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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Schreien der Teufel persönlich zu entweichen.
    Natürlich, das ist die Erklärung!, dachte Wolf, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte. Fiona musste in den Schrank geschlüpft sein, als er vor dem Trip zu Karin Winters Wohnung seine Jacke herausgenommen hatte. Er selbst hatte sie dort eingesperrt, unabsichtlich und leider nicht ganz folgenlos, wie er angesichts des Häufchens auf dem Schrankboden feststellen musste.
    Schnell schüttelte er eine Gitanes aus der Packung, steckte sie an und nahm einen tiefen Zug. Der Rauch würde helfen, den Gestank etwas zu überdecken. Dann machte er sich daran, Fionas Hinterlassenschaft zu beseitigen.
    Â»Haben Sie etwa eine halb verweste Leiche im Schrank?«, ließ sich in diesem Augenblick eine Stimme vernehmen. Jo stand unter der Tür, bückte sich mit ausgestreckten Armen und stieß ein scharfes »Ksch, ksch« aus, wodurch sie im letzten Moment Fionas Flucht aus dem Raum vereitelte. Fünf Minuten später hatte Wolf das Tier in der roten Transportbox verstaut und die Fenster aufgerissen.
    Â»Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten«, brummte Wolf mit zusammengezogenen Brauen, während er mit einem feuchten Lappen die letzten Spuren aus dem Schrank entfernte.
    Jo warf ihre Tasche auf den Tisch, zog einen Stuhl zu sich heran und ließ sich hineinfallen. »Teils, teils«, antwortete sie vage.
    Wolf hob den Kopf. »Geht’s etwas genauer?«
    Noch bevor Jo näher darauf eingehen konnte, klopfte es an der Tür. Hellmer, ein Kollege aus dem Labor, streckte den Kopf herein. »Hast du mal eine Sekunde, Leo?« Unvermittelt reckte er seine Nase in die Luft und begann zu schnuppern. »Bei dir riecht’s, als hätte eine Katze ins Zimmer geschissen.«
    Â»Was gibt’s, du Schnellmerker, ich hab wenig Zeit.«
    Â»Kam gerade vorbei und wollt’s dir selber sagen: Hab die Mikrofaserspuren, die wir auf dem Ruderboot fanden, analysiert. Stammen eindeutig nicht von den beiden Opfern.«
    Â»Das heißt, ich muss dir nur noch die Täter liefern, und du wirst sie dann abnicken, ja?«
    Â»Erfasst, Leo.«
    Â»Umgekehrt wär’s mir lieber. Sonst noch was?«
    Â»Na ja, ein bisschen was müsst ihr schon selber tun«, kicherte Hellmer und zog sich zurück.
    Â»Sie erinnern sich, Chef«, brachte sich Jo in Erinnerung. »Die Winter hatte sechs Namen auf ihrer Liste, durch die Bank ältere, vermögende Witwen, die in der Zeit zwischen dem 30. Juli und dem 15. Oktober verstorben sind, allesamt ohne die geringste Auffälligkeit. Sechs Namen also in zweieinhalb Monaten. Da stellt sich zunächst mal die Frage: Sind sechs Todesfälle viel oder sind es wenig – ich meine, im Vergleich zu einem gleichlangen Zeitraum davor oder danach? Wenn wir zum Beispiel wüssten, dass im Jahresmittel eine ungefähr gleichhohe Zahl reicher Witwen diese schnöde Welt verlassen hätte, wäre alles paletti. Sollten es jedoch in den relevanten sechs Wochen deutlich mehr gewesen sein, dann …«
    Â»Dann beschaff dir diese Vergleichszahlen. Bohre alle Quellen an, die wir haben, und zwar rasch.«
    Jo kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. »Sollten wir dann nicht gleich Nägel mit Köpfen machen und die Totenscheine der fraglichen sechs Witwen einsehen? Angenommen …«
    Â»Eine gute Idee! Mach das.«
    Â»Nebenbei würde mich interessieren, wie die Winter an die Liste kam, aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu meinen Recherchen: Bei vier der sechs Namen war ich leidlich erfolgreich.« Sie holte ihren Notizblock aus der Tasche und schlug ein bestimmtes Blatt auf. »Nummer eins und zwei wurden wenige Tage nach ihrem Tod nach München beziehungsweise nach Norddeutschland überführt, wo auch die Testamentseröffnungen stattfanden. Nummer drei liegt zwar auf dem Überlinger Friedhof, die Abwicklung des Nachlasses lag jedoch in den Händen eines Nürnberger Notars. Nummer vier war durch kriminelle Machenschaften ihres Vermögensverwalters zum Zeitpunkt ihres Ablebens völlig mittellos. Dieser Fall hat vor ein paar Monaten mächtig Staub aufgewirbelt, ich erinnere mich noch gut daran.« Sie legte eine kurze Pause ein.
    Â»Bleiben noch zwei.«
    Â»Richtig. Im fünften Fall wurde die Testamentseröffnung von einem Überlinger Notar namens Sonntag abgewickelt.«
    Wolf schnalzte ahnungsvoll mit der Zunge. »Ist er

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