Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
und Vögelein vor dem Bett ihres Kollegen Heinz Sammet, der fragend zu Ihnen hochblickte.
    Â»Nichts zu machen, Heinz, der Prof besteht auf einem Zivilisten an deinem Bett. Deshalb lasse ich dir Vögelein hier, zumindest für die nächsten zwei Stunden.«
    Â»Was? Wieso ich?«, fragte Hanno Vögelein überrascht. »Davon war nie die Rede, Chef!«
    Â»Dann red ich eben jetzt davon. Du hast die Bedingung des feinen Pinkels ja gehört: Ein Zivilist, oder die Sache fällt ins Wasser. Kein Widerspruch also. Was soll erst unser von den Toten auferstandener Kollege hier sagen? Er ist, wenn’s hart auf hart kommt, gefährdeter als du.«
    Gleichmütig hörte Heinz Sammet zu. Er war ein älterer, etwas dicklicher Kollege und glich dem ermordeten Havanna auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen. Das war der Grund, weshalb Wolfs Wahl auf ihn gefallen war. Sammet war sofort Feuer und Flamme gewesen, als Wolf ihm die Rolle des wiedererweckten Penners auf der Intensivstation angeboten hatte.
    Im Augenblick allerdings machte er eher einen etwas bemitleidenswerten Eindruck: Mehrere Schläuche täuschten die intravenöse Zuführung von Schmerz- und Beruhigungsmitteln vor, ein weiterer Schlauch übernahm die Sauerstoffversorgung. Neben seinem Bett standen ein Beatmungsgerät sowie zahlreiche blinkende Monitore zur Kontrolle von EKG , Blutdruck und Körpertemperatur, außerdem in Griffweite die notwendigen Geräte zur Defibrillation, sollte ein plötzliches Kammerflimmern auftreten.
    Â»Lasst uns also noch einmal rekapitulieren«, begann Wolf aufs Neue. »Havanna soll auf der Intensivstation aufgepäppelt werden, um möglichst bald als Zeuge in einem Mordprozess zur Verfügung zu stehen. Logisch, dass einige Herrschaften genau das zu verhindern trachten. Aus diesem Grund rechnen wir mit deren baldigem Besuch. Allerdings gehe ich zunächst von einem Einzelkämpfer aus. Er wird alles tun, um nicht unnötig aufzufallen, wird also möglicherweise verkleidet sein, zum Beispiel einen der grünen Mäntel dieser Station tragen oder bestimmte Gerätschaften eines Arztes oder Pflegers mit sich führen …«
    Â»Die Frage ist doch: Was wird er tun?«, murrte Vögelein.
    Â»Wie schon gesagt: Sein Ziel ist es, Havanna auszuschalten. Da bieten sich mehrere Möglichkeiten an …«
    Â»Er könnte mich mit einem Kissen zu ersticken versuchen … die Schläuche abklemmen … die Sauerstoffzufuhr abschalten …« Heinz Sammets Einwürfe verrieten, dass er sich intensiv mit seiner Rolle auseinandergesetzt hatte.
    Â»Egal, was er unternimmt«, fuhr Wolf fort, »oberste Priorität hat eure Unversehrtheit, vor allem deine, Heinz, denn du bist sein eigentliches Ziel. Wenn ihr darüber hinaus das Kunststück fertigbringt, den Mann festzunehmen, ist unsere Rechnung aufgegangen, mehr verlange ich gar nicht.« Er grinste. »Außerdem stehen im Ärztezimmer zwei unserer Kollegen bereit. Sie werden, so weit es geht, Sichtkontakt zu euch halten, und natürlich könnt ihr sie über den roten Alarmknopf binnen weniger Sekunden herbeirufen.«
    Wolf sah Sammet und Vögelein prüfend an. »Alles klar, Leute? Dann wünsch ich euch und uns allen viel Erfolg! Selbstredend bin auch ich in meinem Büro permanent erreichbar.«
    Er hatte bereits die innere Tür der Schleuse erreicht, als er noch einmal umkehrte und Vögelein die Hand entgegenstreckte. »Deine Dienstwaffe, Hanno«, forderte er.
    Â»Meine was?«, kam es etwas schrill zurück.
    Â»Hanno, wir wollen doch jedes Risiko von vornherein vermeiden, nicht wahr?« Mit einer umfassenden Armbewegung wies Wolf auf die benachbarten Betten. »In diesem Raum liegen mehrere todkranke Menschen. Was glaubst du, wie die sich fühlen, wenn hier herumgeballert wird?«
    * * *
    Wie die »Times«, die » F.A.Z.« , die »Welt«, so hatte auch der »Seekurier« seine Traditionen, ohne sich deswegen mit diesen Blättern vergleichen zu wollen. Zu den »Seekurier«-Traditionen gehörte fraglos die tägliche Neun-Uhr-Konferenz, von so manchem Mitarbeiter als »Heilige Kuh« bezeichnet.
    Schlag neun – die Glocken vom nahen Münster waren noch nicht verhallt – versammelte sich auch an diesem sonnigen Dienstagmorgen das Redaktionsteam unter der Leitung von Jörg Matuschek im großen

Weitere Kostenlose Bücher