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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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fasste Karin schärfer ins Auge. »Und warum erzählen Sie mir das – ich meine, warum gerade jetzt? Sie bohren doch schon länger in der Geschichte herum, oder?«
    Â»Wenn ich ehrlich sein soll«, begann Karin zögernd, »… ich komme allein einfach nicht weiter. Wenn wir uns allerdings zusammenschmeißen würden … um es kurz zu machen: Ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen, Herr Wolf. Im Gegenzug …«
    Wolf winkte ab. »Ja, ja, diese Leier kenn ich schon! Eine Hand wäscht die andere, gibst du mir Informationen, geb ich dir welche – das meinten Sie doch?«
    Â»Sehen Sie, das gefällt mir so an Ihnen: Wir verstehen uns auch ohne viele Worte«, grinste Karin spitzbübisch.
    Wolf schluckte hinunter, was er noch hatte sagen wollen. Mit der Weigerung zur Zusammenarbeit würde er sich selbst einen Bärendienst erweisen. »Also gut«, knurrte er und sah auf die Uhr. »Was haben Sie zu bieten?«
    Â»Betrachten Sie die Verifizierung der Erbschaft als Anzahlung. Und hier gleich die nächste Rate: Mein Informant sprach, nach dem Erblasser gefragt, von einer älteren Witwe. Da hat’s bei mir geklingelt. Vielleicht, hab ich mir gesagt, gab es bereits ähnliche Fälle? Also hab ich mir mal die Mühe gemacht, nach älteren Witwen zu forschen, die in den letzten Monaten verblichen sind. Auf dieser Liste hier finden Sie sechs Namen.«
    Sie nahm ein Blatt aus ihrer Umhängetasche und legte es vor ihn hin. »In allen Fällen verliefen meine Nachforschungen bezüglich des Nachlasses im Sande. Die zuständigen Stellen mauern. Ihnen hingegen dürfte das keine großen Schwierigkeiten bereiten.« Ein verschmitztes Lächeln spielte um ihren Mund. »Wer könnte schon einem richterlichen Beschluss widerstehen?«
    Steht ihr gut, das Lächeln, dachte Wolf, rief sich jedoch postwendend zur Ordnung. Abrupt stand er auf und nahm seine Jacke aus dem Schrank.
    Â»Danke, Frau Winter, meine Kollegin, Frau Louredo, wird sich der Sache annehmen. Ich melde mich bei Ihnen. Und jetzt müssen Sie mich entschuldigen. Die Lagebesprechung, Sie wissen schon.«
    Kurz bevor er die Tür erreichte, drehte er sich noch einmal um. »Fast hätt ich’s vergessen: Die Spurensicherung nimmt gerade Ihre Wohnung auseinander. Vielleicht werden wir ja fündig.« Er grinste. »Wären schließlich nicht die ersten Täter, die mit einem offenen Auge in ihr Verderben rennen, oder?«
    * * *
    Der Himmel inszenierte spätherbstliches Mainauwetter. Was Wunder, dass Gott und die Welt auf die Blumeninsel drängten. Ein klapprig aussehender dunkelgrauer Audi bog auf den Parkplatz ein, erst nach längerem Suchen fand er eine freie Lücke. Der Igelmann musterte kurz die Umgebung, ehe er ausstieg, seinen Wagen abschloss und in Richtung Insel ging. Ohne Hast passierte er die dem Eingang vorgelagerte Verkaufshalle und schlug den Weg zu den Kassenhäuschen ein. Mit einem kurzen Schulterblick sah er noch einmal zu seinem Wagen zurück. Kein Mensch käme auf die Idee, hinter dieser Klapperkiste weit über zweihundert Pferdestärken zu vermuten. Ging auch keinen was an! Hauptsache, er konnte im Falle eines Falles den Gäulen die Sporen geben!
    Vor den Kassenhäuschen reihte er sich in die Besucherschlange ein. Einen Moment lang verfluchte er die gottverdammten Touristen, doch sofort nahm er sich wieder zurück – schließlich hatten sie sich aus genau diesem Grund für die Mainau entschieden, als es um die Wahl ihres Treffpunktes ging. Hier, in der Masse, würden sie am wenigsten auffallen.
    Bereits nach einigen Metern erreichte der Igelmann den eisernen Steg, der zu der Blumeninsel hinüberführte. An der danebenstehenden, gut drei Meter hohen Bronzeplastik, dem Schwedenkreuz, verhielt er seinen Schritt und kam wie durch Zufall neben dem Rothaarigen zu stehen, der wie er die drei gekreuzigten Leidensgestalten bestaunte.
    Der Igelmann spitzte die Lippen, als sei er von der Ausdruckskraft der Figuren überwältigt. »Einfach beeindruckend«, rief er halblaut und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Â»Wäre schön, wenn man das von deinem missglückten Einsatz auf der Intensivstation auch sagen könnte«, entgegnete der Rothaarige im Flüsterton, ohne den Blick von dem Kreuz zu wenden.
    Â»Was heißt da missglückt? « Der Igelmann hatte sich gleichfalls aufs

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