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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sich überzeugt, dass der Babysitter alles hatte, was zum Übernachten nötig war. Er kratzte sich wieder.
    »Jetzt bin ich fast genauso geworden wie du, Aneta, was diese Sache angeht.« Er sah sie mit müden Augen an. »Aber ich bin nicht sicher, ob Forsblad einer ist, der seine Frau misshandelt. Und ob wir seine Frau schützen, indem wir ihn rankriegen.« Halders verstummte und fuhr sich mit der Hand über die kurz geschorenen Haare am Hinterkopf.
    »An dieser ganzen Sache ist was oberfaul. An Allen Beteiligten. Die sind alle darin verwickelt.«
    Aneta Djanali nickte.
    »Einer weiß mehr, als wir wissen«, sagte Halders, »sehr viel mehr.«
    »Forsblad?«
    »Ich bin nicht sicher.«
    »Lindsten?«
    »Der Alte? Ja, das ist möglich.« »Anette?«
    Halders antwortete nicht, er schien auf das Rauschen der Klimaanlage zu lauschen, das wie Getuschel aus den Ecken klang. Er sah Aneta Djanali wieder an.
    »Wir wissen nichts über Anette, oder?«
    Forsblad sah aus, als hätte er geschlafen, als der Kollege von der Untersuchungshaft ihn wieder ins Zimmer führte. Er trug immer noch sein Jackett, den Schlips, das weiße Hemd, die Hose nicht besonders zerknittert, die Schuhe, die nicht mehr glänzten. Seine dicken Haare wirkten frisch gekämmt, aber so, als wäre er sich nur mit der Hand hindurchgefahren und fertig. Er hatte eine dicke Mähne wie Kennedy. Aber Kennedy war schwer krank gewesen, und durch die Medikamente hatte er die Haarpracht bekommen. So was weiß ich, dachte Halders. Ich weiß auch, dass häufig die Todkranken, Verrückten, Drogenabhängigen und Alkoholiker die dicksten Haare haben. Das ist so verdammt ungerecht. Geh an einem Park vorbei, in dem die Alkoholiker rumzucken und mit dem Kopf rucken und grölen und mit dem Körper drohen, mit den Armen fuchteln, Gott, was für ein Anblick, aber gibt es einen Kahlkopf in der Gesellschaft? Nein! Haare wie Kennedy, die ganze Bande, prächtige Frisuren, Scheitel rechts oder links. Unter der Mähne Leere, aber was macht das schon. Haare wie dieser Typ hier. Jetzt fährt er sich schon wieder mit der Hand durch seine Pracht.
    »Warum haben Sie im Auto Ihrer Schwester vor dem Haus in Kortedala gesessen?«, fragte Halders.
    »Das ist ja wohl nicht verboten«, sagte Forsblad.
    »Warum gerade dort?«
    »Ich kannte die Straße, das Haus.«
    Halders warf einen Blick auf das Aufnahmegerät, um festzustellen, ob es lief. Er sah aus, als wollte er sich vergewissern, ob es funktionierte, damit er die Antwort später noch einmal anhören und analysieren konnte.
    »Warum haben Sie in dem Moment gerade dort gesessen?«
    Forsblad zuckte mit den Schultern.
    »Weil meine Kollegin und ich im Haus waren?«
    »Wie hätte ich wissen sollen, wo Sie waren?«
    »Wo wohnen Sie jetzt, Herr Forsblad?«
    »Bei meiner Schwester.«
    »Sie sagt, Sie wohnen nicht mehr bei ihr.«
    »Ach?«
    »Haben Sie einen festen Wohnsitz?« »Ist in Arbeit.«
    »Wo?«
    »Das wird schon.«
    »Sie wissen, dass Sie Besuchsverbot bekommen haben?«, sagte Halders. Das war eine Lüge, aber nicht mehr lange.
    »Unser Eilantrag ist vom Staatsanwalt bewilligt worden.«
    Forsblad sah aus, als höre er nicht zu, oder als sei es ihm egal. Als ob das alles schon lange vorbei sei. Er schien anderen Stimmen unter seinem Haarwust zu lauschen oder auf die Belüftung, die hier drinnen rauschte.
    Er schaute auf, sah Aneta Djanali an.
    »Vielleicht kann ich bei Ihnen wohnen«, sagte er.
    Aneta Djanali antwortete nicht. Sie wich seinem Blick aus. Man sollte niemals Blickkontakt suchen. In Afrika gibt es geisteskranke Affen, die die Tollwut haben, sie suchen Blickkontakt, und wenn sie den bekommen, wird es gefährlich, sehr, sehr gefährlich wird das.
    »Sie sind mir ja sowieso die ganze Zeit nachgelaufen«, sagte Forsblad. »Man muss sich fragen, was Sie eigentlich von mir wollten.«
    Nach Mitternacht konnte er fahren. Nach Hause, das war in diesem Fall jedoch nur eine Redensart. Aber vielleicht hatte er ja auch ein Zuhause oder ein Bett, ein Sofa, eine Luftmatratze.
    »Eigentlich sollten wir in einer Stunde die Tür in Kortedala ausheben und ihn aus seinem Schönheitsschlaf wecken«, sagte Halders.
    Sie waren auf dem Weg zu Aneta Djanali. Halders fuhr schnell, wich jedoch den wenigen Schwankenden aus, die die Straßen entlangstolperten auf dem Heimweg von den Vergnügungen des Abends.
    »Wenn wir einen überfahren, tun wir so, als war's ein Dachs«, sagte er.
    »Wenn er in dieser Wohnung schläft, dann im Einverständnis mit Anettes

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