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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Artikel ruft die Winter die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Könnte sein, dass Anrufe kommen. Sprich mit den Leuten und halt alles fest, und mit ›alles‹ meine ich wirklich alles …«
    Â»Chef, ich bin nicht erst seit gestern bei diesem Verein!«, entgegnete Jo eingeschnappt.
    Wolf ging nicht darauf ein. Er gab Hanno Vögelein einen Wink und wandte sich zum Gehen.
    Eine knappe halbe Stunde später saßen Wolf und Vögelein dem Verwaltungschef des Überlinger Kreiskrankenhauses gegenüber. Arnold Riemer, Herr über Finanzen und Personal, trommelte nervös mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. Seit mehreren Minuten warteten sie auf den leitenden Arzt, Professor Dr.   Ernst-Ludwig Heydenreich. Wolf konnte sich des Gefühls nicht erweh- ren, dass der Mann sie mit Absicht warten ließ – jedenfalls würde er es ihm zutrauen. Er war dem Frauenschwarm mit den silbergrauen Schläfen erst ein einziges Mal begegnet, als sie sich bei einer Obduktion mehr zufällig über den Weg gelaufen waren. Seitdem verband sie eine gegenseitige Abneigung.
    Anders als der Verwaltungschef hatte Heydenreich sofort erhebliche Vorbehalte gehabt, kaum dass der Staatsanwalt ihn am Morgen telefonisch um seine Unterstützung gebeten hatte. Wolf war durchaus klar, was sie verlangten: Der Klinikchef sollte, noch dazu ohne Bedenkzeit, der Verlegung eines angeblichen Mordopfers auf seine Intensivstation zustimmen, wohl wissend, dass es sich dabei um einen Lockvogel handelte und das Gefährdungspotenzial einer solchen Aktion für Patienten und Personal nur schwer einzuschätzen war. Letztlich hatten sie es dem Verwaltungschef zu verdanken gehabt, dass Heydenreich einlenkte. Riemer war es, der den PR -Wert der Aktion auf Anhieb erkannte und so lange darauf herumritt, bis der Klinikchef am Ende doch seine Zustimmung gab.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und Heydenreich stürmte herein, in seinem Kielwasser eine streng dreinschauende, schlanke Frau in den Vierzigern, das blonde Haar hinten mit einer Spange zusammengehalten. Im Unterschied zu dem Professor trug sie ihren weißen Mantel zugeknöpft. Wolf hätte gar zu gerne gewusst, weshalb die Herren Ärzte grundsätzlich mit wehendem Mantel durch ihre Klinik sausten, musste jedoch die Klärung dieser Frage vorübergehend zurückstellen. Jetzt war es erst mal wichtig, eventuelle Einwände des Klinikchefs auszuräumen und ihn für ihren Plan zu gewinnen.
    Â»Guten Morgen, meine Herren«, begann Professor Heydenreich erstaunlich leutselig. Mit einem kurzen, taxierenden Blick hatte er Vögelein als subaltern eingestuft und sich direkt an Wolf gewandt, wobei sein Blick an dem wieder mal besonders schräg sitzenden Barett hängen blieb. »Da haben Sie uns ja ein schönes Ei gelegt, Herr … wie war doch gleich Ihr Name? Ah ja, richtig, Herr Wolf! Sind wir uns nicht schon mal irgendwo begegnet? Na egal, sprechen wir über Ihr Vorhaben. Nachdem Sie mich nun schon mal breitgeklopft haben, meine Herren«, in diesen Halbsatz schloss er seinen Verwaltungschef mit ein, »soll die Sache in Gottes Namen so ablaufen. Aber ich sage Ihnen gleich: Wenn irgendetwas an Ihrem verrückten Plan schiefläuft, tragen Sie die alleinige Verantwortung, ist das klar? Wie ich höre, liegt Ihr Mann bereits auf der Intensivstation. Klären Sie alles Organisatorische dazu bitte direkt mit der Oberschwester, Frau Jordan. Und nun entschuldigen Sie mich, meine Herren, die Pflicht ruft. Ich wünsche noch einen guten Tag!«
    Er wandte sich mit wehendem Mantel zum Gehen, als ihm noch etwas einfiel. Scharf fasste er Wolf ins Auge. »Eins noch, Herr Wolf: Dieser Wachposten, den Sie vor das Bett oder meinetwegen vor die Tür stellen wollen, darf unter keinen Umständen Uniform tragen. Das fehlte noch, dass wir, für jeden sichtbar, die Polizei im Haus haben. Sind wir uns da einig?«
    Wolf musste die Zähne zusammenbeißen, um diesem selbstherrlichen Halbgott in Weiß nicht über den Mund zu fahren. Mit Gewalt nahm er sich zurück. Sollte ihr Plan gelingen, waren sie auf das förmliche Einverständnis des Klinikchefs angewiesen. »Eine Zeit lang habe ich tatsächlich mit dem Gedanken geliebäugelt. Aber ich verstehe durchaus …«
    Â»Dann ist ja alles klar«, unterbrach ihn Heydenreich und rauschte endgültig davon.
    Mit belämmertem Gesichtsausdruck standen Wolf

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