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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Dann hätten Brian und ich einen kleinen Ausflug irgendwohin unternehmen können, während Vater den Wigwam hütete und Nancy das Kochen erledigte.
    Ich sagte jedoch nichts, da die Kinder so wild auf ihren Vater waren wie ich darauf, ihn allein für mich zu haben und mit ins Bett zu nehmen. Und außerdem… Na ja, wir hatten kein Auto mehr. Bevor Brian diesmal nach Plattsburg gefahren war, hatte er »El Reo Grande« verkauft.
    »Mo«, hatte er gesagt, »letztes Jahr im April hatte es durchaus Sinn gemacht, mit dem Wagen nach Plattsburg zu fahren, wo ich den Reo gut gebrauchen konnte. Aber nur ein Idiot würde im Februar mit dem Auto von Kansas City ins nördliche New York fahren. Sogar letzten April mußte ich dreimal aus dem Schlamm gezogen werden; im Februar wäre ich überhaupt nicht durchgekommen.«
    »Obendrein plane ich«, fügte er mit seinem besten Teddy-Roosevelt-Lächeln hinzu, »für uns einen Zehnsitzer zu kaufen. Oder einen Elfsitzer. Sollen wir es mit Nummer elf probieren?«
    Wir probierten es, aber diesmal klingelte die Kasse nicht. Briney fuhr mit dem Zug nach Plattsburg, nachdem er mir versprochen hatte, nach seiner Rückkehr den größten verfügbaren Personenwagen zu kaufen – von mir aus auch einen Siebensitzer, wenn das nun mal der größte war. Was ich davon halten würde, wenn es diesmal ein geschlossener Wagen würde? Zum Beispiel eine siebensitzige Lexington-Limousine? Oder ein Marmon? Oder ein Pierce-Arrow? Denk mal darüber nach, Schatz!
    Ich dachte nicht viel drüber nach, denn ich wußte, daß Brian seine eigene Entscheidung fällen würde, wenn die Zeit reif dafür war. Ich freute mich allerdings darüber, daß wir einen größeren Wagen bekommen würden. Ein Fünfsitzer ist etwas eng für eine zehnköpfige Familie (oder eine elfköpfige, wenn ich wieder schwanger wurde).
    Als Brian also am 1. April 1917 nach Hause kam, blieben wir auch dort und liebten uns im Bett. Schließlich ist es nicht unbedingt nötig, das im Gras zu tun.
    Am Abend, als wir müde waren, aber noch nicht bereit zum Schlafen, fragte ich ihn: »Wann mußt du zurück nach Plattsburg, Schatz?«
    Er ließ sich mit der Antwort so viel Zeit, daß ich hinzufügte: »Hätte ich das nicht fragen dürfen, Brian? Es ist so lange her seit '98, daß ich gar nicht mehr daran denke, daß es Fragen gibt, die man lieber nicht stellt.«
    »Schatz, du darfst jede Frage stellen. Vielleicht kann ich manche nicht beantworten, weil die Antwort geheim ist, aber viel wahrscheinlicher liegt es einfach daran, daß einem Oberleutnant nicht viel gesagt wird. Deine Frage von vorhin kann ich allerdings beantworten. Ich glaube nicht, daß ich überhaupt wieder nach Plattsburg fahre. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich dort nichts zurückgelassen habe, nicht mal eine Zahnbürste.«
    Ich wartete.
    »Möchtest du nicht den Grund erfahren?«
    »Mein Gatte, du wirst ihn mir schon erklären, wenn du es für richtig hältst. Oder sobald du kannst.«
    »Maureen, du bist so verdammt nett! Empfindest du denn niemals diese typisch weibliche Neugier?«
    (Natürlich, Liebling – aber ich erfahre mehr von dir, wenn ich nicht neugierig bin!) »Ich wüßte es gerne.«
    »Na gut… Ich weiß nicht, was hier in den Zeitungen gestanden hat, aber das sogenannte ›Zimmermann-Tele-gramm‹ ist echt. Es besteht nicht die geringste Chance, daß wir uns noch länger als einen Monat aus dem Krieg heraushalten können. Die Frage lautet: Entsenden wir mehr Soldaten an die mexikanische Grenze, oder schicken wir Truppen nach Europa? Oder beides? Warten wir auf den Angriff Mexikos, oder erklären wir unsererseits Mexiko den Krieg? Oder erklären wir ihn erst dem Kaiser? Falls wir letzteres tun, können wir es dann riskieren, Mexiko den Rücken zuzukehren?«
    »Ist es wirklich so schlimm?«
    »Eine Menge hängt von Präsident Carranza ab. Ja, es ist so schlimm. Ich habe bereits meine Einteilung für den Fall der Mobilisierung in der Tasche. Jetzt ist nur noch ein Telegramm erforderlich, und ich bin im aktiven Dienst und unterwegs zu meiner Mobilisierungsstelle. Dabei handelt es sich nicht um Plattsburg.« Er streichelte mich. »Jetzt vergiß bitte den Krieg und denke an mich, Mrs. MacGillicuddy.«
    »Ja, Clarence.«
    Zwei Refrains von Old Riley's Daughter später sagte Brian: »Mrs. Mac, das war annehmbar! Ich glaube, du hast geübt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Kein bißchen, Liebster. Vater hat mich ununterbrochen überwacht – er hält mich nämlich für eine

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