Segeln im Sonnenwind
Jubal liebe und sein analytisches Genie respektiere, die Welt-als-Mythos erklärt auch nicht alles.
Dr. Will Durant würde sie als unzulängliche Hypothese bezeichnen. Ich habe in den Jahren 1921 und '22 in Kansas City unter seiner Professur Philosophie studiert, nicht lange nach seinem Austritt aus der Katholischen Kirche und seiner Hinwendung zu Agnostizismus, Sozialismus und Ehe, was alles nur passiert war, weil er ein vierzehnjähriges Mädchen beschnuppert hatte – gerade halb so alt wie er.
Dr. Durant muß die Leute enttäuscht haben – er heiratete seine ungesetzlich junge Geliebte und blieb ihr bis zu seinem Tode mit über neunzig Jahren treu, ohne daß es je auch nur den Hauch eines Skandals gegeben hätte. Für manche Leute ein typischer Fall von »an gewissen Tagen lohnt es sich einfach nicht, an der Tür zu lauschen«.
Der Verlust der Kirche war ein Gewinn für die Welt. Die Unfähigkeit eines jungen Lehrers, die Finger von einer hübschen, cleveren und gut entwickelten Schülerin zu lassen, bescherte mehreren Universen einen großen Historiker und Philosophen, der auch Maureen ihre Einführung in die Metaphysik gab – mein größtes intellektuelles Abenteuer, seit Vater mich mit Professor Thomas Henry Huxley bekannt gemacht hatte.
Professor Huxley machte mich mit der Tatsache vertraut, daß es sich bei der Theologie um ein Fach handelt, das keine Antworten geben kann, da es ein Fach ohne Stoff ist.
Ohne Stoff? Richtig, ohne Stoff – welcher Art auch immer. Sie ist nur gefärbtes Wasser mit Süßstoff. »Theo« bezieht sich auf »Gott« und »logie« auf Worte. Jeder auf
-logie endende Begriff bedeutet das Studium eines Faches, das mit dem vorangegangenen Wortbestandteil bezeichnet wurde, ob nun Hippologie, Astrologie, Proktologie, Escha-tologie oder Skatologie oder sonst was. Um jedoch ein Thema zu untersuchen, muß man sich über dieses erst mal einig sein. Die Hippologie ist in dieser Hinsicht unproblematisch – schließlich hat jeder schon mal ein Pferd gesehen. Das gleiche gilt für die Proktologie – jeder weiß, was ein Arschloch ist. Wer so gut erzogen wurde, daß letzteres für ihn nicht gilt, sollte einmal eine Stadtratssitzung besuchen; dort kann er jede Menge Arschlöcher bewundern.
Bei der Buchstabenfolge ›Theologie‹ sieht jedoch alles
ganz anders aus.
›Gott‹ oder ›Götter‹ oder ›Gottheit‹ – hat jemand so was schon mal gesehen? Falls ja, wo und wann? Wie groß war Sie und wie schwer? Welche Hautfarbe hatte Sie? Hatte Sie einen Bauchnabel, und falls ja, warum? Hatte Sie Brüste? Zu welchem Zweck? Wie war es um Ihre Fortpflanzungs- und Ausscheidungsorgane bestellt? Hatte Sie welche oder nicht?
(Wer jetzt glaubt, ich würde mich an der Idee eines Gottes hochziehen, den der Mensch nach seinem Bilde erschuf, muß meinen Ausführungen noch viel weiter folgen!)
Ich sehe ja ein, daß die Vorstellung eines anthropomor-phen Gottes bei den meisten Gottesmännern schon vor einiger Zeit aus der Mode gekommen ist – was uns jedoch der Definition der Buchstabenfolge »G-O-T-T« auch nicht näherbringt. Wenden wir uns daher einmal an die fundamentalistischen Prediger, da die Episkopalen Gott den Zutritt zu Seinem Heiligtum verwehren, solange Er sich nicht die Schuhe putzt und diesen entsetzlichen Bart ordentlich kämmt. Die Unitarier lassen Ihn unter überhaupt keinen Umständen herein.
Hören wir uns also die Fundamentalisten an: »Gott ist der Schöpfer der Welt. Die Existenz der Welt beweist, daß sie erschaffen wurde. Demzufolge gibt es auch einen Schöpfer. Diesen Schöpfer nennen wir ›Gott‹. Verneigen wir uns und beten Ihn an, denn Er ist der Allmächtige, dessen Werk von Seiner Macht kündet.«
Würde jemand bitte Dr. S. I. Hayakawa ausrufen lassen? Oder falls er zu beschäftigt sein sollte, dann irgendeinen Studenten mit Zwei plus oder einer besseren Note in Logik? Ich brauche jemanden, dem die Unlogik von Zirkelschlüssen klar ist und der sich auch auf den Verkettungsprozeß versteht, mit dem man abstrakte Begriffe logisch definieren kann, indem man von konkreten Begriffen ausgeht. Was nun ist ein ›konkreter‹ Begriff? Es handelt sich dabei um eine Lautfolge, z. B. ›Katze‹, ›Segelboot‹ oder ›Schlittschuh‹, die etwas bezeichnet, worauf man mit dem Finger zeigen – und sich mit ausreichender Eindeutigkeit einigen kann. So gibt es z. B. keinen Streit darüber, daß mit dem Wort »Segelboot« kein pelziger Vierbeiner mit einziehbaren Krallen
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