Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
erinnere mich an ihre Gesichter«, sagte sie.
    »Und ihre Namen«, ergänzte Lindsten und lachte noch ein paar Takte von seinem rauen Lachen.
    »Sie finden das anscheinend witziger als ich«, sagte sie.
    »Eine gewisse Komik ist schon darin«, sagte er.
    »Findet Anette das auch?«
    »Das wissen wir nicht, da wir sie ja nicht gefragt haben, oder?« Lindsten stand in der Tür. »Sie weiß nicht, dass es passiert ist, oder?«
    »Ich glaube nicht, dass sie lacht, wenn sie es erfährt.«
    »Sagen Sie das nicht, sagen Sie das nicht.«
    Aneta Djanali sah ihn an.
    »Ein Neubeginn«, sagte er. »Jetzt gibt es wenigstens keine Erinnerungen mehr an ihn.«
    »Ihn? Forsblad?«
    »Wen sonst?«
    »Vielleicht ist es dort«, sagte sie. »Wie bitte?«
    »Zu Hause bei Forsblad. Dort könnte das Diebesgut sein, das ganze Inventar.«
    »Bleibt nur die Frage, wo der Teufel steckt«, sagte Lindsten. »Ist Ihnen eine Adresse bekannt?«
    Aneta Djanali schüttelte den Kopf.
    »Da gibt's eine Menge unbekannte Faktoren«, sagte Lindsten.
    »Was sind Sie von Beruf, Herr Lindsten?« »Wie bitte?«
    »Was Sie von Beruf sind.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Wollen Sie die Frage nicht beantworten?«
    »Antworten . klar kann ich antworten.« Er kam in die Küche, die nackte Küche. Ihre Stimmen klangen laut auf diese besondere Weise, wie sie klingen in einem Raum ohne Möbel, Teppiche, Leuchten, Bilder, Hausgeräte, Obstschalen, Radio, Fernseher, Maschinen, Kleider, Schuhe, Haustiere.
    Alles war nackt.
    Hier ist es besonders nackt, dachte sie. Ich bin schon in vielen leeren Wohnungen gewesen, aber noch nie in einer wie dieser, noch nie auf diese Art.
    »Vertreter«, sagte Lindsten.
    »Und was heißt das genau?«
    »Vertreter? Man reist herum und verkauft.« Seine Worte hallten wider in der Küche. Die Wände hatten hässliche Löcher von den Gegenständen, die man dort aufgehängt hatte.
    Löcher wie von Einschüssen. Sie hatte Löcher in Wohnungen gesehen und gewusst, was das für Löcher waren. Andere waren dort gewesen, auf dem Weg hinein oder hinaus. Manche lebendig, manche nicht. Familienangelegenheiten. Häufig handelte es sich um Familienangelegenheiten. Es gab keinen Schutz vor dem Nächsten. Das durfte sie nie vergessen. Alle Polizisten wussten das. Fang immer im Innersten an, im nächsten Umfeld. Häufig genügte das schon.
    Leider genügte es. Das war gut für die Voruntersuchung, aber es war nicht gut, wenn man es von einer anderen Warte betrachtete.
    Das sollte man nicht tun. Wie sollte man dann weiterarbeiten können?
    Sigge Lindsten reiste und verkaufte. Sie würde ihn ein anderes Mal fragen, was er verkaufte.
    »Forsblad wird doch einen Job haben«, sagte sie.
    »Ja. Er hat keine Adresse, aber einen Job. Das ist vermutlich ziemlich ungewöhnlich.«
    Aneta Djanali hielt Hans Forsblad in der Halle an. Er trug drei Aktenordner und war nicht allein.
    »Haben Sie eine Minute Zeit?«
    Er sah auf seine Armbanduhr, als würde er anfangen, die Zeit zu stoppen. Er sah seine Begleitung an, eine Frau.
    »Jetzt sind schon zehn Sekunden vergangen«, sagte er. Die Frau neben ihm lächelte, aber unsicher. Sie sah Aneta Djanali an. Aneta hatte Lust, Forsblad die Ordner aus den Händen zu schlagen.
    »Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«, fragte sie ruhig.
    Er schien zu überlegen, sah wieder seine Begleitung an und machte dann eine Handbewegung zu einer der Türen im linken hinteren Teil der Halle.
    Sie gingen über den Marmorfußboden.
    »Ich hab nicht viel mehr Zeit als die eine Minute«, sagte er und führte sie in ein fensterloses Konferenzzimmer. Das soll wahrscheinlich helfen, dass die Entscheidungen rasch getroffen werden, dachte sie. Niemand hält es lange in einem Raum ohne Fenster aus.
    Er zeigte auf einen Stuhl, aber sie blieb lieber stehen.
    »Wann haben Sie zuletzt mit Anette gesprochen?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    »Was heißt das?«
    »Dass ich es nicht mehr weiß.«
    »Versuchen Sie nachzudenken.«
    Er sah so aus, als würde er nachdenken. Die Ordner lagen jetzt auf dem Tisch. Die Rücken waren nicht beschriftet.
    »Vor einem Monat oder so.« Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie zuckte zurück, eine automatische Bewegung.
    »Himmel, bleiben Sie ruhig«, sagte er.
    »Worüber haben Sie damals gesprochen?«
    »Tja ... das Übliche.«
    Er sah auf seine Ordner, während er redete, und griff nach einem von ihnen. Darin ist etwas, das funktioniert, dachte sie. Papiere in Ordnern funktionieren immer. Dies ist ein

Weitere Kostenlose Bücher