«
    Als Jo nicht reagierte, sah er sie misstrauisch an. »Was ist los, Mädchen, hast du etwa Zweifel daran?«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher.«
    »Und ich dachte, du freust dich, den Fall vom Tisch zu haben.«
    »Nichts wäre mir lieber, das dürfen Sie mir glauben. Es ist nur … also, ich bin da auf etwas gestoßen.«
    »Herrgott noch mal, muss ich dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen? Auf  was  bist du gestoßen?«
    Sie gab sich einen Ruck. »Ich hab Ihnen doch von den Unterlagen erzählt, die wir im Wrack gefunden haben … Schriftwechsel, aus denen sein Beruf hervorgeht.«
    »Er war Bankangestellter, ich weiß.«
    »Das war er tatsächlich mal – bis vor vier Jahren. Da hat er sich in Lindau selbstständig gemacht. Als Finanzberater. Zusammen mit einem Partner.«
    »Ja, und?«
    »Dieser Partner heißt Hauschild.«
    »Wie … Thorsten Hauschild?  Unser  Hauschild?«
    »Genau der.«
    Nun war es an Wolf, eine Pause einzulegen. Mit dieser Nachricht hatte er nicht gerechnet. Nachdenklich legte er die Fingerspitzen aneinander und sah zur Decke empor. Schließlich senkte er den Kopf und fasste Jo ins Auge. »Das ist gesichert?«, vergewisserte er sich.
    »Absolut sicher.«
    »Irgendwelche Einträge über die beiden im Computer?«
    »Sind beide sauber, Chef. Übrigens haben sie ihre Firma zum 30. März wieder aus dem Handelsregister löschen lassen. Möglicherweise hatten sie ihre Schäfchen bereits im Trockenen.«
    Wieder grübelte Wolf eine Weile vor sich hin. »Und, was folgerst du sonst noch daraus?«, fragte er schließlich.
    »Also, wenn Sie mich schon fragen: Für mich sieht das ganz so aus, als würde ein Zusammenhang zwischen ihrer Partnerschaft und ihrem Ableben bestehen.«
    »Nun mal langsam mit die jungen Pferde. Konzentrieren wir uns zunächst auf die Fakten. Die beiden Männer haben den gleichen Beruf ausgeübt, sie haben zusammen in Lindau ein Büro für Anlageberatung betrieben, und sie sind beide am selben Tag, jedoch an unterschiedlichen Orten und auf unterschiedliche Weise, durch einen Unfall ums Leben gekommen. Das sind die Fakten. Über alles andere können wir nur spekulieren.«
    »Sie glauben bei dieser Sachlage doch nicht ernsthaft an einen Zufall, Chef?«
    »Das ist keine Glaubensfrage, Mädchen. Wir müssen uns an die Fakten halten.«
    Jo runzelte die Stirn. »Die beiden sterben am selben Tag und unter durchaus fragwürdigen Umständen. Da muss man doch hellhörig werden. Oder halten Sie das für überspannt?«
    »Du hast ja recht, es kommt ein bisschen viel zusammen. Aber für einen gewaltsamen Tod der beiden fehlt bisher nicht nur jeder Beweis – es gibt nicht mal einen Anfangsverdacht, und schon gar keinen Täter.«
    »Bisher.«
    »Ja, bisher. Genauer gesagt, bis wir den Obduktionsbericht von Ralf Hörmann und das Kfz-Gutachten über den Unfallwagen auf dem Tisch haben. Dann sehen wir weiter. Du kennst meine Devise: Schrittweise vorarbeiten, sonst bleibt man im Dickicht stecken.«
    Jo kaute auf ihrer Unterlippe. »Und wenn ich vorsorglich schon mal die Finanzen der beiden etwas unter die Lupe nehme?«
    »Den Antrag dafür kriegen wir niemals durch – nicht beim derzeitigen Kenntnisstand. Der Staatsanwalt würde uns was husten.«
    Jo stieß einen Seufzer aus. »Hab schon verstanden. Dann bleib ich weiter an dem Barmann-Fall dran.«
    Wolf hob bedauernd die Schultern. »Ja, tu das bitte. Du weißt, wir können uns unsere Fälle nicht aussuchen. Hast du dir eigentlich den Tatort inzwischen noch einmal angesehen und mit dem restlichen Personal und den Stammgästen gesprochen?«
    »Ja, wann denn, Chef? Kommt doch ständig etwas dazwischen. Nicht, dass ich darüber besonders traurig wäre; auf die Figuren, die diese Art von Etablissements betreiben, bin ich nicht sonderlich scharf.«
    Jos Worte schienen bei Wolf einen Nerv getroffen zu haben. Ruckartig hob er den Kopf. »Was hast du eben gesagt?«
    »Dass ständig etwas
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