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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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und nicht so, als schnappe man nach einem Leckerbissen auf der Theke eines Fast-Food-Ladens.
    Diese Party und die restliche Nacht bestanden aus nichts anderem als Vergewaltigungen über Vergewaltigungen wo man auch hinsah – und ich mache mir nichts aus Vergewaltigungen; man lernt dabei keine besonders brauchbaren Leute kennen.
    Ich floh und fand mich draußen im Park wieder. Mein eiliger Aufbruch hatte etwas mit einem aufgeblasenen Arschloch zu tun, bekleidet mit einer langen Robe (ein Plu-viale?) aus weißer Seide, über und über mit scharlachroten und goldenen Stickereien geschmückt. Es stand vorne offen, und seine Flaggenstange ragte daraus hervor. Vier Gefolgsleute mußten den Kerl stützen, damit er nicht unter der Last des eigenen Dünkels zusammenbrach.
    Er packte mich, als ich mich gerade an ihm vorbeidrücken wollte – und steckte mir seine Zunge in den Mund. Ich rammte ihm das Knie in den Unterleib, stürmte los und sprang durch ein offenes Fenster. Ja, wir befanden uns im Erdgeschoß, aber ich hatte mich nicht einmal damit aufgehalten, das zu prüfen.
    Pixel holte mich nach knapp fünfzig Metern ein und zwang mich zum Abbremsen, indem er im Zickzack vor mir hin und her lief. Wir betraten den großen Park, und von da an ging ich im Schrittempo. Ich trug nach wie vor das Cape, hatte aber beim Sprung aus dem Fenster einen Schuh verloren und in der Folge den anderen abgestreift. Das hemmte mich nicht sonderlich, denn in Boondock ging ich so viel barfuß, daß meine Fußsohlen inzwischen zäh wie Leder waren.
    Eine Zeitlang spazierte ich im Park herum, sah mir an, was hier so getrieben wurde (ganz erstaunlich!), und fragte mich, wohin ich mich wenden sollte. In den Palast des Bürgermeisters traute ich mich nicht mehr; mein wichtigtuerischer Freund mit dem kolossalen Gewand trieb sich vielleicht noch dort herum. Wo die Ridpaths wohnten, wußte ich nicht, obwohl ich bei ihnen zu Hause gewesen war. Ich beschloß, auf den Morgen zu warten, das Grand Hotel Augustus ausfindig zu machen (sollte einfach sein), Dr. Erics Praxis aufzusuchen und ihn um ein kleines Darlehen anzugehen. Mußte eigentlich klappen, wenn man bedachte, wie er mich während des Abendessens abgetastet hatte. Er war aber nicht rüde gewesen; Ähnliches hatte sich auch an allen anderen Tischen abgespielt, und man hatte mich schließlich vorgewarnt.
    Ich nahm kurz am schon erwähnten Hexensabbat teil. Er fand genau um Mitternacht im Licht des Vollmonds statt, und die Ritualgebete wurden auf Latein, Griechisch, Altnorwegisch (glaube ich) und drei weiteren Sprachen aufgesagt. Eine der Frauen trat als Schlangengöttin aus dem antiken Kreta auf. Authentisch? Keine Ahnung. Pixel hockte während den Zeremonien auf meiner Schulter, als wäre er die Rolle des Hexenvertrauten schon gewöhnt.
    Als ich mich schließlich vom Altar abwandte, sprang er zu Boden und lief wieder wie üblich vor mir her.
    Jemand brüllte: »Da ist ihre Katze! Und da ist sie! Schnappt sie euch!«
    Und das taten sie.
    Wie ich schon sagte – Vergewaltigung gefällt mir nicht. Besonders zuwider ist es mir, wenn vier Kerle mich festhalten, während ein fettes Schwein in besticktem Pluviale Sachen mit meinem Körper anstellt. Also biß ich ihn und erging mich in einem Diskurs über seine Vorfahren und persönlichen Gewohnheiten.
    Und so landete ich im Knast und blieb dort, bis die Beknackten vom Komitee für Ästhetische Streichungen mich herausholten.
    Für einen solchen Vorgang prägte der Volksmund das Sprichwort: »Vom Regen in die Traufe kommen.«
    Gestern abend saß Graf Dracula dem Komitee vor. Er wurde als einziger seiner Rolle wirklich gerecht. Diese abstoßend gut aussehende Kreatur trug nicht nur den klassischen Umhang des Videovampirs, sondern hatte sich gar Eckzähne anfertigen lassen, die über die Unterlippe ragten. Zumindest glaube ich, daß sie künstlich waren; Menschen oder Quasimenschen haben bestimmt nicht solche Zähne!
    Ich setzte mich auf den einzigen freien Stuhl im Kreis. »Guten Abend, Freunde. Guten Abend, Graf. Wo ist der Alte vom Berge heute?«
    »Eine solche Frage stellt man nicht.«
    »Nun, dann entschuldigen Sie bitte! Aber warum nicht?«
    »Wir überlassen die Antwort Ihnen, als kleine Übung im Schlußfolgern. Aber stellen Sie eine solche Frage nie wieder! Und verspäten Sie sich nicht noch einmal. Lady MacBeth, Sie sind heute abend das Thema unseres Gesprächs…«
    »Maureen Johnson, wenn es Ihnen recht ist.«
    »Es ist mir nicht recht. Da haben

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