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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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getroffen. Nichts war passiert. Alles war Verwirrung.
    Vielleicht ging es nur um ihn und Martina. Vielleicht waren sie das Problem. Ihre so genannte Beziehung. Vielleicht sollten sie einfach mal miteinander reden. So simpel und so kompliziert das vielleicht auch war.
    Da draußen hatte er Ada vermisst. Es war ein wunderbarer Tag gewesen. Der Himmel war so blau gewesen. Und plötzlich hatte er Ada vermisst.
    Das ist ja verrückt, hatte er gedacht. Ich hier und die beiden dort.
    Ich lüge.
    »Ich möchte, dass wir uns eine Weile nicht sehen«, hatte er auf dem Rückweg im Auto zu Krister gesagt.
    »Okay«, hatte Krister geantwortet.
    Sie hatten sich auf dem Sveaplan die Hand geschüttelt.
    Winter hatte von Macdonald erzählt. Aber das war nur der kleinere Anlass gewesen. Er versuchte den anderen zu erklären, den großen. Es war nicht leicht.
    »Ich irre mich meistens nicht«, sagte er.
    Osvald sah wieder aus dem Fenster. Draußen schien es zu dämmern, aber eigentlich war es noch zu früh für die Dämmerung. Eine Wolke musste über die Insel gezogen sein.
    »Wenn es möglicherweise noch mehr gibt, was man wissen musste, dann ist es natürlich gut, wenn es jemand versucht herauszufinden«, sagte Osvald.
    Winter nickte.
    »Du meinst also, es gibt da noch was?« »Ich weiß es nicht. Darum fahre ich hin.« »Ich verstehe«, sagte Osvald.
    »Jemand hat deinen Vater veranlasst rüberzufahren«, sagte Winter.
    »Wie meinst du das?«
    »Na, es ist doch ein Brief gekommen, oder?« »Ja, ja, genau.«
    Winter blickte auf die beiden alten Papierbögen, die auf dem gläsernen Sofatisch lagen. Er konnte die etwas nachlässige Schrift von hier aus sehen, aber nicht lesen.
    »Ich würde die beiden Briefe gern eine Weile mitnehmen.«
    »Warum?«
    »Damit wir sie ein wenig näher untersuchen können.« »Fingerabdrücke?«
    »Wie kommst du darauf?«, fragte Winter.
    »Ja ... ich weiß nicht, das ist mir nur so eingefAllen.«
    Winter sagte nichts. Draußen hörte er zum dritten Mal das Moped, brutt-brutt-brutt-bruuuut, als es vorbeifuhr, brutt-brutt-brutt. Er dachte plötzlich an einen alten Film, in dem regelmäßig oder besser unregelmäßig ein Motorrad in einer Ansammlung von Leuten auftauchte, in einer Stadt, plötzlich war es dort und dann weg. Amarcord. Fellini.
    Es gab noch einen anderen Film . es war dasselbe . ein Typ auf einem Motorrad, und das war offenbar als Zwinkern in Richtung Fellinis Film gemeint . wie hieß der andere . er sah ein Dorf und ein Meer . er hieß Local Hero. Und ihm fiel ein, dass er irgendwo in Schottland gedreht worden war, in einem kleinen Ort am Meer, wo alle misstrauisch gegen Neuankömmlinge waren.
    »Nicht wegen der Fingerabdrücke?«, fragte Osvald. »Vielleicht«, sagte Winter.
    Er dachte an den Brief, der vor einem Monat gekommen war und der Axel Osvald veranlasst hatte, sich auf den Weg zu machen in seinen Tod. Er blickte seinen Sohn an und sah, dass auch er daran dachte.
    »Willst du sie vergleichen?«, fragte Osvald.
    »Vielleicht«, sagte Winter.
    »Aber du glaubst doch nicht, dass.«
    Winter antwortete nicht. Das Moped kam zum vierten Mal vorbei. Wahrscheinlich waren es verschiedene Mopeds, aber sie klangen genau gleich. Er sah diesen Film aus Schottland in seiner Erinnerung vorbeiziehen. Die Häuser lagen nah beieinander. Es gab ein Wirtshaus. Das wurde von einem verschlagenen Kerl betrieben. Ein Amerikaner hatte mit ihm über den Kauf eines Stücks Strand verhandelt.
    »Das ist ja geradezu idiotisch«, sagte Osvald. »Dann müsste Großvater ja noch am Leben sein.« Er stand auf.
    »Glaubst du das wirklich?«
    »Was glaubst du selber?«
    »Nein, nein.«
    »Was hat dein Vater geglaubt?« »Das nicht.« »Bist du sicher?«
    »Vielleicht hat er es gehofft. Irgendwann. Aber das ist was anderes.«
    Glaube. Oder Hoffnung. War das ein Unterschied? In Winters Welt, in der Welt, in der er bis jetzt die meiste Zeit verbracht hatte, in seinem erwachsenen Leben, glitten Glaube und Hoffnung manchmal ineinander.
    »Ich möchte dich um etwas bitten, Erik«, sagte Winter.
    »Und um was?«, fragte Osvald.
    »Hast du ein Foto von deinem Großvater, als er jung war?«
    Osvald griff sich wieder an die Stirn. Er strich sich durchs Haar. Er stand mitten im Zimmer.
    »Ein anderes Foto kann ja nicht existieren«, sagte er.
    »Für uns gab es ja nur den jungen Mann.«
    »Gibt es ein Foto?«
    »Ja«, sagte Osvald und verließ das Zimmer.
    Bergenhem stand vier Parkreihen vom Laster entfernt, der im Wind zu

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