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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Mersington und in ein etwas größeres Haus umzogen (das demselben Eigentümer gehörte). Dort bekam ich 1905 meinen ersten Jungen, Brian junior… und erfuhr, was aus unseren Howard-Vergütungen geworden war.
    Es geschah im Frühjahr 1906 an einem Sonntag im Mai. Sonntags fuhren wir oft mit der Straßenbahn bis zur Endstation einer Linie, die wir noch nicht kannten. Unsere zwei kleinen Mädchen trugen ihren besten Sonntagsstaat, und Briney und ich hielten abwechselnd Junior auf den Armen. Diesmal hatten wir jedoch vereinbart, unsere Kinder bei der Dame von nebenan zu lassen, bei Mrs. Ohlschlager, einer lieben Freundin, die mein Deutsch korrigierte und erweiterte.
    Wir marschierten bis zur Siebenundzwanzigsten Straße und nahmen die Trambahn nach Westen; Briney erkundigte sich wie üblich nach Anschlüssen, da wir sonntags gerne überall umstiegen und irgendwo landen konnten. Diesmal fuhren wir nur zehn Blocks weit, bis Briney den Halteknopf drückte. »Es ist ein wunderbarer Tag. Gehen wir doch eine Zeitlang auf dem Boulevard spazieren.«
    »Ist recht.«
    Brian half mir hinaus. Wir gingen nach Süden über die Straße und dann in südlicher Richtung weiter, wobei wir dem Benton Boulevard auf seiner Westseite folgten. »Liebling, würdest du gerne in dieser Gegend wohnen?«
    »Ja, gerne, und ich bin mir sicher, daß wir es in zwanzig Jahren oder so tun werden. Es ist wunderschön!« Das war es wirklich. Jedes Haus belegte eine doppelte Parzelle und hatte mindestens zehn oder zwölf Zimmer sowie eine Auffahrt und einen Unterstand für die Kutsche (den wir Bauernlümmel als Scheune bezeichnet hätten). Blumenbeete, Buntglaslünetten über den Türen, alle Häuser entweder neu oder perfekt instandgehalten… Aus dem Baustil tippte ich auf 1900. Ich glaubte mich auch an Baustellen in dieser Gegend zu erinnern, zu der Zeit, als wir gerade nach Kansas City gezogen waren.
    »Zwanzig Jahre! Was redest du da, Liebes? Sei doch nicht so pessimistisch. Suchen wir uns einfach eines aus und kaufen es. Wie wäre es mit dem da drüben, vor dem der Saxon geparkt ist?«
    »Gehört der Saxon dazu? Mir gefällt die Tür nicht, die sich nach hinten öffnet; ein Kind könnte herausfallen. Ich hätte lieber diesen Phaeton mit den beiden farblich so schön passenden Rappen.«
    »Wir wollen keine Pferde kaufen, sondern ein Haus.«
    »Aber Brian, man kann doch sonntags kein Haus kaufen! Der Vertrag wäre nicht rechtskräftig.«
    »Doch, auf meine Art geht es. Man gibt sich die Hand darauf und unterzeichnet die Papiere am Montag.«
    »Sehr schön, Sir.« Briney liebte es zu spielen. Und worum auch immer es ging, ich machte mit. Er war ein glücklicher Mann und machte auch mich glücklich (nicht nur im Bett).
    Am Ende des Blocks gingen wir auf die andere Straßenseite und setzten dort unseren Weg nach Süden fort. Vor dem dritten Haus, von der Ecke an gezählt, blieb Briney stehen. »Mo, das gefällt mir irgendwie. Es scheint mir ein glückliches Haus zu sein, findest du nicht auch?«
    Es glich weitgehend den anderen Häusern der Umgebung. Es war groß und behaglich und schön – und teuer. Es wirkte nicht ganz so einladend wie die anderen, da es unbewohnt schien – keine Möbel auf der Veranda, die Vorhänge zugezogen. Allerdings pflegte ich meinem Gatten zuzustimmen, wann immer es möglich war… und das Haus konnte ja nichts dafür, daß es leerstand. Falls das überhaupt zutraf. »Ja, ich denke auch, daß es für die richtigen Bewohner ein glückliches Haus sein könnte.«
    »Für uns zum Beispiel?«
    »Für uns zum Beispiel«, pflichtete ich ihm bei.
    Brian ging auf das Haus zu. »Ich glaube nicht, daß jemand zu Hause ist. Schauen wir mal, ob die Tür unverschlossen ist. Oder ein Fenster.«
    »Brian!«
    »Nur die Ruhe bewahren, Frau.«
    Nolens volens folgte ich ihm, hatte aber das Gefühl, von neugierigen Leuten hinter allen Vorhängen dieses Blocks beobachtet zu werden (was auch zutraf, wie ich später erfuhr).
    Brian probierte den Türgriff. »Verschlossen. Na ja, das läßt sich beheben.« Er griff in die Tasche, holte einen Schlüssel hervor, schloß die Tür auf und hielt sie für mich offen.
    Atemlos und furchtsam trat ich ein und war dann doch etwas erleichtert, als der kahle Boden und die Echos bewiesen, daß hier tatsächlich niemand wohnte. »Brian, was geht hier vor? Nimm mich bitte nicht auf den Arm!«
    »Ich nehme dich nicht auf den Arm, Mo. Wenn dir dieses Haus gefällt… dann handelt es sich dabei um mein seit langem

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