Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
zusammentreiben.« Er schaute hinauf, als ob er das Dach des Hauses zu sehen versuchte. »Erst haben sie den ganzen Mist aufgebaut, jetzt reißen sie ihn wieder ab. Ha!«
    Vor der Tür stand ein Streifenwagen. Eine Kollegin stieg aus, einer blieb im Wagen sitzen.
    »Leer gefegt«, sagte die Kollegin, die ausgestiegen war. Aneta Djanali kannte sie nicht.
    Aneta Djanali und Lindsten fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben, der neuer zu sein schien als der Rest des Hauses.
    »Ich muss Sie noch etwas fragen«, sagte sie. »Ist Anette noch mal hier gewesen, nachdem sie beschlossen hatte auszuziehen?«
    »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Als sie zu Ihnen nach Hause gezogen war . ist sie hinterher noch mal hierher zurückgekehrt? Vielleicht um etwas abzuholen? Oder um nach der Wohnung zu sehen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Zum Teufel, natürlich bin ich sicher. Sie hat sich doch gar nicht mehr hierher getraut.«
    »Es gibt keinen neuen Mieter?«
    »Nein!«
    »Keinen Verwandten?«
    »Nein.«
    »Aha?«
    »Die Wohnung gehörte ihr doch nicht. Und heute ist es noch schwieriger als früher, unter der Hand zu vermieten.«
    Während der Fahrt hatte sie versucht, ihm die beiden Männer zu beschreiben. Das hatte ihr nicht geholfen, auch ihm nicht. Könnten irgendein alter Kerl, irgendein junger Typ gewesen sein. Er hatte eine Bewegung durch die Luft gemacht, als wollte er eine Gesichtsform skizzieren.
    Sie verließen den Aufzug und gingen auf die Wohnungstür zu. Aneta Djanali öffnete mit den Schlüsseln, die sie von der Kollegin bekommen hatte. Es gab zwei Schlösser.
    Die Wohnung war leer.
    »Aha«, sagte Lindsten.
    »Warum haben Sie die Einrichtung nicht mitgenommen, als Anette ausgezogen ist?«, fragte Aneta Djanali.
    »Wir wollten sie nächste Woche abholen«, sagte Lindsten. Er machte ein paar Schritte in den Flur. »Jetzt ist es nicht mehr nötig.«
    Kriminalinspektor Lars Bergenhem jagte Einbrecher oder den Schatten von Einbrechern. Göteborg wurde von einer Einbruchswelle überschwemmt. So hatte es der Kommissar der Fahndungsleitstelle ausgedrückt: eine Einbruchswelle.
    Häuser wurden ausgeräumt. Wo kamen all die Gegenstände hin? Irgendwo in der Stadt musste es einen Platz für das Diebesgut geben. Nicht alles konnte mit der Kamelkarawane zum Kontinent gebracht werden.
    Sie suchten, zogen Kreise durch die Stadt.
    Bergenhem war es gewohnt, Kreise zu ziehen, damit verbrachte er einen Teil seiner Freizeit, in der er sich nicht frei fühlte, sondern eher unter Zwang. Er fuhr kreuz und quer, wie unter Zwang.
    Was ist das?, hatte er mehr als einmal gedacht. Was ist mit mir los? Was ist mit meinem Leben? Ich sollte glücklich sein, das, was man glücklich nennt, oder mich geborgen fühlen. Geborgenheit wurde es genannt.
    Er machte Überstunden, obwohl er es nicht musste: Er fuhr in der Stadt herum, und er wurde dafür bezahlt, wenn er während des Dienstes fuhr.
    Hab ich mich verändert?, dachte er manchmal. Bin ich dabei, ein anderer zu werden?
    Martinas Gesicht war immer düsterer geworden. Bekümmert.
    Adas Gesicht war immer noch hell, sie verstand nichts, noch nicht. Das war vielleicht das Schlimmste: Wie konnte er hier draußen herumfahren, während es zu Hause seine kleine Tochter gab?
    Sie hatten nicht darüber geredet, er und Martina. Sie hatte es versucht, er hatte es nicht gekonnt.
    Jetzt jagte er weiter Diebe. Er fuhr zum Meer, dort waren sie nicht. Er könnte nach Hjuvik fahren und dort anhalten. Das war nicht weit von zu Hause entfernt und trotzdem auf der anderen Seite des Wassers.
    Er konnte aussteigen, zum Strand hinuntergehen und sich in der Wasseroberfläche spiegeln, wenn sie unbewegt war.
    Wer bin ich?
    Um was geht es?
    Wer bist DU?
    Er sah sein Gesicht aus einem seltsamen Blickwinkel. Vielleicht war es sein wahreres Gesicht.
    Auf dem Heimweg versuchte er nachzudenken. In ihm war immer Rastlosigkeit gewesen, soweit er sich zurückerinnern konnte. Aber dies war mehr als Rastlosigkeit, schlimmer als Rastlosigkeit.
    Oder bin ich einfach unfähig, mit jemand anders zusammenzuleben?
    Aber das ist es nicht nur.
    Brauche ich Medizin? Wenn ich solche Medizin brauche, muss ich erst mit einem Hirnklempner reden.
    Brauche ich etwas anderes?
    Als er im Carport parkte, konnte er sich nicht entscheiden, ob er aussteigen oder sitzen bleiben wollte.
    Nennt man das Ausgebranntsein?, dachte er.
    Er hörte, wie ein Fenster geöffnet wurde. Er sah kleine Finger. Er sah Ada.

12
    Am nächsten Morgen wählte Winter Johanna

Weitere Kostenlose Bücher