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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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buchen; er würde ihm auch alles über Flugverbindungen von Kloten nach Mittelamerika sagen können.
    Zehn Minuten später wusste er, was er wissen wollte: Die Swissair bot Montagabend einen Flug nach Barbados an, abgehend zweiundzwanzig Uhr zwanzig via Miami. War das die Fluchtmaschine der Erpresser? Mit einiger Wahrscheinlichkeit, schließlich passte das Ziel zu den in Loskes Wohnung gefundenen Einreisebestimmungen. Auch die Zeit kam hin. Sie ließ den Tätern ausreichend Spielraum sowohl für einen erfolgreichen Abschluss ihrer Aktion als auch für die nachfolgende Flucht. Zu dumm, dass sie die Namen auf den Pässen der Erpresser nicht kannten. Ohne die machte es keinen Sinn, die Passagierliste der Maschine zu checken.
    Gerade wollte er die gotische Ölbergkapelle neben dem Münster passieren, als ihn ein lauter Ausruf stocken ließ. Diese Stimme kam ihm verdammt bekannt vor. Wem gehörte sie nur? Suchend sah er sich um. An ihrem Stammplatz dicht neben der Kapelle hockten gut und gerne zehn Penner, mit kreisenden Flaschen, doch ganz ohne Gegröle.
    Mittendrin saß Göbbels!
    Für eine Sekunde hatte Wolf das Gefühl, der Teufel würde ihn holen. Ohne mit der Wimper zu zucken, stand Göbbels auf. Als wäre er leicht angetrunken, hinkte er schwerfällig Wolf entgegen.
    Â»Sieh mal an, der Herr Kommissar, unser Freund und Helfer.« Er zwinkerte Wolf zu. »Wollen Sie sich nicht für einen Moment zu uns setzen? Wir bekakeln gerade den traurigen Abgang unserer lieben Freunde … Sie wissen schon, Einstein, Havanna und Otto. Wir haben da nämlich einen genialen Plan.« Er packte Wolf am Ärmel und zog ihn mit sich.
    Mit einem schnellen Blick sah Wolf auf die Uhr. »Na gut, fünf Minuten«, antwortete er und ließ sich neben Göbbels nieder. Einer der Umsitzenden hielt ihm eine halb volle Bierflasche entgegen. Wolf schlug sie aus. Dafür zog er seine Gitanes aus der Jackentasche und ließ das Päckchen herumgehen.
    Â»Es ist nämlich so, Herr Kommissar«, begann Göbbels und rülpste vernehmlich, »dass der Tod unserer Kameraden eine Schweinerei sondergleichen darstellt … weil da nämlich jemand kräftig nachgeholfen hat, und da ham wir gewaltig was dagegen, so lassen wir nicht mit uns umspringen, stimmt’s, Freunde? Deshalb wollen wir unsere Hilfe anbieten, um diese Schweine zu fassen. Verfügen Sie über uns, Herr Kommissar.« Ringsum ertönte zustimmendes Knurren.
    Im ersten Moment verschlug es Wolf die Sprache. Das also hatte Hindemith gemeint, als er sich anbot, genügend Leute zu beschaffen. Schlau eingefädelt! Er ließ seinen Blick mit einer gewissen Skepsis über die Gruppe schweifen. Warum eigentlich nicht, dachte er? Zwar waren diese Männer an alles andere als an stundenlanges konzentriertes und körperlich belastendes Arbeiten gewöhnt. Das aber würden sie auf andere Weise wieder wettmachen: In ihren Augen erkannte er die grimmige Entschlossenheit, sich gegen die Gewalt und Brutalität gegenüber ihresgleichen aufzulehnen und den infamen dreifachen Mord an ihren Kameraden zu sühnen.
    Â»Was ist, Herr Kommissar? Haben Sie etwas dagegen, wenn ehrbare Bürger der Staatsmacht ein bisschen unter die Arme greifen? Oder sind wir Ihnen nicht fein genug?«, rief einer aus der Runde.
    Â»Ja, wäre ein Granatenfehler, uns zu unterschätzen, vor allem jetzt, wo Göbbels wieder unter uns ist – nicht wahr, Göbbels?«, brüllte ein Zweiter.
    Wolf hob begütigend die Hände. »Im Gegenteil«, erwiderte er und musterte seine Hilfstruppen, »ich finde eure Idee sogar prima. Es gibt da tatsächlich etwas, was ihr tun könnt. Passt auf: Ich schicke euch einen Mannschaftswagen, der fährt euch nach Sipplingen. Wir suchen dort einen weißen Golf mit diesem Kennzeichen, das könnt ihr übernehmen. Was haltet ihr davon?« Er notierte die Nummer von Bächles Wagen und setzte seine Mobilfunknummer darunter. Dann reichte er den Zettel an Göbbels weiter. »Der Golf muss dort irgendwo auf der Straße stehen. Wenn ihr ihn seht, unternehmt nichts, geht einfach weiter, als ob nichts wäre. Wer den Wagen findet, verständigt Göbbels. Der ruft dann die Handynummer, die auf dem Zettel hier steht, an und nennt mir die genaue Position – Straße, Hausnummer und so. Einverstanden?«
    Als hätte jemand ihre Sprachwerkzeuge

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