Segel aus Stein
mochte. Er war nicht sicher, ob sie noch dort sein würde, wenn er kam.
Osvald saß still da, den Blick auf die Klippen vorm Fenster gerichtet, als ob er meditierte. Saß er so jede zweite Woche, wenn er zu Hause war? Eine Woche da draußen, eine Woche hier drinnen.
»Ich fliege morgen rüber«, sagte Winter.
»Was?«
»Ich fliege morgen nach Inverness.«
»Wie bitte?« Osvald schien zusammenzuzucken. Er nahm den Blick vom Fenster.
»Bist du erstaunt?«, sagte Winter.
Osvald kratzte sich in den dünnen Haaren über der Stirn.
Winter wartete. Ein Transportmoped fuhr draußen vorbei, das Geräusch bog ums Haus und hüpfte über die Klippen.
»Ist es Johanna?«, fragte Osvald, die Hand immer noch auf dem Kopf.
»Wie bitte?«
»Ist immer noch etwas zwischen Johanna und dir?«
»Meinst du, das wäre der Grund, dass ich dorthin fahre?«
»Was sollte sonst der Grund sein?«
Das ließ Winter für eine Sekunde verstummen.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragte Osvald.
Das Moped fuhr wieder vorbei, aus der anderen Richtung. Einige Seevögel schrien. Winter meinte, eine Fähre tuten zu hören.
»Es gibt zwei Gründe«, sagte Winter, »und die hängen wahrscheinlich zusammen.«
Bergenhem folgte dem Laster. Es war leichter als vorher. Die Skänegatan war breit und gerade. Im Funk kratzte es. Er meldete sich und verließ die Vorfahrtstraße am Korsvägen. Der Laster fuhr weiter auf dem Södra vagen in Richtung Mölndalsvägen.
»Die Kennzeichen an dem Fahrzeug sind gestohlen«, sagte er zu Meijer.
»Oh Scheiße.«
»Warum sind sie zu den Speichern gefahren und dann umgekehrt?«, sagte Bergenhem.
»Wahrscheinlich haben sie einen Anruf gekriegt und sind umdirigiert worden«, sagte Meijer.
»So könnte es sein.«
»Sollen wir ein Überfallkommando schicken und sie schnappen?«, sagte Meijer.
»Wollen wir nicht wissen, wohin sie wollen?«
»Doch«, sagte Meijer.
»Dieser ganze Einsatz ist ziemlich groß, oder?«
»Sehr groß«, sagte Meijer, »sehr, sehr groß.«
»Dann machen wir vielleicht was kaputt, wenn wir jetzt zuschlagen«, sagte Bergenhem.
»Das siehst du ganz korrekt«, sagte Meijer. »Fahr mit der Überwachung fort gemäß Anordnung und tu nichts, warte weitere Anweisung ab.«
Bergenhem schüttelte den Kopf und lächelte vor sich hin.
»Und gib mir das Kennzeichen, Bergis.«
»Red mit Aneta Djanali von der Fahndung«, sagte Bergenhem und drückte auf aus.
Jetzt waren sie auf dem Mölndalsvägen und kamen am südlichen Eingang vom Vergnügungspark vorbei. Die Straße war immer noch breit und gerade. In Höhe von Sörgärden änderte sie den Namen und hieß Göteborgsvägen. Der Laster fuhr an den Fabriken von Krokslätt vorbei. Bergenhem versuchte, immer vier Autos zwischen sich und dem Laster zu haben.
Es ging weiter über die Kungsbackaumgehung. Bergenhem kontrollierte den Benzinstand. Alle Wagen, die fahrbereit waren, sollten voll getankt sein. Das war dieser nicht, der musste irgendwo anders gewesen sein, kurz bevor er ihn bekam. Aber es reichte noch für hundert Kilometer, vielleicht für hundertzwanzig.
Sie fuhren durch Källered. Bei der südlichen Ausfahrt bog der Laster nach rechts ab und Bergenhem folgte ihm, sah ihn wieder nach rechts fahren, um einen Parkplatz herum, und dann vor Ikea parken.
Bergenhem parkte auch. Die Männer waren hineingegangen, zwei unter Hunderten.
Bergenhem öffnete die Autotür und blieb sitzen. Auf dem Parkplatz roch es nach Benzin. Und nach Bratwurst.
Am Wochenende hatte er mit Krister Würstchen gegrillt. Auf Stora Amundö, nicht weit von hier entfernt. Doch, ziemlich weit.
Sie hatten über alles gesprochen.
Martina glaubte, er arbeitete. Er glaubte nicht, dass sie anrufen und ihn kontrollieren würde. Manchmal kam es ihm so vor, als mache sie sich nichts mehr aus ihm.
Sie schaute weg. Immer schaute sie weg.
So geht das nicht, hatte er gedacht, als er zum Linneplatsen fuhr, um Krister abzuholen.
Er hatte es draußen in den Klippen gesagt. Das Meer um sie herum war voller Segel.
Es geht nicht mehr.
»Möchtest du keine Freunde haben?«, hatte Krister gesagt.
»Ich will mich nicht heimlich mit ihnen herumdrücken«, hatte er gesagt.
»Das brauchst du nicht heimlich zu tun«, hatte Krister gesagt.
»Aber das tu ich doch. Ich lüge wegen der Zeiten.« »Erzähl es Martina.« »Was soll ich ihr erzählen?«
»Das weißt du selber am besten«, hatte Krister gesagt. Zum Teufel, ich weiß es, hatte er gedacht. Er hatte Krister viermal
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