Segeln im Sonnenwind
Jungfräulichkeit denn noch verlieren?«
»Briney, Nancy hat sich schließlich dazu durch-gerungen, es mir zu erzählen. Sie hatte Angst, weil der pickelige Bursche einmal nicht aufhören wollte, als das Gummi riß (er ist seitdem auch nicht mehr hergekommen). Ich habe sie gespült und ihren Kalender kontrolliert, und es erwies sich, daß sie drei Tage später aus dem Schneider war. Das hat ihre Befürchtungen zerstreut. Da wir nun endlich von Frau zu Frau miteinander reden konnten, gab ich ihr eine Kurzfassung der Vater-Ira-Instruktionen, einschließlich der Vorlesung zu den Bildern von Forberg… Hey, in dem Ding ist ja schließlich doch ein Knochen drin!«
»Was erwartest du? Du sprichst von solchen Sachen und glaubst, ich könnte dabei schlaff bleiben? Obwohl Nancy mir verboten ist, kann ich doch schließlich träumen, oder nicht? Wenn du von deinem Vater träumen darfst, darf ich es auch von meiner Tochter. Mach weiter, Süßes; komm endlich zu den interessanten Stellen!«
»Du bist ein garstiger Mann, ein richtiger Wüstling! Brian, führe Nancy lieber nicht in Versuchung, wenn du es nicht ernst meinst, oder sie vergräbt ihre Fänge in dir. Sie befindet sich in einem instabilen Zustand.
Und nun zu den interessanten Stellen. Brian, wie wir beschlossen hatten, habe ich Nancy von der Howard-Stiftung erzählt und ihr versprochen, daß auch du mit ihr darüber sprechen würdest. Dann rief ich Judge Sperling an. Er verwies mich an einen Anwalt hier in der Stadt, an Mr. Arthur J. Chapman. Kennst du ihn?«
»Ich weiß, wer er ist. Ein Körperschaftsanwalt, der nie ins Gericht geht. Sehr teuer.«
»Und ein Kurator der Howard-Stiftung.«
»Das konnte ich schon aus deiner Bemerkung schließen. Interessant!«
»Ich rief ihn an, stellte mich vor und bekam von ihm Nancys Liste. Für unsere Gegend, meine ich, also Jackson und Clay County sowie Johnson County in Kansas.«
»Gute Jagdgründe?«
»Ich denke schon. Auf der Liste erscheint auch ein gewisser Jonathan Sperling Weatheral, Sohn deiner Lieblingsblondine.«
»Da will ich doch ein Affe mit Panzereiern sein!«
Später am Abend sagte Brian: »Ira glaubt also, daß dieser Stadtheini der Sprößling seines Bruders ist?«
»Ja. Du wirst es auch glauben, wenn du ihn siehst. Liebster, er und ich sehen uns so ähnlich, daß man meinen könnte, wir wären Bruder und Schwester.«
»Und du leidest seinetwegen an einem akuten Fall von brennendem Schlüpfer?«
»Das ist noch zurückhaltend formuliert. Tut mir leid, Liebling.«
»Was gibt es da leid zu tun? Wenn dein Interesse an Sex so gering wäre, daß du dabei nur an deinen armen, alten, müden, abgenutzten… Autsch!… Ehemann dächtest, wärest du nicht halb so ein gutes Weibsstück. So, wie es nun aber einmal ist, bist du recht lebhaft, Mrs. Finkelstein. Und genau so mag ich dich, mit allen Licht- und Schattenseiten.«
»Würdest du auch eine Urkunde dieses Inhalts unterschreiben?«
»Gewiß. Möchtest du sie deinen Kunden zeigen? Liebes, ich habe dir schon vor Jahren die Leine gelockert, da ich immer schon wußte, daß du nie etwas tun wirst, was das Wohlergehen unserer Kinder gefährdet.«
»Meine Akte ist nicht ganz so sauber, Schatz. Was ich mit Reverend Doktor Ezekiel getrieben habe, war töricht und unbedacht. Ich werde heute noch rot, wenn ich daran denke.«
»Zeke der Grieche war dein Initiationsritus, Liebes. Die Geschichte hat dir so viel Angst eingejagt, daß du nie mehr ein Risiko mit der zweiten Wahl eingehen wirst. Man kann so was als Feuerprobe für die erwachsene Form des Ehebruchs betrachten. Von da an, meine Liebe, warst du immer vorsichtig, wen du für deine Eskapaden aussuchst, und wirst es immer bleiben. Dieser Bronson, der vielleicht dein Vetter ist, vielleicht auch nicht – wärst du stolz darauf, ihn heute abend hier bei uns im Bett zu haben? Oder wäre es dir peinlich? Würde es dich glücklich machen? Wie würde dieser Kerl abschneiden?«
Ich dachte über Brineys »Feuerprobe« nach und überprüfte Mr. Bronson noch einmal in Gedanken. »Brian, ich kann jetzt kein abschließendes Urteil fällen. Mir dreht sich der Kopf!«
»Möchtest du, daß ich mit Vater Ira über ihn spreche? Niemand kann Ira was vormachen.«
»Das wäre lieb von dir. Oh, deute dabei aber lieber nicht an, daß ich mit Mr. Bronson ins Bett schlüpfen möchte. Es würde Vater in Verlegenheit bringen, und er würde Mrrrf! sagen und vor sich hin brummen und aus dem Zimmer stolzieren. Obendrein weiß er es
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