Seeteufel
aufgeregt mit den Händen vor Wolf herum. »Chef, ich bin da auf etwas gestoÃen«, legte er los. »Der Grasmück â¦Â«
»Grasmück?«
»Ja, der Rentner aus dem Erdgeschoss ⦠also der hat einen Hund, den er morgens und abends Gassi führen muss â¦Â«
»Hätt er sich lieber âne Katze angeschafft.«
»Wie? Ach so, nein, der macht das ja gern, ich meine Gassi führen ⦠also, das sagt er wenigstens ⦠und der Hund ist ein ganz Lieber, sofern man nicht gegen Hundehaare allergisch ist, was besonders bei â¦Â«
»Hanno! Komm zur Sache!«
Erneut holte Vögelein tief Luft, ehe er, nunmehr hoch konzentriert, den Faden wieder aufnahm: »Dem Grasmück ist jemand aufgefallen. Heute früh, so gegen halb neun, war ein Fremder im Haus. Wenigstens hat Grasmück ihn noch nie hier gesehen. So ein fülliger Typ in einem blauen Overall, mit Sonnenbrille und einem Werkzeugkoffer.«
Wolf hob den Kopf. »Füllig?«
»Ich merke schon, Sie denken in dieselbe Richtung. Da wird es Sie nicht wundern, dass der Mann laut Grasmück einen silbergrauen Wuschelkopf gehabt haben soll.«
»Gut gemacht, Hanno, es scheint sich tatsächlich um unseren Mann zu handeln. Hat dieser Herr Grasmück gesehen, ob der Mann Handschuhe trug?«
»Nein.«
»Oder was für einen Wagen er fuhr?«
»Das war komisch: Der Grasmück kam mit seinem Hund vom Gassigehen zurück, da hat er den Mann in einiger Entfernung aus einem Audi steigen sehen, Farbe mittelgrau, genauer Typ nicht bekannt, muss aber schon einige Jährchen auf dem Buckel haben. Als der Mann dann Grasmück mit dem Hund auf sich zukommen sah, tat er so, als müsse er noch einmal zu seinem Wagen zurück und machte sich an einem in der Nähe stehenden A-Klasse-Mercedes zu schaffen. Grasmück ging an ihm vorbei ins Haus, und von dort hat er eine Viertelstunde später gesehen, wie der Mann aus dem Haus kam und in dem Audi wegfuhr.«
»Ein Täuschungsmanöver?«
»Wenn, dann ein reichlich plumpes, würde ich sagen.«
Wolf überlegte kurz. »Schnapp dir diesen Grasmück. Wir brauchen ein Phantombild von dem Verdächtigen, ohne Perücke, ohne Brille. Möglichst vorgestern.«
»Geht klar, Chef. Es ist nur â¦Â«
»Ja?«
»Na ja, der Zeuge ist gerade noch mal mit dem Hund raus, und ich hab jetzt gleich einen Arzttermin. Ich spüre einen Anflug von Fieber und Schüttelfrost â¦Â«
Wolf war darüber alles andere als erfreut. Jo und er hatten bereits mehr als genug zu tun, also musste er einen der Kollegen vom Streifendienst bitten, Grasmück zur Polizeidirektion zu begleiten. Trotzdem bemühte er sich um ein gewisses Verständnis. »Klingt ja hochgefährlich. Soll ich einen Sanka rufen?«
Doch Vögelein hatte für Wolfs Ironie keine Antenne. »Nicht nötig, Chef, das schaff ich schon.«
*Â *Â *
So schnell es ging, eilte Wolf die Treppen hoch. Noch im Laufen suchte er nach dem Schlüssel zu seinem Büro. Auf der letzten Stufe musste er sich für eine halbe Minute am Geländer festhalten, sein Atem rasselte. Endlich steckte er den Schlüssel ins Schloss, öffnete einen Spalt weit die Tür â doch von Fiona keine Spur. Seltsam! Hielt ihn das Katzenvieh etwa zum Narren? Wo hatte sie sich bloà versteckt? Denn dass sie entwischt war, konnte er ausschlieÃen, niemand hatte während seiner Abwesenheit Zugang zum Büro gehabt und die Fenster waren alle geschlossen. Schnell trat er ein, um vorübergehenden Kollegen keinen Anlass für ein Gespräch oder gar eine dumme Bemerkung zu geben.
Sofort bemerkte er einen eigentümlich scharfen Geruch. Je weiter er in den Raum hineinging, desto stärker wurde er. Kein Zweifel, hier roch es nach Katzendreck, und der »Duft« kam keinesfalls aus dem Katzenklo. Wolf rümpfte die Nase, doch er war nicht sauer. Er hätte groÃzügig über das Malheur hinweggesehen, wenn nur Fiona ihr Versteckspiel beendet hätte. Doch sie war und blieb verschwunden. Womöglich irrte sie irgendwo im Haus umher, hungrig, durstig und total verängstigt.
Da half alles nichts, er musste sich auf die Socken machen, das Haus absuchen, die Kollegen fragen. Er zog seine Jacke aus und ging zum Büroschrank, um sie wegzuhängen. Doch kaum war die Tür einen Spalt weit offen, da schien ihm mit spitzen
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