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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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besonders nett.« Osvald lächelte wieder.
    »Da kann es einem schon mal passieren, dass drei Inspektoren im Steuerhäuschen stehen ... deren Mutterschiff, ein großes Schiff der Küstenwache ... sieben Seemeilen entfernt liegt. Die wissen, dass alle Fischer mit einer Skala von sechs Seemeilen auf dem Radar fahren, und dann kommen sie mit einem kleinen Gummiboot von hinten mit dreißig Knoten ran und schleichen sich von der Seite an, klettern lautlos an Deck und stürmen das Steuerhäuschen. Uns ist das schon zweimal passiert!«
    »Wirklich nicht nett«, sagte Winter.
    »Und dann setzen sie einem vierundzwanzig Stunden einen Inspektor hier rein«, sagte Osvald und machte eine Handbewegung.
    »Nicht nett«, sagte Winter.
    »Einer wollte unbedingt Dorschrücken zu Mittag haben«, sagte Osvald.
    »Und hat er welchen gekriegt?«, fragte Winter.
    »Wir haben ihm Schweinefilet vorgesetzt«, sagte Osvald.
    »Wer kann sich denn heutzutage leisten, jemandem Fisch aufzutischen?«
    Erik Osvald war stolz auf seinen Twinrigger. Er gehörte ihm zusammen mit den beiden anderen Fischern von Donsö. 320 Bruttotonnen, 1300 Pferdestärken.
    Sie hatten das Steuerhäuschen verlassen. Osvald hatte von den drahtlosen Sensoren unter dem Trawler erzählt, die alles erspüren konnten, was dort unten geschah, die Strömungen, den Grund, anderes, was im Weg war. Er beschrieb die Automatik, die Kontrollvorrichtungen, wie man die Winschen steuerte. Die Hydraulik.
    Sie standen auf dem Achterdeck, dem Arbeitsdeck. Es war trocken, trocken unter der Septembersonne. Osvald sagte etwas, an das Winter sich erinnern würde, nachdem so viel mehr passiert war. Als er mehr wusste.
    »Alles ist ein Wettkampf«, sagte Osvald. »Auf dem Meer. Und hier.«
    »Wie meinst du das?«
    »Als mein Großvater hierher kam und anfing zu fischen . als er und seine Brüder versuchten ein eigenes Schiff zu kaufen, und zwar schnell . das wurde nicht akzeptiert. Nicht hier auf der Insel. Sie sollten keine Bootsbesitzer werden. Sie sollten zum Fußvolk gehören. Wir, unsere Familie, sollten weiterhin das Fußvolk sein.« Osvald sah Winter an. »Mein Großvater hat das alles geändert.«
    »Und jetzt liegt ihr immer noch im Wettkampf«, sagte Winter.
    »Immer«, antwortete Osvald. »Dort draußen herrscht immer Wettkampf, zwischen den Schiffen, über die Zonen hinaus . und hier auf der Insel ist es auch immer ein Wettkampf gewesen. Unter den Leuten.«
    »Mhm.«
    Winter sah die Hafeneinfahrt und die Brücke rüber nach Styrsö. Eine Fähre lief gerade aus, südwärts nach Vrängö, der letzten Insel. Dort war er schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Hinter Vrängö kam nur noch das Meer.
    »Und ich liege im Wettkampf mit den Reedern hier«, sagte Osvald, »der Reedereiwirtschaft. Sie ist unendlich groß auf Donsö und setzt über eine Milliarde um. Mehr als fünfzehn Prozent der schwedischen Handelsflotte hat Donsö als Heimathafen im Namen. Wusstest du das?«
    »Nein.«
    »Das sind meine alten Kumpel«, sagte Osvald,
    »Gleichaltrige, sie sind Reeder und haben gleichzeitig den Befehl auf diesen Schiffen.«
    »Ich verstehe«, sagte Winter.
    Irgendetwas an Erik Osvald veränderte sich, als er von der Konkurrenz sprach. Die Familie Osvald war aus dem Nichts gekommen und war etwas geworden. Winter verstand das. Es bedeutete viel für Erik Osvald. Wie viel? Winter merkte ihm an, dass er in Gedanken immer noch mit dem Wettkampf beschäftigt war, der Konkurrenz. Vielleicht Geld. Vielleicht großen Risiken, um Erfolg zu haben, Reichtum.
    Welche Risiken war Erik Osvald bereit gewesen auf sich zu nehmen, um seine Position hier auf der Insel und draußen auf dem Meer zu erreichen? Winter überlegte. Abgesehen von dem Risiko, sich auf dem großen Meer zu befinden. Sich der Einsamkeit zu stellen . oder was dort draußen passieren mochte. Es war ein einsames Leben, ein abnormes Leben. Auf dem Meer sollen Menschen schon wahnsinnig geworden sein.
    »Es kommt eben darauf an, sich gegen die ganze Bande zu behaupten und die tüchtigsten Kerle für die Fischerei zu kriegen«, sagte Osvald.

15
    Aneta öffnete zwei Schubladen in der Küche. Sie waren leer. Sie sah sich selbst am Küchentisch sitzen, der dort nicht mehr stand, auf einem Stuhl, den es auch nicht mehr gab. Ihren Kaffee trinken, den ein Fremder gekocht hatte. Himmel.
    »Was passiert jetzt?«, fragte Sigge Lindsten.
    »Anzeige wegen Einbruch«, erwiderte sie.
    Er lachte heiser.
    »Wie wollen Sie den finden, der das gemacht hat?«
    »Ich

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