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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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anti-social behaviour. Winter konnte es durch die Scheiben sehen. Männer und Frauen in Uniform und in Zivil bewegten sich durch den Raum, Telefonhörer wurden abgehoben und aufgelegt, Computerbildschirme flimmerten blind. Winter sah zwei Polizisten mit schusssicheren Westen, Helmen und mit Maschinengewehren am Riemen hereinkommen. Ein Mann mit südeuropäischem, düsteren Aussehen saß Craigs Glaswand am nächsten. Er schien Craigs Nacken anzustarren. Vielleicht ein Italiener.
    »Ich glaube, wir haben alles getan, was wir konnten«, sagte Craig und kratzte sich am Hinterkopf.
    »Wir wissen es zu schätzen«, sagte Winter.
    Johanna Osvald nickte. Sie war sehr still gewesen während der Wanderung durch die Unterwelt, als ob sie schon im Flugzeug säße mit ihrem Vater in einem Sarg zwischen all den Samsonite-Koffern im Bauch des Flugzeugs.
    »Bleibt nur noch dieses Auto«, sagte Craig. »Wir haben den Autoverleiher besucht«, sagte Winter. »Cameron.«
    »Netter Junge.« Craig lächelte dünn.
    »Gestohlene Autos tauchen meistens ziemlich schnell wieder auf«, sagte Macdonald.
    Craig schien ein wenig zu erstarren, kaum merklich.
    »Deswegen hab ich das Thema angeschnitten«, sagte er, stand auf, ging zu einem Schrank und öffnete ihn.
    Er kehrte mit einem Blatt Papier zurück und setzte sich die Brille auf.
    »Zwischen April und Juli in diesem Jahr sind in unserem Großraum hundertzwölf Autos gestohlen worden, und alle Wagen sind wieder aufgetaucht bis auf diesen einen«, sagte er. »Und wir haben sechsundvierzig Autodiebe auf frischer Tat ertappt.« Er schaute auf. »Das war in der Hochsaison.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Macdonald.
    »Was ist ausgezeichnet?«
    Craig lächelte mit einem leicht ironischen Kräuseln im Mundwinkel.
    »Eure Statistik.«
    »Wir sind die Besten in Schottland«, sagte Craig.
    »Dieses verschwundene Auto«, sagte Winter, »das weist doch auf ein Verbrechen hin. Vielleicht ein Gewaltverbrechen.«
    »Ja«, sagte Craig, »das ist möglich. Aber es braucht ja nicht mit dem Todesfall zusammenzuhängen.« Er sah Johanna an, die aber irgendwo anders hinguckte, vielleicht durch die Glaswände. »Vielleicht ist ihm das Auto woanders abhanden gekommen.«
    »Ist das vorstellbar?«, fragte Winter.
    »Kaum.«
    »Vielleicht hat ihn jemand in einem anderen Auto nach Fort Augustus gebracht«, sagte Macdonald.
    »Dann reden wir wirklich von einem Verbrechen«, sagte Craig.
    »Aber wir haben keine Spuren am Körper«, sagte Winter mit einem Blick auf Johanna Osvald, die nicht anwesend zu sein schien. Als ob sie all das nicht hören wollte.
    »Es war ein Herzanfall«, sagte Craig. »Das Herz hat aufgegeben, die Frage ist nur, warum.«
    »Du hast keine weiteren Informationen über sein Herumirren im Ort?«, fragte Macdonald.
    »So aufsehenerregend war das nicht«, sagte Craig. »Er ist ein bisschen herumgewandert und hat ein paar Fragen gestellt, die keiner verstand. Insgesamt hat er vielleicht mit drei, vier Personen gesprochen.«
    »Wissen Sie, wer der Letzte gewesen sein könnte?«, fragte Winter.
    »Wer es gewesen sein könnte, ja. Aber die Zeiten sind ein bisschen ungewiss.« Er kratzte sich wieder im Nacken. Der Italiener auf der anderen Seite der Glasscheibe studierte immer noch Craigs Hinterkopf wie ein Sozialanthropologe aus dem Süden. »Eins der großen Probleme in diesem Job ist die verworrene Auffassung der Leute von der Zeit.« Craig wuchtete sich plötzlich vor. »Oder? Wir können hundertprozentig wissen, dass verschiedene Zeugen jemanden getroffen haben, sagen wir um die Mittagszeit, und diese Zeugen können jeder für sich schwören, es war um Mitternacht oder in der Dämmerung!«
    »Wie groß ist die Zeitspanne bei Axel Osvald?«, fragte Winter.
    »Einige Stunden«, sagte Craig. »Früher Nachmittag.« Winter nickte.
    Craig sah Johanna Osvalds Profil an.
    »Er ist in derselben Nacht gestorben.«
    »He got very excited«, sagte Johanna Osvald, plötzlich und überraschend.
    »I begyour pardon, Miss Oswald?«, sagte Craig.
    »Ich hab so viel darüber nachgedacht.« Sie wandte sich zu ihnen um. »Als dieser Brief kam . er wirkte nicht so . verblüfft, oder wie man es nennen soll . nicht so erregt, wie man es hätte erwarten können. Aber dann . ein paar Tage später war er es plötzlich . ja, erregt. Er hat sich ein Flugticket bestellt und ist noch am selben Nachmittag abgereist, glaube ich . nein, es war am Morgen darauf.« Sie schaute wieder über die Bürolandschaft. »Als ob da noch mehr

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