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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bedruckten Seite nach unten vor Karin Winter hinlegte.
    Â»Sie erinnern sich sicher an unsere Phantomzeichnungen, Frau Winter. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte, die Augen zu schließen und sich, so gut es im Augenblick geht, das Äußere von Loske und Neidling vorzustellen. Konzentrieren Sie sich ganz auf die beiden Physiognomien, ja?«
    Karin nickte. Sie schien zu verstehen, worauf Jo hinauswollte. Als sie nach einer längeren Zeitspanne wieder die Augen öffnete und Jo zunickte, drehte diese die beiden Blätter mit den Phantombildern um.
    Doch der Knalleffekt blieb aus. Karin starrte auf die vor ihr liegenden Bilder, sichtlich bemüht, die Gesichter in ihrem Kopf mit denen auf den Zeichnungen zur Deckung zu bringen. Endlich schien sie zu einem Urteil gekommen zu sein.
    Â»Schwer zu sagen, schließlich handelt es sich ja nicht um Fotos, sondern um Zeichnungen aus der Erinnerung von Augenzeugen. Trotzdem könnten die Gesichter hier tatsächlich die von Loske und Neidling sein … aber eine Wette möchte ich darauf nicht abschließen. Andererseits … je länger ich mir die Visagen ansehe, desto wahrscheinlicher wird es … ja, es könnte hinkommen. Was wissen Sie über Größe und Statur der beiden?«
    Â»Sag es ihr, Hanno«, bestimmte Wolf.
    Â»Nun, Neidling ist der Kleinere, etwa so groß wie ich, mit einem gedrungenen, fast massigen Körperbau. Er ist der mit der Stoppelfrisur hier.« Vögelein zeigte auf das entsprechende Bild.
    Â»Hm, ich habe Neidling als eher korpulent und kurzhaarig in Erinnerung, das stimmt. Der Mann, der mich verfolgte, hatte allerdings alles andere als eine Stoppelfrisur, eher so wie hier auf dem Bild mit Verkleidung. Was ist mit dem zweiten?«
    Â»Nun, der ist vom Typ her schlank, irgendwie drahtig, gut eins achtzig groß. Er hat rote, mittellange Haare«, klärte Wolf sie auf.
    Wieder versank Karin Winter in sich selbst, schien in ihrer Erinnerung zu kramen. Endlich kam sie zu einem Entschluss. Sie nickte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Neidling war, der mir im Hödinger Wald ans Leder wollte. Und die Beschreibung des Zweiten passt auf Loske.«
    Â»Gut«, sagte Wolf aufatmend. Er hatte sich erhoben und sein Barett angriffslustig zurückgeschoben. Konzentriert ging er im Raum auf und ab, den linken Zeigefinger ans Kinn gelegt. »Jetzt haben die Täter endlich ein Gesicht – und sie haben Namen! Worauf warten wir also noch? Lasst uns die beiden einsammeln. Jo und Hanno«, sein Zeigefinger stach in ihre Richtung, »ihr fahrt zu Neidling. Schafft ihn her. Nehmt euch ein paar Kollegen vom Streifendienst mit. Ich selbst werde mir Loske greifen.«
    Â»Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich um eine vorläufige Festnahme handelt?«, fragte Vögelein.
    Â»Ja. Wir lassen die beiden morgen dem Haftrichter vorführen.«
    Jo sprang auf. »Ja, aber … was ist mit meinem Termin, Chef? Ich hab Ihnen doch erklärt …«
    Â»Ich weiß, was du mir erklärt hast, und ich erinnere mich sehr wohl an meine Antwort. Da wusste ich aber noch nicht, was ich jetzt weiß. Tut mir leid, aber Neidlings Verhaftung hat Vorrang. Jetzt, wo wir so nah am Ziel sind, wirst du deinen privaten Termin wohl verschieben müssen. So, Leute, auf geht’s.«
    Jo verbiss sich eine harsche Antwort. Es war ihr anzusehen, dass sie mit Wolfs Ansinnen alles andere als einverstanden war.
    Â»Und was ist mit Mirko?«, wollte Vögelein wissen. »Der gehört todsicher ebenfalls zu dem Haufen.«
    Â»Kleiner Fisch. Um den kümmern wir uns später, zusammen mit Gabriello. Und was Sie betrifft, Frau Winter: Ich würde Ihnen raten, sich ab jetzt noch vorsichtiger zu bewegen. Diese Leute haben auf ihre Art einen Narren an Ihnen gefressen, wenn Sie verstehen, was ich meine …«
    Noch ehe Wolf seinen Satz zu Ende brachte, klingelte das Telefon. Unwillig riss er den Hörer hoch und bellte seinen Namen. Je länger er zuhörte, desto stärker wuchs seine Verwunderung. Schließlich legte er wortlos auf. »Ihr glaubt es nicht«, sagte er und ließ sich mit unbestimmtem Lächeln auf einen Stuhl niedersinken, während ihn die Umstehenden erwartungsvoll anstarrten.
    Nach einigen spannungsgeladenen Sekunden ertrug Jo das Warten nicht mehr. »Könnten Sie sich eventuell dazu durchringen, uns an Ihrem Wissen teilhaben zu lassen, Chef?«, fragte

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