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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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wenn er der Meinung war, daß man davon erfahren sollte. Wer ihm allerdings zusetzte, mußte damit rechnen, mit kreativen Erfindungen abgespeist zu werden – wenn er von Vater nicht gleich zum Teufel gejagt wurde.
    Vater kam nach Kansas City. Brian lud ihn ein, bei uns zu wohnen, aber Vater hatte sich bereits eine Wohnung besorgt und war dort eingezogen, ehe er uns überhaupt darüber informierte, daß er in der Stadt war – sogar ehe wir erfuhren, daß er aus dem Militär ausgeschieden war.
    Fünf Jahre später zog er doch zu uns, weil wir ihn brauchten.
    In den ersten Jahren nach 1900 war Kansas City eine aufregende Stadt. Obwohl ich zehn Jahre zuvor drei Monate lang in Chicago verbracht hatte, war ich nicht an große Städte gewöhnt. Zur Zeit unserer Hochzeitsreise hatte Kansas City 150.000 Einwohner. Es gab dort elektrische Straßenbahnen, fast so viele Autos wie Pferdewagen, und überall spannten sich Fahrleitungen und Telefondrähte und Stromleitungen durch die Lüfte. Sämtliche Hauptstraßen waren gepflastert, und jedes Jahr kamen mehrere Seitenstraßen hinzu. Das Parksystem war schon weltberühmt und immer noch nicht vollendet. Die Stadtbücherei verfügte über die schier unglaubliche Zahl von einer halben Million Bände.
    Die Kongreßhalle von Kansas City war so groß, daß die Demokratische Partei dort 1900 den Nominierungsparteitag für ihren Präsidentschaftskandidaten abhalten wollte. Dann brannte das Gebäude über Nacht ab. Der Wiederaufbau lief schon an, noch ehe die Asche kalt geworden war, und die Demokraten nominierten dort gerade neunzig Tage nach dem Brand William Jennings Bryan.
    Inzwischen nominierten die Republikaner noch einmal Präsident McKinley und mit ihm Colonel Teddy Roosevelt, den Helden von San Juan Hill. Ich weiß nicht, für wen mein Mann damals stimmte, aber es schien ihm nie etwas auszumachen, wenn jemand eine Ähnlichkeit zwischen ihm und Teddy Roosevelt feststellte.
    Ich glaube, Briney hätte es mir gesagt, wenn ich ihn nur gefragt hätte, aber 1900 war Politik noch nichts für Frauen, und ich tat mein Bestes, um in der Öffentlichkeit die perfekte, bescheidene Hausfrau zu spielen, die sich, wie es der deutsche Kaiser ausdrückte, nur für ›Kirche, Küche und Kinder‹ zu interessieren hatte.
    Im September 1901, nur sechs Monate nach Beginn seiner zweiten Amtsperiode, wurde unser Präsident auf abscheulichste Art und Weise ermordet, und man hievte den schneidigen jungen Kriegshelden Roosevelt auf kürzestem Wege ins höchste Amt.
    Es gibt Zeitlinien, auf denen Mr. McKinley nicht ermordet wurde und Colonel Roosevelt nie auf den Präsidentenstuhl gelangte oder sein entfernter Vetter 1932 für dieses Amt nominiert wurde. Das hatte tiefgreifende Auswirkungen auf den Verlauf der Kriege in den Jahren 1917 und 1941. Unsere Zeitkorps-Mathematiker beschäftigen sich mit diesen Dingen, aber die strukturellen Simulationen sind enorm, selbst für die Verhältnisse des neuen Computerkomplexes, der sich aus Mycroft Holmes IV. und Pallas Athene zusammensetzt, und sie übersteigen mein Verständnis bei weitem. Ich bin eine Babyfabrik, eine gute Köchin und stets bestrebt, im Bett die Schärfste zu sein. Mir scheint, das Geheimnis des Lebensglücks liegt in dem Wissen begründet, was man ist. Man sollte sich damit zufriedengeben und stilvoll auftreten, stolz und hocherhobenen Hauptes, ohne sich nach etwas anderem zu sehnen. Kein Ehrgeiz kann einen Spatz in einen Falken verwandeln oder einen Zaunkönig in einen Paradiesvogel. Ich bin eine Zaunkönigin. Das paßt zu mir.
    Pixel ist ein gutes Beispiel für stilvolles Auftreten. Er hält den Schwanz stets hoch und gibt sich selbstsicher. Heute brachte er mir noch eine Maus, und ich habe ihn gelobt und gehätschelt und die Maus behalten, bis er wieder fort war, um sie dann wegzuwerfen.
    Ein mitternächtlicher Gedanke ist mir schließlich ins Bewußtsein getreten. Diese Mäuse sind, da bin ich mir fast sicher, der allererste Beweis dafür, daß Pixel beliebige Dinge mitnehmen kann, wenn er sich eine Wahrscheinlichkeit schnappt und durch Wände geht – falls das eine stimmige Beschreibung dessen ist, was er tut (na ja, es ist zumindest ein Etikett).
    Welche Botschaft soll ich nur senden, und an wen, und wie soll ich sie an Pixel befestigen?
    Beim Übergang vom Schulmädchen zur Hausfrau mußte ich Maureens privaten Dekalog ergänzen: Du sollst dich stets im Rahmen deines Haushaltsgeldes bewegen. Ein weiteres Gebot datiert noch früher: Du

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