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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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gekränkt fühlte. Statt dessen wandte ich mich an Eleanor. Bei ihr war ein Geheimnis noch sicherer als bei Jesus selbst.
    ›Prudence Penny, die Hausfrau als Investorin‹ begann als wöchentliche Kolumne in Provinzzeitungen der Art, wie wir sie in Thebes gehabt hatten, den Lyle County Leader nämlich. Die ersten sechs Wochen bot ich meine Ergüsse stets umsonst an. Wenn die Versuchsphase auf ein nennenswertes Interesse stieß, konnte der Verleger weitere Beiträge für wenig Geld haben. Die Kleinstadt-Wochenzeitungen konnten sich mehr als kümmerliche Honorare gar nicht leisten, und so hätte es gar keinen Sinn ergeben, wenn ich gleich zu Anfang auf die dicken Erträge scharf gewesen wäre.
    Darauf war ich sowieso nicht aus. Zumindest nicht in erster Linie.
    Mit der ersten Kolumne 1953 legte ich das Format fest, das sich auch später nie mehr änderte:
    Prudence Penny
    die Hausfrau als Investorin
    DIE DEFINITION DES TAGES:
    (In jeder Kolumne erläuterte ich mindestens einen Begriff. Geldleute verfügen über ihre eigene Sprache. Wer diese nicht versteht, kann an ihrem Pokerspiel auch nicht teilnehmen. Einige der Begriffe, die ich meinen Leserinnen erklärte, waren: Stammaktien, Vorzugsaktien, Kommunalobligationen, Gewinnspanne, Rück- und Vorprämie, Mitbesitz, Klagestattgebung ohne vollen Berechtigungs-nachweis, Papiergeld ohne Deckung, Enteignungsrecht des Staates, Staatsländereien, Copyright, Patent und vieles mehr.
    Trivial? Vielleicht für die eine oder andere, aber solche Leute brauchten Prudence Penny auch gar nicht. Für die meisten Menschen könnten derlei Begriffe allerdings auch aus dem Altgriechischen stammen, und ich erklärte sie in einfachen Worten, die niemand mißverstehen konnte, abgesehen von Professoren der Linguistik.)
    Zum zweiten bot ich an, einzelne Meldungen der Tagesnachrichten zu diskutieren, die sich auf Investitionen auswirken konnten. Da das für praktisch alles gilt, inklusive Wetter, Wahlen und Killerbienen, war das eine einfache Aufgabe. Wenn ich die Sache mit etwas Klatsch aufpeppen konnte, tat ich es, verzichtete dabei jedoch auf alles Verletzende und Grausame und achtete sorgfältig darauf, auch alles zu vermeiden, wofür man mich hätte verklagen können.
    Dann kam die AKTUELLE INVESTITIONSEMPFEH-LUNG an die Reihe, für mich aufgrund von Theodores Vorhersagen eine sichere Angelegenheit. Dieselbe Empfehlung konnte dabei mehrmals im Wechsel mit anderen aus derselben Quelle wiederholt werden. Die Beiträge endeten stets mit Prudence Pennys Portefeuille:
    Meine Damen, am Anfang, im Januar 1953, hatten wir eintausend Dollar ( $ 1.000,00) in diesem Portefeuille. Falls Sie den gleichen Betrag zur gleichen Zeit investiert und die Investitionen in der Folge wie wir geändert haben, beläuft sich Ihr Portefeuille gegenwärtig auf $ 4.823,17
    Es ist niemals zu spät, mit klugen Investitionen nach Prudence Pennys Empfehlungen zu beginnen. Sie können heute mit 4.823,17 Dollar starten (oder einem Mehrfachen oder einem Teil dessen), die Sie dann wie folgt investieren… (Liste der Investitionen).
    Falls Sie selbst in allen Einzelheiten studieren möchten, wie eintausend Dollar in (so und so vielen) Jahren und (so und so vielen) Monaten auf (gegenwärtiger Wert) steigen, schicken Sie ( $ 1,00, $ 2,50, $ 4,00 – der Preis stieg laufend) an Pinch-Penny Publications, Suite 8600, Harriman Tower, New York, N.Y. HKL030 (eine Adresse, hinter der ein Briefkasten steckte, dessen Inhalt letztlich bei Eleanors Handlanger in Toronto landete), oder erwerben Sie direkt in Ihrem örtlichen Buchladen den Leitfaden zu profitablen Investitionen für Hausfrauen von Prudence Penny.
    Die Sperenzchen mit der Adresse dienten dem Zweck, daß die Börsenaufsicht nicht spitz bekam, wer sich hinter ›Prudence Penny‹ versteckte, nämlich ein Vorstandsmitglied von Harriman Industries. Die Börsenaufsicht ist ein wenig voreingenommen, was ›Insidergeschäfte‹ angeht.
    Die Kolumne machte Karriere und erschien bald nicht mehr nur in den Provinzwochenzeitungen, sondern auch in den städtischen Tageszeitungen. Sie erbrachte in den dreizehn Jahren, die ich sie schrieb, eine Menge Geld. Frauen lasen und befolgten sie – wie die Leserinnenpost zu erkennen gab –, aber ich glaube, daß sie hauptsächlich von Männern gelesen wurde; natürlich nicht, weil sie meinem Rat folgen, sondern weil sie daraus schlau werden wollten, wieso ihr weiblicher Bär denn Walzer tanzen konnte.
    Ich wußte, daß ich Erfolg gehabt hatte, als

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