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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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hinterlassen, die Positionen passen exakt zur Rekonstruktion des Tatablaufs. Er muss die Tatwaffe mitgebracht haben. Unmittelbar bevor der Wagen in die Waschkabine einlief, hat er vorgegeben, die Antenne einschieben und mit dem Pfarrer reden zu wollen. Er öffnete also die Tür, setzte ihm die Pistole an den Kopf und drückte ab. Bei dem Höllenspektakel ringsum ging der Schuss einfach unter. Nun musste er nur noch die Waffe auf den Beifahrersitz werfen und schon hatte der Wagen die Bürstenzone erreicht. Klingt logisch, oder?«
    Â»Klingt logisch. Mirko also!«, wunderte sich Wolf. »Die kriminelle Potenz dieses Vereins ist sogar noch größer, als wir vermuteten.«
    Â»Scheint so. Aber wieso macht der so was? Bislang hab ich den immer für eine Randfigur gehalten.«
    Â»Geld. Der Grund ist meistens Geld. Da fällt mir ein: Bitte hol dir auch für ihn eine Genehmigung zur Konteneinsicht. Auf wann ist übrigens der Haftprüfungstermin für die Festgenommenen angesetzt?«
    Â»Auf heute Nachmittag, sechzehn Uhr. Richter Settele hat durchblicken lassen, dass er Bretschwiler laufen lassen will. Kein hinreichend bewiesener Tatverdacht, soll er geäußert haben.«
    Â»Nachtigall, ick hör dir trapsen«, grollte Wolf. »Oder liege ich schief, wenn ich einen gewissen Zusammenhang zu der Pressekampagne der Sekte sehe?«
    Â»Da liegen Sie in der Tat schief. Richter Settele gilt als völlig areligiös.«
    Wolfs Telefon schrillte. Er hob ab. »Hab ich mir fast gedacht«, brummte er in den Hörer, nachdem er eine Zeit lang zugehört hatte. »Trotzdem vielen Dank für die Nachricht.« Er legte auf.
    Â»Es geschehen noch Zeichen und Wunder: der Rückruf des Konstanzer Schifffahrtsamtes und das am heiligen Samstag. Leider ist auf die Namen Loske oder Neidling weder in Konstanz noch in Friedrichshafen ein Boot zugelassen. Also müssen die beiden eines gechartert haben – oder es ist auf einen Strohmann zugelassen. Schade. Hätte eine hilfreiche Spur sein können.«
    Erneut klingelte das Telefon. Diesmal galt der Anruf Jo. Verwundert übernahm sie den Hörer. Schon nach wenigen Sekunden überflog ein roter Hauch ihr Gesicht, betreten sah sie in Richtung Fenster, ehe sie sich zu einer Antwort durchrang. »Natürlich, kann ja mal vorkommen, vergessen wir’s einfach … Ob ich was? … Sie meinen heute? Na gut, versuchen wir’s. Um acht am alten Platz? Schön … Ja, ich freue mich auch.«
    Gedankenverloren legte sie den Hörer zurück. Der angespannte Zug in ihrem Gesicht schien wie weggewischt.
    Â»Geh ich recht in der Annahme, dass das der Arsch war?«, scherzte Wolf, der sich gut erinnerte, wie Jo ihren Verehrer noch am Vortag tituliert hatte.
    Noch immer lag ungläubiges Staunen auf Jos Gesicht. »Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Ich reg mich auf, weil der Kerl es gestern Abend nicht für nötig hielt, ein paar läppische Minuten zu warten, und jetzt stellt sich heraus, dass er überhaupt nicht da war. Musste überraschend einen Kunden nach Stuttgart fahren.«
    Â»Ah ja. Was arbeitet ›der Kerl‹ denn so?« wollte Wolf wissen.
    Â»Ooch, das ist eine längere Geschichte«, winkte Jo verlegen ab.
    * * *
    Was konnte Matuschek nur von ihr wollen? Sie hatte nichts am Laufen, was den Chefredakteur tangierte, noch dazu an einem Samstagvormittag.
    Karin Winter griff nach ihrer Tasche und machte sich auf den Weg. Das Café Walker an der Seepromenade gehörte zu Matuscheks bevorzugten Lokalitäten. Warum wollte er sich gerade dort mit ihr treffen, warum nicht im Büro? Was war so geheim, dass es niemand hören durfte?
    Â»Was soll diese Geheimniskrämerei?«, fragte sie nicht ohne Vorwurf, als sie ihre Jacke auszog und sich neben ihm auf einen Stuhl fallen ließ.
    Â»Kaffee oder Tee?«, fragte Matuschek anstelle einer Antwort.
    Â»Wasser.«
    Matuschek gab die Bestellung weiter und nippte kurz an seinem Espresso, bevor er eine verschwörerischer Miene aufsetzte. »Du wirst gleich verstehen, warum wir darüber nicht in der Redaktion reden können«, sagte er halblaut.
    Â»Worüber?«
    Â»Darüber, dass jemand heimlich deine E-Mails liest.«
    Â»Mach keine Witze. Wer sollte so was tun?«, flüsterte sie zurück.
    Â»Du hast keinen Verdacht?«
    Â»Nicht die Bohne. Klär mich auf.« Gespannt sah

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