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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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vielleicht unser Mann?«
    Â»Sieht ganz so aus. Das Datum der Testamentseröffnung fällt in die Woche vor Einsteins und Havannas Ableben. Bleibt zuletzt noch Nummer sechs, und jetzt halten Sie sich fest: Diese Witwe ist nicht nur in Überlingen verstorben und begraben; ihre Erbangelegenheiten wurden auch von einem bekannten Überlinger Anwalt und Notar abgewickelt. Dreimal dürfen Sie raten, um wen es sich handelt.«
    Â»Ich will nicht raten. Wer ist es?«
    Â»Pohl!«
    Wolf verzog das Gesicht. »Du meinst … unser Pohl?«
    Â»Richtig, unser Pohl. Der im Fall der missbrauchten Schülerinnen auf dem Partyschiff eine so unrühmliche Rolle gespielt hat.«
    Wolf ging ein paar Schritte und sah mit verdrießlicher Miene aus dem Fenster. »Wie das Sprichwort schon sagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Aber lassen wir Pohl mal für einen Moment beiseite. Was uns viel mehr interessieren muss, ist die Frage, ob die Penner auch bei anderen Verblichenen abgesahnt haben.«
    Â»Damit wären wir beim weniger erfolgreichen Teil meiner Mission. Kurze Antwort: Ich weiß es nicht. Die Nachlassverwalter mauern, wie Karin Winter schon gesagt hat. Mandantenschutz.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Von Pohl können wir schon dreimal keine Unterstützung erwarten, nach allem, was war. Ich fürchte, ohne richterlichen Beschluss erfahren wir nie, wer von wem wie viel geerbt hat.«
    Â»Gut. Ich werde mich noch heute darum kümmern. Und gleich morgen früh fahren wir beide zu Pohl. Jetzt muss ich aber erst mal meine Mails durchsehen, und dann wartet der Bericht für Sommer auf mich. Du kannst Feierabend machen.«
    Als Wolf aufstand, fiel ihm noch etwas ein. »Ach ja, falls du heute Abend nichts Besseres vorhast, dann fühle doch den Pennern ein bisschen auf den Zahn. Du weißt schon, wegen Göbbels. Ein Lebenszeichen von ihm würde uns weiterhelfen.«
    Â»Pennern nach Feierabend auf den Zahn zu fühlen, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen«, murrte Jo, nahm ihre Tasche und winkte ihm im Hinausgehen kurz zu.
    Kaum hatte sie den Raum verlassen, fuhr Wolf seinen Rechner hoch, überflog die eingegangenen Nachrichten, löschte fluchend eine Unzahl lästiger Spammails, ehe er ein paar dringende Anfragen beantwortete und schließlich das Textprogramm startete, um sich an den von Sommer geforderten Zwischenbericht zum Fall der ermordeten Wohnsitzlosen zu machen. In der folgenden Dreiviertelstunde suchte er krampfhaft nach treffenden Formulierungen und verlor sich dabei immer mehr in den Abgründen dieses Drecksprogramms, wie er es abfällig bezeichnete. Als er versehentlich sogar eine ganze Passage löschte, gab er entnervt auf und griff zum Telefon.
    Â»Hallo, Ernst, ich bin’s. Sag mal, was würdest du von einem gepflegten Rostbraten und einem Viertel Roten dazu halten? … Dacht ich mir’s doch! Sagen wir in einer halben Stunde im Galgenhölzle? … Mein Bericht? Ja, ich sitze gerade drüber, denke schon, dass ich das noch schaffe. Falls nicht, kann ich dir notfalls mündlich vortragen … Okay, bis später also!«
    * * *
    Jo sah auf die Uhr. Schon halb acht vorbei. Seit einer knappen Stunde saß sie am Landungsplatz auf einer der Stufen, die bis ans Wasser hinunterführten, und nippte gelegentlich an ihrer Cola – als sinniere sie über Gott und die Welt und hätte nur Augen für die wie flimmernde Perlenschnüre daliegenden Lichter der kleinen Süduferorte, die sich in den anschlagenden Wellen zu ihren Füßen reflektierten. Für einen Oktoberabend war es ungewöhnlich warm. Das erleichterte ihr die Aufgabe, die Gruppe lärmender Penner unauffällig im Auge zu behalten.
    Fünf Männer und zwei Frauen lagerten unweit von Jo auf der Treppe, prosteten sich immer wieder zu, lachten und schwangen laute Reden, ohne einen Blick für ihre Umgebung, geschweige denn die leicht angewidert blickenden Passanten in ihrem Rücken zu haben. Im Wesentlichen handelte es sich um dieselben Gesichter, die Jo noch vom Vortag in Erinnerung hatte. Nur einer fehlte: Göbbels.
    Sie hätte viel darum gegeben, die Gespräche mitzuhören, denn sie konnte davon ausgehen, dass die Morde an dreien ihrer Genossen und noch mehr das Verschwinden ihres Wortführers Göbbels für hochgradige Nervosität in der Szene sorgten. Daran vermochte auch die fatalistische

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