Segeln im Sonnenwind
schön von Ihnen, daß Sie auch gekommen sind! Darf ich Sie Maureen nennen? Darf ich Ihnen ein paar Krabbenbeine anbieten? Wurden aus Japan eingeflogen, wie das Ding meines Mannes. Was möchten Sie trinken?« Eine höfliche kleine Maschine kam herbeigerollt, servierte Krabbenbeine und andere schmackhafte Häppchen und nahm meine Getränkebestellung entgegen – Cuba Libre ohne Rum.
Mrs. Ridpath beglückwünschte Dagmar zu ihrem Kostüm – ein schwarzer Overall, der sogar den Kopf bedeckte, aber alle Stellen frei ließ, wo er andernfalls richtigen Saturnalien nur im Wege gewesen wäre. Der Gesamteindruck, den Dagmar vermittelte, war ausgesprochen obszön.
Zenobias Kostüm war provokant, aber hübsch – ein blaues Etwas, das zu ihren Augen paßte und nicht viel verbarg. Daffy Weisskopf ging gleich auf sie los und gab dabei Laute von sich, die gut in jeden Dschungel gepaßt hätten. Sie lächelte ihn nur an. »Essen Sie lieber vorher etwas, Doktor. Und sparen Sie sich wenigstens einen Teil Ihrer Kräfte für nach Mitternacht auf.«
Ich hielt Dr. Erics Verdächtigungen, was Dr. Daffys Assistenten Freddie betraf, für gerechtfertigt. Er verbreitete für mich nicht den richtigen Geruch und ich offensichtlich auch nicht für ihn. Dabei mußte ich inzwischen ganz schön duften, da ich in Partystimmung kam. Wie gewünscht, wurde mein Cuba Libre ohne Rum serviert, aber ich hatte schon die Hälfte intus, bevor ich bemerkte, daß er statt dessen reichlich Wodka enthielt. Gut hundert Prozent, da war ich mir ganz sicher. Wodka ist eine gefährliche Angelegenheit; er riecht nicht und schmeckt nicht und schickt einen ruckzuck auf die Matratze.
Ich glaube, ein Teil unserer Häppchen enthielt Aphrodi-siaka. Derlei benötigt unsere Maureen allerdings nicht. Hat sie noch nie gebraucht!
Drei Sorten Wein wurden zum Abendessen angeboten, und die endlosen Trinksprüche gingen rasch vom Suggestiven zum Empörenden über. Der kleine Roboter, der meinen Tischabschnitt bediente, sorgte dafür, daß die Weingläser gefüllt blieben, und sein Programm kannte den Begriff ›Wasser‹ überhaupt nicht. So war Mama Maureen bald sturzbetrunken.
Zwecklos, etwas anderes zu behaupten. Ich aß zuwenig, trank zuviel und hatte zuwenig geschlafen. Darüber hinaus habe ich nie gelernt, wie ein Dame zu trinken, sondern lediglich, wie man so tut, ohne auch nur einen Schluck zu sich zu nehmen. An Carolitas Abend war jedoch alle Vorsicht dahin.
Ich stellte allerlei hochgradig professionelle Überlegungen an, wie ich mich in der neuen Umgebung orientieren könnte. Zunächst wollte ich Zenobia bitten, bei ihr übernachten zu dürfen, damit ich mich am Morgen ausgeruht mit einer Stadt auseinandersetzen konnte, die ihre fünf Sinne wieder beisammen hatte. Dann benötigte ich Geld und Kleider. Als Frau konnte man durchaus ohne Sicherheiten an ein Darlehen kommen, wenn man es mit dem richtigen männlichen Sachbearbeiter zu tun bekam. Weibliche Zeitkorpsagenten waren da aufgrund ihrer besonderen Befähigung bessere Scouts als Männer.
Hätte ich erst einmal ein wenig Geld, würde ich mich auf die Suche nach einer von Hildas Schwarzmarkt-Geschäftsstellen machen oder einen Ort suchen, an dem der Zeitkorps mit Sicherheit eine Nachricht von mir finden würde – alles Dinge, die man völlig unauffällig in einer öffentlichen Bibliothek oder aus einer Telefonzelle heraus bewerkstelligen konnte.
Doch so professionell meine Gedanken auch gewesen sein mochten – ich wurde von den Proktoren geschnappt, bevor ich auch nur einen davon in die Tat umsetzen konnte.
Zenobia bestand darauf, daß ich mit zur Orgie des Bürgermeisters kam, und zu diesem Zeitpunkt besaß ich nicht mehr genügend Verstand, um dieses Angebot abzulehnen. Sie wählte aus ihrem Fundus ein Kostüm für mich aus –lange, hauchdünne Hose, grüne Strumpfbänder, hohe Stök-kelschuhe, Cape. Irgendwie erschien mir das als das perfekte Kostüm, obwohl ich mich nicht mehr erinnern kann wieso.
Auch an die Party des Bürgermeisters erinnere ich mich nur noch skizzenhaft. Vielleicht hilft es, sie sich als von Caligula und Nero gemeinsam veranstaltet und von Cecil B. de Mille in hinreißendem Technicolor inszeniert vorzustellen. Ich weiß noch, daß ich irgendeinem Flegel (ich habe keine Vorstellung mehr von seinem Gesicht; vielleicht hatte er ja gar keines) erklärte, man könne mich zwar prinzipiell haben –viele hätten es schon versucht, meistens mit Erfolg – aber bitte auf die romantische Tour
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