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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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passiert wäre. Etwas anderes.«
    »Ist noch ein weiterer Brief gekommen?«, fragte Winter.
    »Ich habe keinen gesehen.«
    »Aber es könnte einer gekommen sein?«
    »Ja . ich war an den beiden Tagen nicht zu Hause. Ich war in der Schule.« Sie sah Winter an. »An dem Vormittag, als der erste . nein, was sage ich . als dieser Brief kam, hatte ich frei. Den habe ich gesehen.«
    »War noch jemand anders zu Hause, Johanna?«, fragte Winter. »Außer deinem Vater?«
    »Erik war zu Hause«, sagte sie. »Das war seine freie Woche.«
    »Aber er hat nichts von einem zweiten Brief gesagt?« »Nein.«
    »Kein Telefongespräch?« »Nein.«
    Winter sagte nichts mehr. Es war still in Craigs Zimmer, das wie ein Käfig war. Er hörte Stimmen von draußen, konnte die Worte aber nicht unterscheiden. Es könnte schottisches Englisch oder Gälisch sein, oder Italienisch. Oder Schwedisch.
    »Was halten Sie von den Aussagen, dass Ihr Vater verwirrt wirkte?«, fragte Macdonald geradeheraus.
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Klingt das unglaubwürdig?«, fuhr Macdonald fort.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Aber Sie sagen, er war erregt.«
    »Nicht so«, antwortete Johanna Osvald, »niemals so. Solche Probleme hat er nie gehabt, das kann ich mit Sicherheit sagen. Mein Vater ist . war der gelassenste Mann, den man sich vorstellen kann. Er stand mit beiden Beinen auf der Erde.«
    An Deck, dachte Winter. Stand mit beiden Beinen an Deck. Vielleicht war das noch sicherer. Und außerdem hatte er sein Vertrauen in Gott.
    »Etwas muss ihm zugestoßen sein«, sagte Johanna Osvald, »etwas Furchtbares muss passiert sein.«
    Sie fuhren über die Ness Bridge in dem Auto, das Craig ihnen geliehen hatte, bogen nach rechts in die Kenneth Street ein und dann in die Ross Avenue, eine von den hundert kleinen Straßen, die von steinernen Reihenhäusern gesäumt waren. Sie fuhren langsam und hielten vor einem der Häuser. Zwischen Haustür und Fenster hing ein Schild an der Wand: Glen Islay Bed & Breakfast.
    »Glen Islay«, sagte Winter, »klingt wie eine Whiskymarke.«
    »Bed and breakfast and whisky«, sagte Macdonald.
    Winter sah sich beim Aussteigen um.
    »Hier bin ich schon mal gewesen.«
    »Hier? In dieser Straße?«
    »Ja. Ich habe in einem B&B in dieser Straße geschlafen.«
    »Vielleicht im Glen Islay«, sagte Macdonald.
    Vielleicht, dachte Winter, als sie in dem engen Flur standen, der gleichzeitig Rezeption war. Eine Treppe führte nach oben. Es roch nach Eiern und Speck und Feuchtigkeit, vielleicht Schimmel. Angebranntem Brot. Es gurgelte in Rohren, die in merkwürdigen Windungen vor der Tapete verliefen, die vielleicht in der edwardianischen Zeit aufgeklebt sein mochte. Alles war, wie es sein sollte.
    Auf einem klapprigen Tisch stand ein Telefon, daneben eine ältere Frau, eine von diesen little old ladies, die ihre Pensionen durch die Jahrhunderte betrieben.
    »Mr Oswald ist also mit einem Auto weggefahren, Mrs McCann?«, fragte Macdonald. Winter fiel das breite W auf, genau wie vorher bei Craig. Wer immer den Brief an OSWALD FAMILY geschrieben hatte, es musste ein Engländer oder Schotte gewesen sein.
    »I'm absolutely cerrrtain«, antwortete Mrs McCann. Sie sah sehr energisch aus. »And I'av told the otherrr policeman exactly that.«
    »Hat er Besuch gehabt, als er hier wohnte?«
    »Nein.«
    »War er allein, als er auscheckte?«, fragte Macdonald.
    »Ja, natürlich. Wie meinen Sie das?«
    »Draußen im Auto hat niemand gesessen?«
    »Das konnte ich nicht sehen. Ich bin nicht hinausgegangen, als er abfuhr.« Sie wedelte mit der Hand in Richtung Haustür, deren zwei Fenster mit Spitze verhängt waren.
    Winter konnte ihr Auto dort draußen sehen, aber nicht, ob jemand drinsaß. Er nickte Mrs McCann zu.
    »Dürfen wir sein Zimmer sehen?«, fragte Macdonald.
    »Wenn es gerade nicht bewohnt ist.«
    »Im Augenblick ist es nicht belegt«, antwortete sie.
    »Hat ein anderer Polizist es gesehen?«, fragte Winter.
    »Nein.«
    Winter sah Macdonald an, der mit den Schultern zuckte. Craig ermittelte ja nicht in einem Mordfall.
    »Dürfen wir das Zimmer sehen?«, wiederholte Macdonald.
    Sie machte einen Schritt aufs Telefon zu.
    »Hat Mr Osvald Anrufe bekommen, als er hier war?«, fragte Winter.
    »Diese Frage habe ich schon mal beantwortet«, sagte Mrs McCann.
    »Wir pflegen eben mehrmals zu fragen.« Macdonald lächelte.
    »Warum schreiben Sie es nicht gleich auf?«, fragte Mrs McCann.
    »Wir versuchen es«, sagte Macdonald.
    »Ich hab dem anderen Polizisten

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