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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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deswegen gegen die umliegenden Gebäude abhob.
    Über dem Eingang hing ein zweisprachiges Schild. Inverness Command Area. Sgire Comannd Inbhirnis. Der Empfang erinnerte Winter an die Empfangshalle im Polizeipräsidium zu Hause, der gleiche verschlissene Charme, mürrische Aufnahme von Öffentlichkeit in Not. Einige Menschen saßen dort drinnen mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie überall sonst. Eine Mischung aus Hilflosigkeit und Angst, von Einsamkeit in einer Welt, die nicht nett war. Am Tresen stand eine Frau und führte ein Gespräch in einer Sprache, die Gälisch sein musste, ihre Stimme war laut und hohl wie ein gerissener Auspuff. Auf der anderen Seite der Wand hing ein Anschlag: Deiligeadh leis a h-uile tachartas de ghiülan mishöisealta gu h-eifeach-dach. Daneben stand eine Übersetzung: To effectively tackle all incidents of anti-social behaviour.
    Alle Formen von gesellschaftsfeindlichem Verhalten effektiv zu bekämpfen.
    Eine stolze Aufgabe für die internationale Polizeibruderschaft, seine und Steves. Setz eine Klammer um »effektiv«. Aber wir versuchen es. Währenddessen will die verdammte Gesellschaft nicht stillhalten, damit wir ein bisschen Ordnung schaffen können zwischen allem, was »feindlich« ist. Oder »feindlich« geworden ist.
    An der Wand hing ein weiteres Plakat in Gelb und Schwarz: Going To The Hills? Let Us Know BEFORE You Go.
    Axel Osvald hatte die Aufforderung nicht befolgt. Aber er war gar nicht so hoch geklettert.
    Jamie Craig kam aus einer Tür rechts von dem verglasten Empfang. Er sah aus, wie er redete. Entschlossen. Seine Wangen wirkten rot, aufgesprungen, was vom Whisky kommen mochte oder von der Luft in den Highlands. Oder von beidem. Er begrüßte Macdonald mit einem professionellen Handschlag ohne Herzlichkeit und drückte Winters Hand kurz und fest.
    »Let's go«, sagte er.
    Sie gingen durch unterirdische Korridore. Die Beleuchtung war schwach und warf Schatten, die alles Mögliche vorstellen konnten.
    Als sie wieder nach oben kamen, blendete das elektrische Licht. Johanna Osvald wartete in einem Raum, in dem ein einziger Stuhl stand, von dem sie sich erhob.
    Winter umarmte sie. Sie begrüßte Macdonald. Sie standen mitten im Raum.
    »Ich ... wir ... fahren in ein paar Stunden«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte Winter.
    »Ihr wollt ihn wahrscheinlich . sehen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Winter, aber er wusste, dass er es wusste. Er wusste etwas, das er nicht erklären konnte, nicht einmal sich selber.
    »Es war doch ein . natürlicher Tod«, sagte Johanna Osvald mit einem Zögern in der Stimme: Ich akzeptiere den Tod nicht als etwas Natürliches. Nicht diesen Tod.
    Axel Osvald sah aus, als würde er schlafen. Winter saß zwei Minuten am Kopfende und erhob sich dann. Osvalds Haare waren zurückgekämmt, und auf seinen Wangen war ein schwacher Schatten von Bartstoppeln. Winter konnte nicht erkennen, ob er bei seinem Tod unrasiert oder frisch rasiert gewesen war. Der Bart wuchs weiter bei toten Männern und auch die Nägel. Das war normal.
    In dem nackten Raum warteten Macdonald, Johanna Osvald und Craig.
    »Let's go«, sagte Craig.
    Sie kehrten durch dieselben Korridore zurück. Johanna Osvalds Haare sahen aus wie Gold. Winter meinte den Geruch nach Gas wahrzunehmen. Es war kalt dort unten, kälter, seitdem er den Körper gesehen hatte. Er hatte plötzlich Gänsehaut an den Oberarmen. Diese Gänge musste es schon gegeben haben, als die Häuser über ihnen noch andere gewesen waren, in einer anderen Zeit. Die Gänge waren zur Erinnerung erhalten worden.
    Sie kamen hinauf in ein neues Licht, das sie die Augen zusammenkneifen ließ. Craig zeigte ihnen sein Zimmer, ein Glaskäfig mitten in einer Bürolandschaft. Er hatte alle seine Untergebenen im Blick, aber sie konnten auch ihn sehen. Winter hätte es dort keine zehn Minuten ausgehalten, doch Craig bewegte sich, als ob er hinaus-aber niemand hereinsehen könnte, wie in den Räumen, die sie früher bei Zeugengegenüberstellungen benutzt hatten. Nur umgekehrt.
    Craig wies auf die drei Stühle, die für diesen Besuch hingestellt worden waren. Er setzte sich hinter seinen leeren Schreibtisch, keine Papiere, Stifte, Ablagen, Körbe, Aschenbecher, nichts. Die Platte glänzte, als ob Craig seine Zeit damit verbrächte, sie zu polieren. Winter begegnete Macdonalds Blick. Einer von denen. Das Telefon stand auf einem Seitentischchen. Hinter Craig ging die Arbeit weiter, effectively tackling all incidents of

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