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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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herein. »Wie sieht’s aus, Chef, wir wollten doch heute früh zu Pohl. Bleibt’s dabei?«, fragte Jo.
    Wolf hielt sich die Hände vor die Ohren. »Nicht so laut! Ist ja direkt unanständig, wie wach ihr seid.«
    Â»Wohl ein bisschen spät geworden gestern Abend, Sie Armer!« Jos Grinsen drückte alles andere als Bedauern aus. »Wie wär’s mit einem Kaffee?«
    Während Vögelein rasselnd zu husten begann und sich, nachdem der Anfall abgeklungen war, am Besprechungstisch niederließ, um sich in seine Notizen zu vertiefen, besorgte Jo eine Tasse Kaffee, die sie vor Wolf abstellte. Auf der Untertasse lag eine Kopfschmerztablette.
    Â»Ich bin nicht krank«, murrte Wolf, schluckte die Tablette jedoch folgsam hinunter. Zu allem Unglück verbrannte er sich beim Nachspülen an der heißen Tasse die Lippen. »Sakrament, ist das Zeug heute heiß«, fluchte er und setzte die Tasse so ungestüm ab, dass ein Teil ihres Inhaltes über Vögeleins Notizen lief.
    Â»Scheint heute absolut nicht mein Tag zu sein«, meinte Wolf resigniert, nachdem er sich entschuldigt hatte.
    Demonstrativ sah Jo auf die Uhr. »Hab’s mir schon gedacht. Sonst sind Sie ja am Morgen meist der Erste, aber heute …? Wir fürchteten schon, es sei etwas passiert.«
    Â»Gib’s zu, ihr hattet gehofft, ich sei vom Rad gestürzt!« Wolf ließ ein belustigtes Kichern hören. »Pech gehabt.« Sofort wurde sein Gesicht wieder ernst. »Was ist mit der Fahndung nach dem Golf?«
    Â»Bis jetzt ergebnislos, zumindest was den Fahrer angeht. Der Golf selbst wurde gestern Abend als gestohlen gemeldet. Bei der Halterin handelt es sich um eine Angestellte des ›Seekurier‹ - Verlags, eine gewisse Monika Bächle.«
    Â»Hast du die Frau gesprochen?«
    Â»Telefonisch ja. Die Gute machte einen ziemlich aufgelösten Eindruck. Sagte, sie hätte den Wagen am frühen Abend in der Nähe ihres Hauses ordnungsgemäß abgestellt.«
    Wolf nippte, diesmal vorsichtiger, an seiner Tasse. »Gut, ich werde die Winter mal auf die Frau ansprechen. Jetzt zu Pohl. Wollten wir den nicht heute früh aufsuchen?«
    Jo warf einen hilfesuchenden Blick auf Vögelein. »Die Frage hatte ich Ihnen bereits bei Ihrem Eintreffen gestellt, Chef.«
    Â»So? Na, dann lass uns fahren!« Ohne eine Antwort abzuwarten, stand er auf. »Ach ja, was dich betrifft, Hanno …« Er wandte sich Vögelein zu. »Frag mal vorsichtig nach, was unser Phantombild macht.« Er warf einen taxierenden Blick auf den jungen Kollegen. »Erstaunlich, dass dich die Ärzte so schnell wieder hingekriegt haben. Gestern Abend hörte sich das ganz anders an, klang fast ein bisschen nach Intensivstation. Na, sei’s drum, wir müssen los.«
    Jo stellte den Dienstwagen in der Tiefgarage des Bürohauses ab, in dem sich die Kanzlei von Rechtsanwalt Dr.   Hartmut Pohl befand. Wolf konnte sie überreden, den Lift auszuschlagen und stattdessen die Treppe zu nehmen. »Kann meinem Kopf nur guttun«, erklärt er. Wohl oder übel folgte ihm Jo.
    Oben angekommen, klingelten sie.
    Â»Bin ehrlich auf Pohls Gesicht gespannt«, flüsterte Jo.
    Â»Und ich auf Janes«, flüsterte Wolf zurück und leckte sich theatralisch die Lippen.
    Zu ihrer Überraschung standen sie nicht der Jane, die sie kannten, gegenüber, sondern einer ihnen gänzlich unbekannten und deutlich jüngeren Frau. Nachfolgerin oder Vertretung?, überlegte Wolf und entschied sich für Ersteres. Jedenfalls entsprach die Neue, zumindest in puncto Haarfarbe und Oberweite, voll und ganz ihrer Vorgängerin. Womit Pohl einer alten Weisheit Rechnung trug, nämlich der, dass die meisten Männer Zeit ihres Lebens demselben Frauentyp die Stange hielten.
    Â»Guten Morgen. Wolf von der Kripo Überlingen. Das ist meine Kollegin, Frau Louredo. Wir würden gerne mit Dr.   Pohl sprechen, es ist dringend. Und eh Sie mich fragen: Nein, wir haben keinen Termin! Es dauert allerdings nicht lange. Dürfen wir reinkommen?« Schon drängte er sich durch die Tür.
    Etwas hilflos sah die Sekretärin auf die beiden Besucher. Wolf ahnte, in welchem Zwiespalt die Frau steckte. Da sie nun schon einmal drin waren, konnte sie sie ja schlecht wieder hinauskomplimentieren. Außerdem schickte man Kripoleute nicht so einfach weg. Pohl dürfte über den unangemeldeten Besuch noch viel

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