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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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zusammenhingen, und sie sollte diese Worte zusammenfügen, damit sie sie verstand, damit jemand sie verstand.
    Häufig war es wie jetzt. Beschädigte Worte, die von einem Menschen in Angst ausgesprochen wurden.

22
    Am Anfang war es so gut«, sagte Signe Lindsten. Etwas geschah in ihrem Gesicht, als sie das sagte. Als ob die Erinnerung ihre Gesichtszüge erhellte, als ob gute Erinnerungen Gesichter glätten könnten. Erst kommt Sonne, dann kommt Regen und der ganze Scheiß. Jede Wolke hat einen silbernen Rand. Aneta Djanali konnte draußen keine derartigen Wolken entdecken, da die Bucht, die Felsen, der Strand und das Ufer mit Wolken bedeckt waren, nirgends ein silberner Rand, nur hier und da das Blitzen von Licht inmitten der Steinmassen.
    »Er hat so einen netten Eindruck gemacht«, sagte Signe Lindsten.
    Ich hasse dieses Wort, dachte Aneta Djanali. Nett. Es bedeutet überhaupt nichts. Es ist ein falsches Wort. Man sieht ja, wie es hier ausgegangen ist.
    »So fängt es immer an«, sagte Aneta Djanali.
    »Ich hab ein Hochzeitsfoto«, sagte Signe Lindsten. »Aber nicht hier.«
    »Hat Anette noch Geschwister?«
    »Nein.«
    Sie dachte an den Mann, der behauptet hatte, Anettes Bruder zu sein. Einer der Diebe. Wer war er? Und sein »Vater«? Ich habe diese Mutter noch nicht gefragt.
    Sie beschrieb ihr das Aussehen der Männer, und Signe Lindsten sagte: »Was um alles in der Welt...«
    »Hat Ihnen Ihr Mann nicht davon erzählt?«
    »Nein.«
    »Erstaunt Sie das nicht?«
    »Doch . aber er wollte mich wohl nicht beunruhigen.« »Hat er es Anette erzählt?«
    »Wie soll ich das wissen? Dann hätte ich es doch wohl auch gewusst?«
    Gut. Sie macht mit.
    »Haben Sie Verletzungen an Anette bemerkt?«
    Signe Lindsten antwortete nicht. Jetzt wird's schwer, dachte Aneta Djanali, etwas Unbestimmtes. Über Bedrohung kann sie vage reden, aber nicht über das Konkrete, noch nicht. So ist es fast immer. Das wundert mich kaum noch. Die Angst der Frau wird auf die Familie verlagert. Plötzlich halten sie in der Angst zusammen. Lassen niemanden herein.
    Der Einzige, der eingelassen wird, ist der Verursacher der Angst. Das ist das Paradoxe. Es bleibt immer eine Hoffnung, dass es besser wird und die Angst vergeht, und der Einzige, der diesen Zustand beenden kann, ist ER, er, der anfangs so verdammt nett war. Er muss nur noch ein einziges Mal diese Chance bekommen, und manchmal bekommt er sie, und danach kann alles zu Ende sein.
    Dann bleibt vielleicht nur noch der Tod. Sie hatte ihn gesehen. Ich habe gesehen, wohin die letzte Chance führen kann. Manchmal ist nicht einmal eine letzte Chance nötig. Sie sah Signe Lindstens gequältes Gesicht, und das Gesicht sagte ihr, dies hier wird ein Ende nehmen, aber kein gutes Ende.
    Weg mit dem Gedanken. Es muss eine Lösung geben. Schließlich stehe ich hier, oder?
    »Sie brauchen keine Angst zu haben, Frau Lindsten.«
    Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir. Der Herr sei dir gnädig. Braucht sie Gnade, die Frau vor ihr? Welche Art Gnade?
    Die Gnade des Herrn? Aneta Djanali dachte plötzlich an ihren Vater. Der Mann mit den vielen Göttern. Hatte sie ihn nach dem Begriff von Gnade in seiner Welt gefragt? Sie würde ihn anrufen und versuchen über diese schlechte Telefonverbindung ins Innere Afrikas mit ihm zu reden. Bald war das Satellitentelefon die einzige Lösung, das Einzige, was noch funktionierte im schwarzen Afrika. Klau eins vom Lager, hatte Fredrik gesagt.
    Signe Lindsten wollte gerade etwas sagen, als sie draußen ein Auto hörten. Aneta Djanali sah, dass die Frau das Geräusch kannte. Es veränderte nicht viel in ihrem Gesicht. Der Ausdruck blieb, als sie die Stimme des Mannes im Flur hörten.
    Ihr Gesicht hellte sich nicht auf. Er brachte ihr Gesicht nicht zum Leuchten.
    Er kam in die Küche.
    »Ach, hier seid ihr.«
    Aneta Djanali nickte.
    »Wir haben uns offenbar verpasst«, sagte Sigge Lindsten.
    »Sie haben mich angerufen, aber Sie waren nicht da, als ich kam«, sagte Aneta Djanali.
    »Nein, so war das wohl«, sagte Lindsten, und das war vielleicht als Entschuldigung gemeint.
    »Haben Sie Anette mitgebracht?«, fragte Aneta Djanali.
    »Nein.«
    »Sie haben gesagt, sie sei hier, aber hier ist sie nicht.«
    »Hab ich das gesagt . ja . sie wollte doch lieber zu Hause bleiben.«
    »Zu Hause? In Ihrem Haus in Göteborg?«
    »Das ist jetzt ihr Zuhause.«
    »Ich möchte mit ihr sprechen«, sagte Aneta Djanali.
    »Das soll sie selber entscheiden«,

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