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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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keine Bomben gefAllen. Er musste sich auf eine der Bänke vorm Rathaus setzen. Es war kein Rathaus mehr, so viel konnte man erkennen. Alte Leute gingen ein und aus, einige schienen fünfzig Jahre älter zu sein als er. Auf der Bank gegenüber saß ein alter Mann, saß da und schlief in der blassen Herbstsonne.
    Hier war es. Hier war es. Er hatte Panik empfunden und war nie wieder gekommen. Hier hatte es angefangen.
    Es waren all die Menschen, Tausende, Zehntausende.
    Der Krieg war vorbei. Was war das . das zwanzigjährige Jubiläum des Monuments? Ja. Vielleicht. Sie hatten den Frieden gefeiert und das Denkmal, das zwanzig Jahre alt war. Es war so eng gewesen, dass er kaum atmen konnte.
    Er betrachtete das Kriegerdenkmal. Es stand natürlich noch vor dem alten Rathaus auf dem alten Teil des Platzes.
    The War Memorial.
    Denkmal für die Toten des ersten großen Krieges. In Proud And Grateful Remembrance. Their Name Liveth For Ever.
    Er erhob sich mit seinen Erinnerungen und überquerte die Straße. Hier hatte er gestanden, zwischen all den anderen. Damals hatte er sich umgedreht. Es war ein Geräusch gewesen. Ein klickendes Geräusch.
    Sie hatten einige Male in Buckie gebunkert. Vielleicht nur zweimal. Arne hatte bleiben wollen. Nicht diesmal, hatte er gesagt. Wir kommen wieder. Es war das letzte Mal gewesen. The Buckie boys are back in town, hatte Arne gesagt, als sie anlegten. Er hatte es beim Biertrinken im »Marine« wiederholt.
    Sie hatten gleichzeitig mit »Monadhliath« abgelegt. Es war am Tag darauf gewesen. »Monadhliath« war auf treibende Minen gelaufen. Das war einen weiteren Tag später gewesen. Vielleicht hatte er die Explosion gehört. Er hatte ein Licht in der Nacht gesehen.
    Zwei Stunden später war »Marino« untergegangen.
    Er hatte Bertil überredet, nicht mitzukommen. Nein. Er hatte ihn gezwungen! Das war in Fraserburgh gewesen. Sie bekamen die letzten Instruktionen.
    Arne sollte sowieso nicht mitkommen. Er hatte eine Verabredung in den Bergen und fuhr, versteckt unter einer Persenning auf der Ladefläche eines Lasters, dorthin. Mehr Waffen. Immer mehr Waffen.
    Arne konnte kein Deutsch. Andere konnten Deutsch.
    Egon kam mit aufs Meer. Ihn konnte er nicht zwingen, an Land zu bleiben. Er hatte es versucht. Egon drängte sich auf der letzten Reise auf.
    Mit Frans hat er damals nicht gesprochen. Sie sprachen nicht mehr miteinander. Nur in Notfällen. Nur, wenn es gar nicht anders ging.
    »John, du bist verloren«, hatte Frans gesagt.
    »Wir sind alle verloren«, hatte er geantwortet.
    Frans hatte von Ella gesprochen. Ein verrücktes Gespräch, wahnsinnig. Frans hatte ihn beschuldigt. Lass sie in Ruhe, hatte er gesagt. Ella gehört mir. Es war wahnsinnig. Es war eine Lüge. Frans trank. Frans redete wie ein Irrer. Frans war unvorsichtig mit den Waffen. Frans hatte Angst.
    Egon sah ängstlich aus. Egon ging ihm aus dem Weg. Egon hielt sich unten in der Messe auf. Egon hatte Angst.
    Er stand in der Kajüte. Er trank. Er fror. Er lauschte auf den Wind. Er hatte auch Angst. Es war eine Vorahnung. Er hätte es Egon nicht erklären können.
    Als sie im Schutz der Klippen auf Clubbie Craig zufuhren, hatte der Wind kräftig aufgefrischt.
    Vor Troup Head war der Treffpunkt. Er konnte das Dorf dort drinnen unter den Felsen nicht sehen. Alles war dunkel. Plötzlich tauchte das Signal oberhalb von Cullykhan Bay auf. Das andere Schiff lief aus.
    Sie fuhren nach Norden. Sie luden ab und luden wieder auf. Sie fuhren weiter. Sie luden ab. Sie fuhren weiter. Der Wind nahm zu. Noch konnten sie nicht nach Hause zurückkehren. Sie fuhren in den Sturm.
    Jetzt hatte er keine Angst mehr. Aber Egon hatte Angst.
    Frans hatte keine Angst. Frans kam in die Kajüte. Frans fuchtelte mit einer deutschen Armeepistole.
    »Wollen wir Schellfisch schießen?!«, schrie er.
    Er antwortete nicht. Es kam eine starke Bö. Er steuerte gegen. Frans schwankte.
    »Wir haben reichlich davon!« Frans fuchtelte mit der Pistole. »Und schwerere Kaliber!« Er wedelte wieder. »Damit können wir Wale schießen!«
    Frans hatte Waffen beiseite geschafft. Wie hatte er das angestellt?
    Das wurde mit dem Tode bestraft. Es kam nicht darauf an, ob man nur wenig zurückbehalten hatte. Oder viel.
    Fast alles wurde mit dem Tode bestraft.
    »Leg sie weg!«, rief er.
    »Sollen wir die Schleppnetze aussetzen?!«, schrie Frans. »Ha, ha, ha!«
    »Geh unter Deck!«, rief er.
    Bei dem schweren Seegang verlor Frans das Gleichgewicht. »Marino« fiel, fiel zwanzig

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