Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
Antwort gut!«
    »Sie ist etwas besser.«
    »›Etwas?!‹ Ich werde dich rösten!«
    1916 kam es zu einem kleinen Krieg an unserer Südgrenze: »General« Pancho Villa führte zahlreiche Überfälle aus und mordete und brandschatzte auf unserer Seite der Grenze. »Black Jack« Pershing, auf Mindanao berühmt geworden und von Präsident Roosevelt vom Hauptmann direkt zum Brigadegeneral befördert, erhielt von Präsident Wilson den Auftrag, Villa zu finden und zu ergreifen. Vater hatte Pershing kennengelernt, als sie beide als Hauptleute gegen die Moros kämpften; er hielt große Stücke auf ihn und freute sich über seinen kometenhaften Aufstieg (der noch weitergehen sollte).
    Vater beendete einen kleinen Konflikt zu Hause, denn er blieb bei uns und entband mich weitgehend von der Sorge um Woodrow. Er war mit der vollen Autorität ausgestattet, an Woodrow das niedere, mittlere und hohe Recht zu vollziehen, ohne vorher die Eltern zu konsultieren. Brian und ich waren erleichtert!
    Die Tatsache, daß Vater einen Narren an meinem sechsten Kind gefressen hatte, machte es mir möglich, Woodrow als meinen Liebling zu betrachten, ohne das Risiko einzugehen, daß es erkennbar wurde. (Meine Kinder unterschieden sich alle voneinander, und ich liebte jedes auf seine Art, wie das sicher auch die anderen Leute tun – aber ich tat mein absolut Bestes, sie alle gerecht zu behandeln, ohne in Worten oder Taten spezielle Vorlieben zu zeigen. Ich versuchte es zumindest – wirklich!)
    Mit dem Abstand von mehr als einem Jahrhundert glaube ich endlich zu wissen, wieso mein am wenigsten liebenswerter Sohn mein Liebling wurde:
    Er ähnelte Vater in allen seinen Stärken und Schwächen. Vater war keinesfalls ein Heiliger, aber »ein Schurke von meinem Schlage«, und Woodrow erwies sich beinahe als sein sechzig Jahre jüngeres Ebenbild. Es handelte sich bei ihnen um die beiden dickköpfigsten Männer, die ich je erlebt habe.
    Vielleicht könnte ein unvoreingenommener Schiedsrichter sogar auf die Idee kommen, wir drei wären Drillinge – abgesehen von dem unwichtigen Faktum, daß wir Vater, Tochter und Enkel waren. Die beiden Männer waren so eindeutig männlich, wie ich weiblich war. (Ich bin in jeder Minute meines Daseins so durch und durch ein Bündel weiblicher Hormone, daß es mir nur gelingt, die Kontrolle zu behalten, indem ich sorgfältig die Art »Dame« mime, die die Anerkennung der Leute und Königin Viktorias findet.)
    Nur waren die beiden Männer halt stur. Und ich? Ich stur? Wie könnte irgend jemand auf diese absurde Idee kommen?
    Vater verkloppte Woodrow so oft wie nötig (also häufig). Er war bei seiner Erziehung so gründlich wie früher bei meiner und brachte ihm mit vier das Schachspiel bei, brauchte sich aber keine Mühe mit dem Lesen zu machen. Wie Nancy lernte Woodrow das ganz von selbst. Somit fand ich Zeit, meine anderen, zivilisierten und sich gut benehmenden Kinder aufzuziehen, wobei ich nie Schwierigkeiten hatte und nie die Stimme heben mußte. (Woodrow hätte aus mir die Art keifender Zicke machen können, die ich so verachte.)
    Auch für meinen reizenden und liebevollen und liebenswerten Gatten blieb mir so mehr Zeit. Nur allzu rasch wurde es wieder Zeit für ihn, nach Plattsburg zu fahren, womit für mich wieder eine wirklich trockene Zeit anfing. Im Jahr zuvor war wenigstens Nelson zeitweise in der Stadt gewesen, aber inzwischen hatte Brian Smith & Co. seinen Sitz nach Galena verlagert, wo Nelson eine neue Mine überwachte, in die Brian eingestiegen war, als die Begutachtung ein profitables Ergebnis versprach, während dem Eigentümer noch Kapital fehlte. Anita Boles hatte geheiratet und uns verlassen. Die K.C.-Adresse setzte sich nur noch aus einem Postfach und einer Telefonnummer zusammen, und letztere war wieder die von uns zu Hause. Das bißchen Bürotätigkeit, das dabei noch anfiel, bereitete mir keine Probleme, da mein größter Junge, der inzwischen zwölf Jahre alte Brian junior, die Post jeden Tag mit dem Fahrrad abholte, wenn er auf dem Heimweg von der Schule war.
    Da nun Nelson, mein einzig wirklich sicherer »Aushilfsgatte«, zu weit weg war und mein Vater, dieses puritanische Adlerauge, mich scharf überwachte, ergab sich Maureen resignierend in vier, fünf, vielleicht sogar sechs Monate Nonnendasein.
    Vater verbrachte abends oft ein paar Stunden in einer Billardhalle, die er als seinen »Schachklub« bezeichnete. An einem regnerischen Abend Ende Februar überraschte er mich damit, daß er einen

Weitere Kostenlose Bücher