Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
gemeint ist.
    Was den Begriff ›Gott‹ angeht, ist eine solche Übereinkunft nicht möglich, da hier niemand auf etwas deuten kann. Auch kein Zirkelschluß befreit uns aus diesem Dilemma. Auf etwas zu zeigen (die stoffliche Welt) und zu behaupten, sie müsse einen Schöpfer haben, der seinerseits zwangsläufig diese oder jene Attribute haben müsse, beweist nichts anderes, als daß man eine unbewiesene Behauptung aufgestellt hat. Warum muß etwas einen Schöpfer haben? Wer sagt das? Wie lautet seine Anschrift? Wer hat eigentlich dem Schöpfer den Auftrag gegeben? Zu verkünden, etwas Physisches wäre von einem Irgendwas aus dem absoluten Nichts erschaffen worden, ist nicht mal eine philosophische Aussage oder überhaupt irgendeine Aussage, sondern einfach nur ein Geräusch ohne jede inhaltliche Signifikanz.
    Jesuiten werden vierzehn Jahre darauf gedrillt, solchen Unfug zu reden. Die Fundamentalistenprediger der Südstaaten schaffen das viel schneller. Aber so oder so ist es Unfug.
    Der geneigte Leser möge mir bitte verzeihen, aber bei einem Versuch, ›Gott‹ zu definieren, kann man schon mal redselig werden.
    Anders als die Theologie hat die Metaphysik ein Thema, die physikalische Welt, die man fühlen, schmecken und sehen kann, eine Welt mit Schlaglöchern und schönen Menschen und Fahrkarten und bellenden Hunden und Kriegen und Eiscremebechern mit Marshmallows. Wie die Theologie hat die Metaphysik jedoch keine Antworten, nur Fragen. Aber was für tolle Fragen!
    Wurde unsere Welt erschaffen? Falls ja, wann und von wem und warum?
    Wie ist das Bewußtsein (die »Ichheit«) mit der physikalischen Welt verbunden?
    Was wird aus dieser »Ichheit«, wenn mein Körper zu existieren aufhört, stirbt, verwest – wenn die Würmer ihn fressen?
    Warum bin ich hier, woher bin ich gekommen, wohin gehe ich?
    Warum bist du hier? Bist du hier? Bist du irgendwo? Bin ich ganz allein?
    (Und viele mehr.)
    Die Metaphysik hat viele lange Wörter für all diese Ideen zu bieten, aber man braucht sie nicht zu benutzen; kurze angelsächsische Wörter sind genausogut für Fragen geeignet, auf die es ohnehin keine Antworten gibt.
    Personen, die vorgeben, diese Antworten zu kennen, sind in jedem Fall Betrüger. Ohne Ausnahme. Wenn man auf ihre Betrügerei hinweist, wenn man laut zu sagen wagt, daß der Kaiser keine Kleider trägt, dann versuchen sie einen zu lynchen – natürlich nur aus den edelsten Motiven!
    Und genau das ist jetzt mein Problem. Ich habe den Fehler begangen, mein loses Mundwerk zu betätigen, ehe ich etwas über die hiesigen Machtverhältnisse wußte – und muß nun damit rechnen, daß man mich für das Schwerverbrechen der Gotteslästerung hängt (ich hoffe, sie machen nichts Grausameres!).
    Ich hätte es besser wissen müssen. Damals hatte ich auch nicht geglaubt, daß es irgend jemandem in San Francisco etwas ausmachen würde, wenn ich behauptete, allem Anschein nach wäre Jesus schwul gewesen.
    Und doch war lautes Wutgebrüll ertönt, und zwar gleich von zwei Gruppen – den Schwulen und den Nichtschwulen. Ich hatte Glück, noch aus der Stadt zu entwischen.
    (Ich wünschte wirklich, Pixel würde zurückkommen!)
    Am Freitag verheirateten wir meine Tochter mit Jonathan Weatheral. Die Braut trug Weiß über einem erdnußgroßen Embryo, der sie für die Vergünstigungen der Howard-Stiftung qualifizierte. Die Brautmutter trug ein dümmliches Grinsen zur Schau, das aus ihren privaten Vergnügungen im Verlauf der zurückliegenden Woche resultierte, und die Mutter des Bräutigams zeigte ein leiseres Lächeln und einen abwesenden Blick aus ähnlich privaten, wenn auch nicht ganz identischen Gründen.
    Ich hatte große Anstrengungen unternommen, um Ele-anor Weatheral einen Platz unter Sergeant Theodore zu verschaffen – zu ihrem beiderseitigen Vergnügen, wie ich weiß, aber nicht allein aus diesem Grund. Eleanor ist ein wandelnder Prüfstein und kann bei sexuellen Kontakten mit einer Person erkennen, ob sie lügen oder nicht.
    Blenden wir einmal zwei Tage zurück. Am Mittwoch kam mein »Zoo« um fünf nach sechs aus dem Zirkus zurück. Wir veranstalteten das Abendessen um halb sieben als Picknick auf dem Hinterhof. Als es dunkel wurde, schaltete Brian die Gartenbeleuchtung ein, und die Jüngeren spielten Krocket, während wir Älteren (Brian, Vater, Theodore und ich) auf der Hollywoodschaukel Platz nahmen, um uns über das Problem der weiblichen Fruchtbarkeit zu unterhalten. Brian erklärte Vater, er solle sich anhören,

Weitere Kostenlose Bücher