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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sinken.
    »Hast du eine plötzliche Erleuchtung, Erik?«
    »Osvald! Er war da!«
    Macdonald legte die Gabel weg.
    »Wo war er?«
    »Wie hieß diese Stadt . Buckie, nicht? Wo wir nach dem Mietwagen gesucht haben?«
    »Ja. Buckie.«
    »Wir haben in dem alten Hotel Tee getrunken.« »Cluny Hotel.«
    »Wir sind die Treppe raufgegangen.«
    »Wir sind sie auch runtergegangen.« Macdonald lächelte.
    Winter wedelte mit der Hand, als wollte er Macdonalds Kommentare wegwischen.
    »Ich glaube, das war, als wir nach oben gingen. Ich . hab mir diese gerahmten Fotos angesehen, die neben der Treppe hingen.«
    »Fotos von Trawlern«, sagte Macdonald.
    »Nicht nur.« Winter sah es jetzt, er sah es ganz klar, ganz sicher. »Auf einem waren viele Leute um dieses Kriegerdenkmal auf dem Platz. Und ich erinnere mich, dass auf dem Schild daneben stand, dass das Bild bei Kriegsende nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen worden war. Überall Leute, wie gesagt, aber im Vordergrund steht ein Junge mit Kappe, man sieht sein Profil, und das war Osvald!« Winter beugte sich ein wenig vor. »Es ist dasselbe Gesicht wie auf dem Foto, das ich oben im Zimmer habe, dasselbe Profil. Scheiße, in dem Moment hab ich es nicht realisiert, aber es hat im wunderbaren Unterbewusstsein gelegen und ist gereift.« Winter schaute zur Seite, aber das junge Paar war gegangen. »Es ist mir eingefAllen, als der junge Mann aufgestanden ist.«
    »Das Kriegsende«, sagte Macdonald. »Osvald ist vier Jahre vorher verschwunden.«
    »Er war es«, sagte Winter. »Ich bin so gut wie sicher.«
    »Ja.«, sagte Macdonald, »jetzt ist es schon ein bisschen zu spät, um hinzufahren und es zu überprüfen.«
    »Das ist das Erste, was wir morgen früh machen«, sagte Winter.
    Er hatte das Fenster angelehnt, und im Zimmer roch es nach Meer. Ringmar rief an, als Winter das Licht ausmachen wollte.
    »Es gibt auf Styrsö keinen Trawler mit Namen >Mariana<.«
    »Das hab ich auch nicht geglaubt«, sagte Winter.
    »Und es gibt keinen Fischer auf Styrsö mit Namen Erikson.«
    Er hatte eine unruhige Nacht, träumte viel, nichts Angenehmes. Alle hatten Angst in seinen Träumen, er hatte Angst.
    Vor dem Essen hatte er Elsa angerufen. Er wünschte, er hätte ihre Stimme auf Band dabei. Nächstes Mal, wenn er verreiste. Aber er war nicht sicher, dass er jemals wieder ohne sie verreisen würde.
    Er träumte von Wasser, schwarzem Wasser. Er sah ein Gesicht unter dem Wasser. Er konnte nicht erkennen, wer es war. Es leuchtete stark, wie von innen. In den Augen war nichts. Es war jemand, den er gekannt hatte.
    Er erwachte in der Dämmerung und hatte Durst. Er zog das Rollo ein Stück hoch und sah das halbe Meer. Er meinte es zu hören. Er hörte Seevögel schreien. Unten stand ein schwarzer Bus, auf der anderen Straßenseite bei der Post. Er dachte wieder an seine Träume, im Zimmer lag immer noch ein Gefühl von Schrecken, nachdem er eine Weile wach war. Er trank ein Glas Wasser und erwog, einen Schluck Whisky zu nehmen, ließ es aber. Es würde ein weiterer Tag kommen.
    Ein Tag, der anders sein würde als alle anderen Tage, die er erlebt hatte.
    Als er sich wieder hinlegte, dachte er daran, dass der Tag, der schon begonnen hatte, der letzte sein würde. Warum dachte er so? Es war wie ein Traum, in dem Wahrheiten Gestalt annehmen, die niemand hören will.

50
    Sie fuhren in aller Frühe nach dem Frühstück ab. Macdonald hatte auch nicht gut geschlafen. Keiner von ihnen gab dem Whisky die Schuld. Es war etwas anderes. Es war diese Stadt.
    Man könnte es Intuition nennen. Eine Eingebung, manchmal unmittelbar. Zu wissen, ohne Beweise vorlegen zu können. Das konnte das Frustrierendste daran sein. Es konnte entscheidend sein. Intuition. Die hatten sie beide. Ein Kriminalbeamter ohne Intuition war aufgeschmissen.
    Es war nicht weit bis Buckie, näher als Winter gedacht hatte. Sie hätten gestern Abend ein Taxi nehmen können, aber er wollte einen klaren Kopf haben. Jetzt war er nicht mehr müde. Die Müdigkeit war verschwunden.
    Sie fuhren die Küstenstraße über Portnockie und Findochty. Es war ein stiller Morgen. Das Meer war ruhig. Die Sonne hing über den östlichen Bergen und erleuchtete den Horizont. Winter sah die Rauchfahne eines Schiffes, das auf der Horizontlinie entlangbalancierte. Am Himmel waren keine Wolken. Es war einer der schönsten Morgen, die Gott geschaffen hatte.
    Das Cluny Hotel war zur Hälfte erleuchtet. Macdonald parkte vor dem Buckie Thistle Social Club. Eine kleine Gruppe

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