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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Ballon, der ziellos im Leeren treibt.«
    Sie musterte ihn. »Das heißt lediglich, dass ich mich sehr wenig unter zivilisierten Menschen aufhalte.«
    Â»Das wollte ich damit nicht …«
    Â»Egal.« Sie zuckte die Achseln. »Entscheidend ist, dass unsere Welt sehr klein ist. Sie hat einen Durchmesser von – wie viel, etwa neuntausend Kilometern? Wären Sie überrascht, wenn ich Ihnen sage, dass unsere Vorfahren anderswo im Universum sehr viel größere Konstruktionen errichtet haben? Oder dass die meisten davon immer noch bewohnt sind?«
    Â»Dann schützen Sie uns also vor Leuten von anderen Welten?« Darius’ Stimme triefte nur so vor Skepsis.
    Â»Damit hast du meine Aufgabe sehr genau beschrieben. «
    Darius starrte sie ungläubig an, aber Chaison zog aus anderen Gründen die Stirn in Falten. »Haben Sie unsere Welt schon einmal verlassen, Antaea?«

    Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Von Personen, die solche Reisen unternommen haben, wird davon abgeraten.«
    Sie äußerte sich nicht weiter. Chaison überlegte, welche von mehreren möglichen Fragen er dieser seltsamen Vertreterin einer unbekannten Macht stellen sollte. Er entschied sich für eine, die ihn beschäftigte, seit er erstmals von ihrer Organisation gehört hatte. »Wie kann uns der Heimatschutz gegen Mächte verteidigen, die fähig sind, ganze Welten zu bauen? Doch sicher nicht mit Pistolen und Schwertern?«
    Â»Ach, Admiral! Neugier ist wohl Ihre Berufskrankheit ?« Sie drohte ihm scherzhaft mit dem Finger. »Meine Vorgesetzten haben verfügt, dass dieses Wissen nicht für die Ohren virganischer Bürger bestimmt ist.«
    Â»Was Sie nicht sagen! Und wieso?«
    Wieder zögerte sie. Er beobachtete sie genau und bemühte sich, ihr subtiles Mienenspiel zu deuten. Hatte sie selbst Zweifel an ihren nächsten Worten? »Weil es möglicherweise Schaden anrichten könnte«, sagte sie endlich. Dann lächelte sie verschmitzt. »Ich könnte Ihnen ein Beispiel geben.«
    Â»Ich bitte darum«, schaltete sich Richard ein, bevor er Chaisons warnenden Blick bemerkte. Der Admiral hatte bereits durchschaut, worauf sie hinauswollte.
    Â»Vor einigen Monaten ereignete sich etwas Außergewöhnliches«, begann Antaea und tat so, als beobachtete sie einen Schwarm Fische, die in der Ferne den Rand der Wolke beschnupperten. »Wir nennen es den Ausfall . Ein Ereignis, das den Heimatschutz wie ein Blitz traf – und uns aus unserer Selbstzufriedenheit riss. Wir hatten uns im Laufe der Zeit zu sehr daran gewöhnt, auf
Virgas integrierte Verteidigungsanlagen zu vertrauen, doch eines Tages versagten sie einfach den Dienst . Der Ausfall dauerte weniger als zwölf Stunden, aber er stürzte meine Vorgesetzten in eine Panik, die sich bis heute nicht gelegt hat.«
    Jetzt versuchte Darius, Chaisons Blick auf sich zu lenken. Der Admiral achtete darauf, möglichst keine Miene zu verziehen, und nickte Antaea nur höflich und aufmunternd zu.
    Â»Ich war urlaubsreif gewesen und machte gerade Ferien an der Außenhaut der Welt«, fuhr die Pacquaeanerin fort. »Als die Sirenen losheulten, war ich mit Delphinen unterwegs. Ich kehrte sofort zum Stützpunkt zurück. Dort war alles in heller Aufregung. Das Schutzfeld, das die Erste Sonne erzeugt, war zusammengebrochen . Und in der eisigen Leere jenseits unserer Welt erwachten gewisse Wesen aus einem sehr langen Schlaf.
    Es kam zum Kampf. Ich war zum Glück nicht beteiligt – aber wir verloren in dieser Nacht viele Menschen. Als sich das Feld ebenso unvermittelt wieder aufbaute, machten wir Bestandsaufnahme. Viele Angehörige des Heimatschutzes hatten den Versuch zu verhindern, dass die feindlichen Maschinen Virgas Außenhaut durchstießen und in die Welt eindrangen, mit dem Leben bezahlt. Die meisten der feindlichen Systeme hatte man zurückgeschlagen, aber einige waren doch durchgekommen. «
    Chaison war wie vom Donner gerührt. Hätte er gewusst, dass sein verzweifelter Plan zur Rettung Slipstreams so entsetzliche Folgen haben könnte – dass er die ganze Welt in Gefahr bringen würde –, er hätte sich
nie darauf eingelassen. Sicher hätte es auch andere Wege gegeben.
    Antaea beobachtete ihn argwöhnisch. »Hm. Einige von unseren Agenten wurden ausgeschickt, um die Eindringlinge ausfindig zu machen; sie suchen noch immer. Mein Team und ich

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