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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Auftraggeber in der Sache mit drinhängt«, ergänzte Vespermann.
    Kalaschnikow verschränkte die Arme vor der Brust und tat beleidigt. »Soll ick vielleicht eenen Namen erfinden? War ick nich imma ehrlich zu Ihnen, Herr Kommissar?«
    Piet stellte seine Flasche auf den Tisch und baute sich neben seinem Vater auf. »Hör mal, Pap, soll ick die beiden hinausbegleiten?« Angriffslustig rieb er die linke Faust in der rechten Hand.
    »Du hältst dich raus«, herrschte ihn Kalaschnikow an.
    Wolf tat, als hätte er Piets wenig subtile Drohung gar nicht gehört. »Also gut«, fuhr er fort, »dein Freund Igor hat dir keinen Namen genannt. Aber du musst doch wenigstens eine Ahnung haben, um wen es sich handelt?«
    »Dit jeht nich, Herr Kommissar, dit jeht wirklich nich. Wenn ick Ihnen dit sage, dann kann ick meinen Laden gleich dichtmachen. Sie woll’n doch nich, dass ick Hartz vier auf der Tasche lieje, wa?« Der sonst so umtriebige Kalaschnikow saß da wie ein Häufchen Elend.
    »Kalaschnikow!«, donnerte Wolf.
    »Wat denn?«, begehrte Kalaschnikow auf, knickte dann aber ein. »Ach, Scheiße. Ja, Igor hat mal een paar Andeutungen jemacht, nischt Jenaues und schon jar keenen Namen. Jedenfalls dachte ick, dass et sich … also, dass et sich um Borowski handeln könnte. So, jetzt isset raus. Aber Sie haben dit nich von mir! Borowski ist imstande und schickt ma seine Leute aufn Hals, und dit kann ick im Moment überhaupt nich jebrauchen.«
    Wolf durchschaute Kalaschnikows Spiel. Es gehörte zur Strategie des alten Fuchses, eine Gefährdung seiner Geschäfte, und sei sie noch so vage, unter allen Umständen zu vermeiden – wenn es sein musste, sogar unter Preisgabe eines Namens. Wolf war fair genug, nicht weiter in ihn zu dringen. Er nahm ihm ab, dass er Igors Aufenthaltsort nicht kannte.
    Kalaschnikow stand auf. »Vorschlag zur Jüte, Herr Kommissar. Ick schreib Ihnen jern Igors Adresse auf – aber wie jesagt, den Weg könn Se sich sparen. Deshalb machen wa wat Besseret: Ick lasse Igor für Sie suchen.«
    »Du willst Igor für uns suchen?« Wolf lachte und tauschte einen Blick mit Vespermann. »Warum?«
    »Warum? Janz einfach: Weil ick mit drinhänge, irgendwie.« Er gab Vespermann die Visitenkarte zurück. »Außerdem hab ick keene Lust, wegen Igor meene Bewährung uffs Spiel zu setzen.«
    »So funktioniert das aber nicht. Mord ist ein Offizialdelikt, da  müssen  wir ermitteln und nach Verdächtigen fahnden – und zwar  wir , die Kriminalpolizei, verstehst du? So will es das Gesetz.«
    »Wenn Sie dit sagen, Herr Kommissar. Dann suchen wir eben beede.«
    Als Wolf und Vespermann in die Polizeidirektion zurückkehrten, wurden sie noch auf dem Flur von Jo abgefangen, die am Kopierer beschäftigt war.
    »Gut, dass Sie kommen, Chef. Kriminalrat Sommer hat nach Ihnen gefragt. Sie sollen sich gleich nach Ihrer Rückkehr bei ihm melden. Dringend, hat er gesagt.«
    »Okay. Muss Peschke eben noch etwas warten.« An Vespermann gewandt fügte Wolf hinzu: »Gerd, würdest du inzwischen die Vernehmung vorbereiten? Lass dir von Jo die Berichte und Protokolle geben und lies dich ein. Und denk an das Tonbandgerät. Ich beeile mich.« Er war bereits im Weggehen, als er sich noch einmal umwandte. »Ach ja, gib dem D3 Bescheid, dass es gleich losgeht. Und vergiss die Fahndung nach Igor nicht. Am besten lässt du den einschlägigen Zeitungen ein Bild von ihm zukommen.«
    Kurz darauf betrat er das Vorzimmer des Kripochefs. Im Vorbeieilen begrüßte er Frau Bender und lächelte ihr zu.
    »Einen Kaffee, Herr Wolf?«, fragte sie.
    »Danke, nein, bin gleich wieder weg. Ich hoff es zumindest.« Er klopfte flüchtig an Sommers Tür und betrat das Büro, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Als hätte er ihn just in diesem Moment erwartet, kam Sommer ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. »Entschuldige den Überfall, Leo, aber wir müssen uns abstimmen. Du hast doch ein Viertelstündchen?« Er wies auf einen der Stühle am Besprechungstisch. »Kaffee?«, fragte er.
    Unschlüssig wiegte Wolf den Kopf. »Also, ich weiß nicht …«
    Da öffnete sich wie aufs Stichwort die Tür, und Frau Bender kam herein. Sie stellte eine Tasse schwarzen Kaffee vor Wolf auf den Tisch. »Hab mir gleich gedacht, dass Sie hier nicht so schnell wegkommen«, erklärte sie und lächelte verschmitzt. Schon war sie wieder verschwunden.
    »Du kannst dir denken, worum es geht, Leo«, begann Sommer, als er sich mit seiner Tasse Wolf gegenübergesetzt hatte. »Ich werde bezüglich

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