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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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erzählt, dass er drei Anrufe bekommen hat, ich habe sie angenommen. Es war jedes Mal eine Frau.«
    »War es dieselbe Frau?«
    »Ja...«
    »Hat sie ihren Namen genannt?«
    »Sie hat sich mit Miss Oswald gemeldet.«
    »Okay«, sagte Macdonald. »Das Zimmer.«
    »Hat noch jemand anders hier gewohnt, seit Mr Osvald hier war?«, fragte Winter.
    »Nein . die Saison ist vorbei. Im Augenblick hab ich keine Gäste . leider.« Sie schien über etwas nachzudenken und sah auf. »Aber ich habe das Zimmer aufgeräumt.«
    »Völlig verständlich, Mrs McCann«, sagte Macdonald.
    »Er hat nichts vergessen«, sagte sie, »falls Sie was suchen.«
    »Wir möchten nur das Zimmer sehen«, sagte Macdonald.
    »Es ist im ersten Stock«, sagte sie, ging durch den Flur und nahm einen Schlüssel aus einem Wandschrank.
    Es war ein Zimmer, das in Winter die Erinnerung an all diese kleinen Pensionszimmer weckte. Es hatte zwei Fenster in zwei verschiedene Himmelsrichtungen. Das Zimmer war mit tausend kleinen Gegenständen gefüllt, um es gemütlich zu machen. Am Fußende des Bettes lag sogar eine Wärmflasche. Rechts vom Bett hing ein billiges Gemälde an der Wand, auf dem ein Ungeheuer mit langem Hals in einem See schwamm. Der Rahmen des Bildes war orange. Es war ein besonderes Gemälde, ein besonderer Rahmen.
    Himmel.
    In diesem Zimmer habe ich geschlafen.
    Winter sah Mrs McCann an. Wie alt mochte sie sein? Vielleicht fünfundsechzig. Er erinnerte sich an eine Pensionswirtin von damals. Eine Frau um die vierzig. Wie er selber jetzt. An ihr Aussehen konnte er sich nicht erinnern. Aber er wollte es wissen, mit Sicherheit wissen.
    »Mrs McCann, wie lange führen Sie die Pension schon?«
    »Genau dreißig Jahre«, antwortete sie mit entschiedener Miene.
    »Gut. Haben Sie vielleicht die ... Gästeverzeichnisse von früher aufbewahrt?«
    »Natürlich.« Sie sah Macdonald an. »Das ist doch jetzt gesetzlich vorgeschrieben. Aber ich hab das vorher auch schon getan. Und meine Mutter auch.«
    »Wie?«
    »Meine Mutter, sie hat Glen Islay vor mir geführt.«
    »Wie lange vermietet Ihre Familie eigentlich schon Zimmer?«, fragte Macdonald.
    »Seit neununddreißig«, antwortete sie. »Der Krieg hatte begonnen, hier oben waren viele Soldaten, und meine Mutter hat gesagt, wir müssen den armen Jungen helfen, dass sie ein ordentliches Dach über dem Kopf haben und gemütliche Zimmer, in denen sie sich aufhalten können.«
    »Könnten wir einen Blick in die Bücher werfen?«, fragte Winter.
    »Wollten Sie sich nicht das Zimmer näher ansehen?«, fragte sie.
    »Das mache ich«, sagte Macdonald, nachdem er einen Blick mit Winter gewechselt hatte.
    Es roch nach trockenem Staub in dem Teil des Kellers, wo die in roter Lederimitation gebundenen Bücher säuberlich aufgestapelt waren. Es schien Hunderte zu geben. Er nahm keine Feuchtigkeit wahr, was bedeutete, dass die Bücher wahrscheinlich gut erhalten waren.
    »Wonach suchen Sie?«, fragte Mrs McCann.
    Winter erzählte von seinem Besuch in den achtziger Jahren. Es war im März gewesen.
    »Dann müsste ich mich an Sie erinnern«, sagte Mrs McCann.
    »Ich trug damals einen Bart«, sagte Winter.
    »Hier haben viele Jugendliche aus Skandinavien gewohnt.«
    Winter nickte. Sie gingen zwischen den vielen niedrigen Stapeln entlang. Winter sah jetzt, dass an der Wand Zettel mit Jahreszahlen hingen. Mrs McCann nahm ein Journal aus einem Haufen und kam damit zurück.
    »Das ist der Frühling«, sagte sie und blätterte und blätterte. Winter stand daneben und sah die breiten Spalten mit unleserlichen Unterschriften und den in Großbuchstaben geschriebenen Namen und Adressen. Mrs McCann hob einige Blätter vom Monat März an. Es waren erstaunlich viele Gäste. Sie legte den Finger unter eine Eintragung am 14. März. Winter las seine alte Adresse, das Haus seiner Eltern in Göteborg, und sah seine damalige Unterschrift, die sehr viel ordentlicher war als jetzt, unsicher und gleichzeitig deutlich, gespreizt.
    »Das müssen Sie sein«, sagte sie. »Ist das nicht merkwürdig?« »Ja.«
    »In diesem Teil der Stadt gibt es so viele Bed & Breakfast-Pensionen«, sagte sie, »hier liegen die meisten.«
    Er nickte.
    »Hat Ihnen damals jemand den Tipp gegeben?«, fragte sie.
    »Ich habe am Bahnhof gefragt und bin hierher gegangen«, sagte Winter. »Ich nehme an, so machen es die meisten.«
    »Ja. Die Zimmervermittlung im Bahnhof ruft an, wenn Leute mit dem Zug angekommen sind. Oder manchmal auch vom Flugplatz.«
    »Wie war das denn mit Mr

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