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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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an.«
    »Was meinst du, was ich getan habe?« »Um was geht es denn?«
    »Wir wollten den Ehefraumisshandler zu einem kleinen Verhör bestellen, und ich dachte, sie soll dabei sein. Wir haben das Schweinehund gefunden.«
    »Heißt es nicht der Schweinehund?«, sagte Ringmar.
    »Oder die«, sagte Halders, »jedenfalls haben wir heute Vormittag ein merkwürdiges Exemplar getroffen.«
    »Du bist ein wahrer Menschenfreund, Fredrik.«
    »Ja - und? Ich schütze die Menschen doch, oder?«
    Ringmar stand immer noch an der Verandatür. Er sah den Nachbarn aus dem Haus kommen und den Gartenweg entlanggehen, der von Steinanordnungen gesäumt war, die wie Wikingergräber aussahen. Auf den Gräbern brannten Kerzen in Haltern, die wie Kapuzen aussahen. Als Ringmar das vor einigen Wochen zum ersten Mal gesehen hatte, musste er kichern, auf die gleiche seltsame Weise wie Inspektor Clouseaus Chef in den letzten Pink-Panther-Filmen, bevor er für immer seinen Verstand verlor. Ringmar mochte die Filme, besonders wegen der unorthodoxen Arbeitsmethoden des Inspektors.
    »Aneta macht keine Dummheiten«, sagte Ringmar.
    »Wir machen alle Fehler«, sagte Halders.
    »Sie hat so viel mit dir zusammengearbeitet, dass sie daraus gelernt hat«, sagte Ringmar.
    »Fehler zu machen?«
    »Sie zu vermeiden. Sie hat ja gesehen, was du machst, und dann macht sie das Gegenteil.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Halders. »Ich hab ein Gefühl, als wär sie abgehauen.«
    »Sie wird sich schon melden«, sagte Ringmar und sah auf seine Armbanduhr. »Die Dienstzeit ist vorbei.«
    Er hörte Halders eine Antwort grunzen, die er nicht verstand, und legte auf.
    Der Nachbar da draußen zündete noch ein paar Lichter an. Ringmar umklammerte den Telefonhörer und legte ihn dann übertrieben vorsichtig auf die Gabel. Die Dämmerung kam. Der Nachbar begann seinen kompromisslosen Kampf gegen die Dunkelheit. Versuch es so zu sehen, Bertil.
    »Vielleicht möchten Sie anklopfen?« Susanne Marke machte eine Bewegung, als wollte sie Aneta Djanali den Vortritt in einer Warteschlange lassen.
    Sie standen zehn oder fünfzehn Meter vom Haus entfernt, das größer war, als es von oben gewirkt hatte. Es hatte mehr als ein Fenster aufs Meer hinaus. Es musste sensationell sein, bei Sonnenuntergang auf der Veranda zu sitzen. Aber heute ging die Sonne nicht unter, nicht so, dass man es sah.
    Was erwartet uns dort drinnen?, dachte Aneta Djanali jetzt. Jemand ist da.
    Auf dem Grundstück befand sich kein weiteres Fahrzeug. Es gab keine Garage.
    Susanne Marke bewegte sich plötzlich, und Aneta Djanali zuckte zusammen. Sie meinte eine Bewegung draußen auf dem Wasser gesehen zu haben, aber als sie genauer hinschaute, war dort nichts.
    Es war, als ob das Wasser ihr etwas mitteilen wollte.
    Oder als ob es etwas bedeutete, etwas Wichtiges, das ihr, Aneta, galt.
    Das Wasser war eine Gefahr für sie.
    Komm nicht hierher!
    Geh hier weg!
    Sie sah einen Bootsanleger, der zum Haus gehören musste. Sie sah ein Plastikboot. Es war am Anleger vertäut. Sie sah Ruder aufragen. Das Boot wiegte sich ruhig auf dem Wasser.
    Susanne Marke stand an der Haustür und klopfte. Aneta Djanali ging zu ihr. Susanne Marke klopfte noch einmal.
    Langsam wurde die Tür geöffnet. Drinnen war es dunkel. Aneta Djanali sah die Konturen eines Gesichts.
    »Gehen Sie weg!«, sagte das Gesicht.
    Susanne Marke wollte etwas sagen, aber Aneta Djanali kam ihr zuvor und hielt ihren Polizeiausweis hoch.
    »Würden Sie bitte öffnen«, sagte sie.
    Das Gesicht schien sich zurückzuziehen. Die Tür war immer noch nur zehn Zentimeter offen. Vielleicht sollte das bedeuten, dass sie eintreten konnten.
    Susanne Marke tat es.
    Aneta Djanali folgte ihr.
    Es gab keine Lampe im Flur, der schmal und lang war. Am Ende des Flurs stand eine Tür offen, durch die Dämmerung hereinfiel. Jemand bewegte sich in dem Zimmer. Aneta Djanali sah ein Gesicht. Es war das Gesicht einer älteren Frau.
    »Frau Lindsten?«, fragte sie.
    Keine Antwort.
    »Signe«, sagte Susanne Marke.
    Aha, sie duzt die Frau. Wollte sie nur mich nicht einlassen?
    »Anette ist nicht hier«, hörten sie eine Stimme aus dem Zimmer.
    Warum bist du allein hierher gefahren?, dachte Aneta Djanali.
    Susanne Marke ging durch den Flur, und Aneta Djanali folgte ihr.
    Das Zimmer wurde vom Meer erleuchtet. An sonnigen Tagen muss es ein sehr helles Zimmer sein, dachte Aneta Djanali. Im Augenblick kann man das Gesicht der Frau nicht genau erkennen.
    »Signe, Hans muss mit Anette reden.

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