Segel aus Stein
passieren.«
»Möchtest du noch was trinken?«
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Ich hab's gehört.«
»Dann antworte doch!«
»Ich weiß einfach nicht, was man in so einer Situation machen soll«, sagte er und suchte ihren Arm. »Wir können ihn nicht festnehmen, nicht jetzt.«
»Wir können ihn beobachten.«
»Wer soll das machen?«, fragte Halders.
»Ich.«
»Hör auf. Du am allerwenigsten.«
»Dann eben jemand anders. Es ist ja nicht meine persönliche Angelegenheit, falls du das glauben solltest.«
»Ach? Du weißt doch genauso gut wie ich, dass Winter für so was nie Leute bewilligen würde«, sagte Halders.
»Es ist eine vorbeugende Maßnahme. Winter ist immer für vorbeugende Maßnahmen zu haben.«
»Er ist auch dafür, realistisch zu bleiben.«
»Was ist realistischer als eine zusammengeschlagene Frau?«
»Was soll ich darauf antworten, Aneta?« »Ich weiß es nicht, Fredrik.«
»Und selbst wenn Winter zustimmen würde, Birgersson würde es ablehnen.«
»Birgersson? Gibt's den noch? Ich hab ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen.«
»Das ist ganz in seinem Sinne«, sagte Halders.
Aneta Djanali stand auf und ging durchs Zimmer.
»Ich geh jetzt unter die Dusche«, sagte sie.
Halders hatte überbackene Brote gemacht. Ihr war immer noch warm von der heißen Dusche, sie fühlte sich entspannt, etwas behaglicher . abgestumpft nach den Gedanken. »Ich hab keine Ananas gefunden«, sagte er, »es gab Käse, Schinken und Senf, aber keine Ananas.«
»Ich muss nicht unbedingt Ananas auf einem überbackenen Brot haben.«
»Na, dann ist es ja gut. Ich bin mir schon wie ein Versager vorgekommen.«
»Du hast es gut gemacht, Fredrik.«
»Eine Tasse Tee?« Er hielt die Kanne wie der Diener einer Gräfin hoch.
»Du hast was anderes aufgelegt«, sagte sie und meinte die Musik.
»Meine Hochachtung vor all den Gitarren, die du sammelst«, sagte er, und sie hörte und verstand, was er meinte, als das Gitarrensolo in Comfortably Numb kam, angenehm abgestumpft, there is no pain you are receding, a distant ship's smoke on the horizon, you are only coming through in waves.
Der Rauch eines fernen Schiffes am Horizont. Gab es ein schöneres Bild?
»Ich glaube, er kennt die Leute, die die Wohnung ausgeräumt haben«, sagte sie.
»Ach, Aneta.«
»Wer sollte denn auf die Idee kommen, das zu tun?« »Jetzt trink deinen Tee und schalte eine Minute ab.« »Antworte mir. Die sind einfach reingegangen.« »Und wieder raus.« »Genau.«
»Ich glaub nicht, dass er den Krempel haben will«, sagte Halders.
»Ich glaube genau das Gegenteil«, sagte Aneta Djanali.
»Wenn er sie nicht besitzen kann, dann will er jedenfalls alles besitzen, was ihr gehört.«
Halders antwortete nicht.
»Du sagst ja gar nichts.«
»Ich hab das nicht als eine Frage verstanden.«
»Nun mach schon, Fredrik!«
»Die Analyse kommt mir etwas zu selbst gestrickt vor, ehrlich gesagt. Und da ist noch ein Haken.«
»Was?«
»Also . selbst wenn dieser Forsblad total durchgeknallt ist, bedeutet es ja nicht, dass der Rest der Welt auch durchgeknallt sein muss, oder? Er musste die beiden Typen, die du angetroffen hast, immerhin überzeugen, dass die Wohnung ausgeräumt werden muss.«
»Als ob die einen Grund brauchten!?! Machst du Witze? Meinst du, dass es heute, in diesem Land, schwer ist, ein paar kriminelle Handlanger dazu zu bringen, eine Wohnung auszuräumen? Man kann immer Leute kaufen, die bereit sind, wer weiß was zu tun.«
»Sind die Menschen wirklich so schlecht?«
»Jetzt stell dich nicht immer so naiv, Fredrik.«
»Weißt du, Aneta«, sagte Halders und streckte sich nach der Teekanne, »den Mann, der dir in einer Diskussion gewachsen ist, den gibt es nicht.«
»Wieso? Haben wir denn eine Diskussion?«
Bergenhem ging über den Sveaplan mit kräftigem Wind im Rücken. Vor dem Supermarkt flog eine Zeitungsseite auf.
Die Häuser wirkten schwarz im Dämmerlicht. Rechts fuhr eine Straßenbahn vorbei, ein gelbes, kaltes Licht. Zwei Elstern flatterten vor ihm auf, als er auf den Knopf neben dem Namensschild drückte. Er hörte eine ferne Antwort.
Es war genau wie beim letzten Mal.
Aber diesmal war er nicht im Dienst.
Er wusste nicht, warum er hier stand.
»Ich möchte zu Krister Peters. Hier ist Lars Bergenhem.«
»Wer?«
»Lars Bergenhem. Ich war im letzten Jahr hier . vom Landeskriminalamt.«
Er bekam keine Antwort, aber die Tür surrte, und er öffnete sie. Er stieg die Treppen hinauf. Er klingelte. Die Tür
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