Seeteufel
geschlitzte AuÃenwände und an der Schmalseite eine Gittertür. Das Ding schien ordentlich was zu wiegen, Wolfs Gesichtsfarbe jedenfalls wurde dem Kasten immer ähnlicher, zumal an seinem rechten Handgelenk noch eine Plastiktasche hing, in der sich ein kaum minder groÃer Gegenstand abzeichnete.
Als er im zweiten Stock den Aufzug verlieÃ, bekam er gerade noch mit, wie Jo dem Kaffeeautomaten einige gezielte FuÃtritte versetzte.
»Na, na, was hat der arme Kerl dir denn getan?«, brummte er im Vorübergehen.
»Erst mein Geld nehmen und dann nicht liefern wollen, das hab ich gerne. Warte, du betrügerisches Miststück.« Jo lieà ihrer Schimpfkanonade einen weiteren FuÃtritt folgen.
Wolf blieb kopfschüttelnd stehen. »Ich versteh eh nicht, wie du dieses Zeugs trinken kannst«, gab er seiner Verwunderung Ausdruck. »Davon bekommt man bloà Magenschmerzen.«
»Was soll ich machen? Die Kaffeekasse ist leer, also bleibt unsere Maschine kalt. Zumindest so lange, bis sich ein Spender findet. Eigentlich wären Sie mal wieder dran, oder irre ich mich?«
»Für das D1 ist mir nichts zu teuer«, erklärte Wolf. Vorsichtig stellte er den roten Kasten auf den Boden, kramte umständlich seine Geldbörse aus der GesäÃtasche und reichte Jo einen Zehn-Euro-Schein. »Hier. Würdest du bitte für Nachschub sorgen? Aber beeil dich, ich brauch dich gleich.«
»Tut mir leid, ich hab zu tun.«
»Was kann wichtiger sein, als für die Kollegen Kaffee zu kochen?«, grinste Wolf.
»Ich sammle.«
Fragend hob Wolf die Augenbrauen. »Du sammelst was?«
»Kollege Marsberg hat Geburtstag, und ich muss die Spendengelder eintreiben. Zu Ihnen komme ich auch noch.«
»Hältst du das für den richtigen Zeitpunkt? SchlieÃlich haben wir drei Morde aufzuklären.«
»Ah, gut, dass Sieâs sagen, Chef. Haben Sie den heutigen âºSeekurierâ¹ schon gelesen?«
»Ausgerechnet ich! Du weiÃt, wie ich zu diesen Blättern stehe.«
»Trotzdem, das hier müssen Sie lesen.« Sie hielt kurz ihre zusammengefaltete Zeitung hoch, klemmte sich das Blatt danach unter den Arm, nahm den endlich gefüllten, dampfenden Kaffeebecher aus dem Automaten und lief vor Wolf her zu dessen Büro. »Was schleppen Sie da eigentlich mit sich herum?«, rief sie über die Schulter zurück.
»Das? Ooch ⦠das ist nur Fiona.«
Verwundert drehte Jo sich um. »Fiona? Doch nicht etwa Ihre Katze?« Sie ging leicht in die Knie und versuchte, einen Blick durch die Schlitze zu erhaschen.
»Nicht hier!«, zischte Wolf und sah sich verstohlen um, ehe er in sein Büro verschwand.
Schulterzuckend folgte ihm Jo. Sie schloss die Tür hinter sich, legte die Zeitung auf seinen Schreibtisch und stellte ihren Kaffeebecher daneben. Währenddessen platzierte Wolf den Katzenkorb unter dem Schreibtisch und brachte aus der Plastiktüte ein provisorisches Katzenklo zum Vorschein.
Jo schlug im »Seekurier«die Lokalseite auf. »Hier«, sagte sie und tippte auf eine bestimmte Stelle.
Die Sache mit der Katze schien ihr jedoch keine Ruhe zu lassen. »Wieso bringen Sie sie mit hierher, Chef? Ich hoffe, Sie wissen, was Sie dem armen Tier damit antun!« Mit gespitztem Mund bückte sie sich zu dem Korb hinunter und schnurrte: »Nicht wahr, mein kleines Katzilein!«
»Sie heiÃt Fiona. Ich kenne den Artikel aus dem âºSeekurierâ¹Â«, antwortete Wolf, ohne auf ihre Frage einzugehen.
»Sagten Sie nicht gerade, Sie lesen keine Zeitung? Da muss ich mich wohl verhört haben«, wunderte sich Jo.
»Keineswegs. Ich habe nur gesagt, dass ich den Artikel kenne , nicht dass ich ihn gelesen habe. Um genau zu sein: Ich hab ihn ⦠na ja, sozusagen in Auftrag gegeben.« Er weidete sich an Jos Verblüffung.
»HeiÃt das, Sie und Ihre Freundin, die Winter â¦Â«
»Sie ist nicht meine Freundin!«, brauste Wolf auf.
»Sie und die Winter haben wieder gemauschelt? Ich fass es nicht!« Jo grinste breit.
»In meiner Wohnung sind die Heizungsbauer zugange, da konnte ich Fiona nicht zurücklassen.«
Jo sah ihn irritiert an, offenbar brauchte sie einige Sekunden, um Wolfs Themensprung zu verdauen. Doch er fuhr unbeirrt fort: »Und jetzt hol bitte Vögelein her, damit ich nicht alles zweimal erklären muss.«
Wolf hätte Hanno Vögelein beinahe nicht
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