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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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seinen freien Samstag statt auf dem Golfplatz in der Bank verbringen musste.
    Als Erstes legte Wolf unaufgefordert die richterliche Genehmigung zur Konteneinsicht auf den Tisch. Stein würdigte das Schreiben allerdings keines Blickes. Stattdessen starrte er unverhohlen auf Wolfs Barett, als überlege er, wie ein erwachsener Mann zu einer so albernen Kopfbedeckung kam.
    Â»Also, was wollen Sie wissen, Herr Wolf?«, fragte er rundheraus. Dabei wanderte sein Blick zwischen seiner goldenen Cartier-Uhr am linken Handgelenk und Wolf hin und her.
    Â»Ganz einfach: alles über die Konten und Guthaben Ihrer Kunden Peter Loske und Hartmut Neidling. Den Hintergrund kennen Sie ja.«
    Stein presste die Lippen zusammen und gab Gerlach einen Wink. Der wies einladend auf einen zweiten Stuhl, den er vorsorglich vor seinem Monitor aufgebaut hatte. Wolf setzte sich.
    Â»Beginnen wir mit Loske. Seine Guthaben und Geldbewegungen liegen durchaus im üblichen Rahmen«, sagte Stein, während Gerlach ein Kontenblatt auf den Bildschirm holte. »Wenn Sie umfangreichere Geldgeschäfte vermuten, sind Sie bei uns im falschen Haus.«
    Wolfs Kopf ruckte hoch. »Soll das heißen, Sie wissen von weiteren Bankverbindungen?«
    Stein lächelte spöttisch. »Natürlich nicht offiziell. Das Konto, an das ich denke, lautet zwar nicht auf seinen Namen, immerhin verfügt er aber darüber – er allein! Fragen Sie mich nicht, woher unser Wissen stammt.« Er stieß ein selbstgefälliges Lachen aus.
    Â»Interessant. Allerdings wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie etwas mehr ins Detail gehen könnten.«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich das darf …«, zierte sich Stein.
    Ungehalten schob Wolf das Blatt mit der richterlichen Verfügung ein Stück nach vorne, ehe er Stein scharf ins Auge fasste. »Vielleicht sollten Sie einen Blick auf dieses Formular hier werfen. Darin werden Sie unmissverständlich aufgefordert, uns jede nur mögliche Unterstützung bei der Aufklärung einer Straftat zu gewähren. Was würde das für einen Eindruck machen, wenn der Richter und die Staatsanwaltschaft von Ihrer Weigerung erführen? Von der schlechten Presse einmal ganz zu schweigen.«
    Stein hatte einen roten Kopf bekommen. Solche Töne war er nicht gewohnt. Schließlich rang er sich, an Gerlach gewandt, zu einer Antwort durch: »Drucken Sie Herrn Wolf aus, was wir dazu haben«, schnaubte er. »Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen, ich habe Dringenderes zu tun. Guten Tag!« Schon schlug die Tür hinter ihm zu.
    Gerlach sah Wolf betreten an, doch der winkte nur lächelnd ab: »Ein Sturm im Wasserglas, machen Sie sich nichts draus. Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass mir ein freies Wochenende auch lieber wäre. So, jetzt lassen Sie uns aber Nägel mit Köpfen machen …«
    Fünfzehn Minuten später verließ Wolf durch einen Nebenausgang das Bankgebäude. Der böige Wind hatte aufgefrischt und drohte, ihm das Barett vom Kopf zu wehen. Nachdem er es tiefer in die Stirn gezogen hatte, fingerte er seine Gitanes heraus, zündete sich eine an und inhalierte in kräftigen Zügen, bevor er den Weg zur Polizeidirektion einschlug.
    Stein hatte recht gehabt: Loskes Konten bei der hiesigen Sparkasse konnte er getrost vernachlässigen. Weit gravierender war das Papier, das er in seiner Brusttasche trug. Es enthielt – neben den aufgelisteten Giroguthaben und zwei Sparbriefen bei der Sparkasse Überlingen – Angaben zu einer Bankverbindung bei der Schweizer Großbank UBS . Zwar hatte die Sparkasse keine genaue Kenntnis über den derzeitigen Kontostand, doch immerhin wurde der Gesamtbetrag der Anlagen dort mit zirka 1,9 Millionen Euro bewertet. Das Depot lautete auf den Namen Karl Färber, allein verfügungsberechtigt war Peter Loske.
    Wolf ahnte, woher die Sparkasse ihr Wissen bezog, er hatte Ähnliches schon mehrfach erlebt. Da wurde jemandem eines schönen Tages versehentlich ein stattlicher Betrag auf ein Girokonto überwiesen, auf dem dieser partout nichts zu suchen hatte – und schon war das Malheur passiert. Da konnte der Empfänger die Summe noch so schnell auf ein »diskretes« Konto verschieben – die Fehlbuchung ließ sich nicht mehr rückgängig machen. Wie ein Feuermal haftete sie dem Konto an – sehr zur Freude wissbegieriger Finanz- und anderer

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