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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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niederdrückte. Geräuschlos ließ sie sich einen Spalt weit öffnen. Auf den ersten Blick konnte Jo nicht viel erkennen. Unmittelbar vor ihr war alles still, dämmriges Licht fiel auf die Boote, die in speziellen Regalen übereinanderlagen. Das Licht rührte von einer reichlich trüben Funzel, die im hinteren Teil des Bootshauses leise quietschend von der Decke baumelte. In ihrem Schein gewahrte Jo zwei Männer. Wie Kampfhähne standen sie sich geduckt gegenüber, undeutlich drangen ihre gedämpften Stimmen zu ihr herüber. Ihre Silhouetten erinnerten an ein chinesisches Schattenspiel.
    Jo fühlte sich zunehmend unwohl in ihrer Haut. Ihr dämmerte, dass sie sich niemals ohne Rückendeckung auf ein solches Abenteuer hätte einlassen dürfen. Schuld war ihr verfluchter Tatendrang, er brachte sie nicht zum ersten Mal in Bedrängnis. Doch diese Erkenntnis kam reichlich spät – es war, wie es war. Jetzt konnte sie nur noch versuchen, das Beste draus zu machen. Und das Beste wäre zweifellos, mitzubekommen, worüber die beiden Männer sprachen. Doch dazu musste sie näher ran.
    In langsamen, vorsichtig gesetzten Trippelschritten versuchte Jo, auf die andere Seite der gestapelten Boote zu gelangen. Dort, entlang der Außenwand und außer Sicht der beiden Männer, würde es leichter sein, sich unbemerkt nach vorne zu schleichen. Leider waren dort auch die Lichtverhältnisse schlechter, sie musste höllisch aufpassen, um nicht aus Versehen an ein herumliegendes Hindernis zu stoßen und so die Männer zu warnen. Vorsichtshalber griff sie mit der Rechten an ihr Schulterhalfter, ehe sie weiterschlich. Der kühle Griff der Dienstwaffe strahlte etwas Beruhigendes aus.
    Meter um Meter kam sie den Männern näher, wurden die Stimmen deutlicher, schon waren einzelne Worte zu verstehen. Auch die Lichtverhältnisse verbesserten sich mit jedem Schritt.
    Jo hatte sich die Lauschaktion bedeutend schwieriger vorgestellt. Das lief ja wie geschmiert! Bald würde sie annähernd auf gleicher Höhe mit den Männern sein, dann konnte sie sich voll und ganz auf deren Unterhaltung konzentrieren. Sie war sich sicher, in einem von ihnen den Golffahrer wiedererkannt zu haben. Wer aber war sein Gegenüber?
    Â»Was habt ihr mit ihnen gemacht?« Endlich hatte Jo einen Satz ganz deutlich verstanden. Gespannt wartete sie auf die Antwort.
    Â»Steck deine Nase nicht in Dinge, die dich nichts angehen«, drohte die zweite Stimme. Sie klang, als könne sich ihr Besitzer nur mit Mühe im Zaum halten; wenn nicht alles täuschte, gehörte sie dem Golffahrer.
    Wovon redeten die beiden da? Jedenfalls nicht über Belanglosigkeiten! Gott sei Dank, nur noch wenige Meter, dann hätte sie’s geschafft und das Ende der Bootsreihe erreicht, vorsichtig würde sie um die Ecke linsen und sich voll und ganz auf die Auseinandersetzung der beiden konzentrieren.
    Doch vollkommen übergangslos wurde die Halle plötzlich in gleißend helles Licht getaucht, und die Stimmen der beiden Männer erstarben. Für Bruchteile von Sekunden herrschte atemlose Stille, die gleich darauf von hastenden Schritten und stoßweisen Atemzügen zerrissen wurde. Dann schlug mit lautem Knall die Tür zur Seeseite zu.
    Heilige Scheiße – was war hier los? Jo holte tief Luft. Irgendein Dritter musste die Halle betreten und das Licht angeschaltet haben. Jemand, der sich auskannte, der sich völlig geräuschlos zu bewegen verstand. Aber wer? Und in welcher Absicht? Der Fall wurde immer mysteriöser.
    Vergeblich versuchte sie, sich zu beruhigen. Die Sinne zum Zerreißen gespannt, lauschte sie auf ihre Umgebung, glaubte mehrfach, leise, näherkommende Schritte zu hören, doch es war nur das Blut, das in ihren Ohren rauschte.
    Bis plötzlich mit explosionsartigem Klirren irgendein Metallteil auf den Betonboden schlug!
    Doch nicht der Lärm war es, der Jos rechte Hand an ihre Dienstwaffe zucken ließ. Viel mehr noch als das Klirren erschreckte sie die physische Anwesenheit eines neuen Gegners, eines Gegners, den sie nicht sah und von dem sie nicht wusste, was er im Schilde führte, dessen Präsenz sie gleichwohl mit allen Fasern ihres Körpers spürte. War er wegen der beiden Männer oder ihretwegen gekommen? Sie hatte keine Ahnung.
    Da plötzlich erlosch das Licht von Neuem, urplötzlich war alles ringsum stockdunkel. Selbst die Funzel, in

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