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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Polizeidirektion mitnehmen.« Unerschrocken war Vögelein an Bretschwiler herangetreten.
    Die Reaktion der Umstehenden war verblüffend: Ohne Scheu vor der Staatsmacht rückten sie noch enger an die Polizisten heran und zogen einen undurchdringlichen Kordon um sie. Vereinzelt reckten sich Arme hoch und versuchten, nach Wolf und Vögelein zu fassen, als völlig überraschend die Donnerstimme des großen »Meisters« den Aufruhr übertönte: »Bewahrt Ruhe, ich bitte euch. Verdrängt eure Furcht, es kann uns nichts geschehen, denn Gott der Herr ist mit seinen Kindern.« Dann senkte er seine Stimme auf Zimmerlautstärke und wandte sich wieder Wolf und Vögelein zu.
    Â»Eigentlich sollten Rufus und Jakobus zur Messe da sein. Sie kehren sicher bald zurück, dann können Sie sie befragen. Sie müssen mir glauben, die weltlichen Namen meiner Brüder und Schwestern sind mir unbekannt.«
    Doch Wolf wollte sich auf keinen Handel einlassen. »Tut mir leid, aber unter diesen Umständen müssen wir Sie bitten mitzukommen, Herr Bretschwiler«, ordnete er an.
    Der daraufhin entstehende Tumult war unbeschreiblich. Laute Rufe erklangen, steigerten sich zu einem wilden Crescendo. Die aufgebrachte Menge geriet in Bewegung, Wolf und Vögelein fühlten sich von Fäusten gepackt und in Richtung Ausgang geschoben, während andere einen Ring um Bretschwiler bildeten und ihn abzuschirmen suchten. Eine Tür quietschte und schlug kurz darauf mit lautem Knall zu – und Wolf und Vögelein standen im Freien. Allein. Nur noch schwach drang der Lärm aus dem Veranstaltungsraum nach außen.
    Aufgebracht rüttelte Vögelein an der Tür, versuchte, in die Höhle des Löwen zurückzukehren. Respekt, dachte Wolf, so viel Mut hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Doch Vögeleins Bemühungen blieben erfolglos, offensichtlich war die Tür inzwischen verschlossen worden.
    Â»Lass uns gehen«, brummte Wolf und begann, die Stufen hinabzusteigen.
    Â»Ja, aber …«
    Â»Komm schon, Hanno, wir sind hier Persona non grata. Oder willst du Hausfriedensbruch begehen? Hier ist nur mit einem richterlichen Beschluss etwas zu machen – oder mit Verstärkung. Aufschlussreich war’s allemal.« Mit festem Schritt lief Wolf zu ihrem Wagen.
    Â»Aber so kenn ich Sie gar nicht, Chef«, lamentierte Vögelein hinter ihm her. »Bei Gefahr im Verzug können wir Bretschwiler hier und jetzt festnehmen!«
    Â»Und in Erzwingungshaft stecken, bis er uns die beiden Namen nennt?«, grinste Wolf. »Vermutlich kennt er sie tatsächlich nicht.«
    Â»Sie wollen also klein beigeben?«, entgegnete Vögelein empört, als er aufgeschlossen hatte.
    Â»Warum denn mit dem Kopf durch die Wand rennen, wenn’s auch sanfter geht?«
    * * *
    Â»Ah, welch hoher Gast in unserer bescheidenen Hütte«, meinte Wolf bei der Rückkehr in sein Büro und warf seine Jacke über den Schreibtischstuhl. Erst als die Antwort ausblieb, sah er sich den Gast genauer an.
    Wie ein Häufchen Elend saß Karin Winter am Besprechungstisch, neben ihr Jo, die, ohne aufzublicken, etwas auf ihren Block kritzelte.
    So geknickt hatte Wolf die lebensfrohe Journalistin noch nie gesehen. Irgendetwas war hier oberfaul.
    Â»Was ist passiert?«, fragte er, aufs Höchste alarmiert.
    Mit unruhigen Augen blickte Karin ihn an. »Sie müssen mir helfen, Herr Wolf. Ich bin vor einer Dreiviertelstunde Zeugin eines Mordes geworden.«
    Nachdem er einen Stuhl zu sich hergezogen und ihr gegenüber Platz genommen hatte, legte Wolf beruhigend seine Hand auf ihren Arm. »Ein Mord? Davon wüsste ich. Wo soll der sich denn ereignet haben?« Sein Blick wanderte zwischen Karin und Jo hin und her.
    Â»Frau Winter hat recht, Chef. In der Autowaschstraße in der Lippertsreuter Straße wurde ein Mann erschossen. Die Meldung ging um siebzehn Uhr fünfundzwanzig hier ein. Ich hab versucht, Sie über Ihr Handy zu erreichen, aber Sie sind nicht rangegangen. Daraufhin habe ich Sommer konsultiert. Der hat Marsberg darauf angesetzt. Wir sollen erst mal unseren Fall zu Ende bringen, und zwar möglichst bevor ihn die Medienvertreter lynchen, hat Sommer gemeint.«
    Â»Das Unglaubliche daran ist«, fiel ihr Karin ins Wort, »ich bin erst fünf Minuten nach diesem Anruf dort eingetroffen.«
    Â»Moment mal, Madame, immer schön der Reihe nach. Was wissen

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