Segeln im Sonnenwind
denn leisten?«
»Das ist mein Problem, Mrs. S., nicht deines. Die Miete wird bezahlt. Du wirst sie sogar selbst an jedem Monats-ersten bezahlen, als meine Vertreterin. Unser Vermieter, ein Gentleman namens Ebenezer Scrooge…«
»Ebenezer Scrooge, was du nicht sagst!«
»Ich glaube, so heißt er, aber es kam gerade eine Straßenbahn vorbei, als er sich vorstellte, und vielleicht habe ich es daher nicht richtig verstanden. Mr. Scrooge holt die Miete an jedem Monatsersten persönlich ab. Fällt der erste auf einen Sonntag, kommt er am Samstag vorher, nicht am Montag danach. In diesem Punkt ließ er nicht mit sich handeln. Obendrein möchte er Bargeld, keine Schecks. Auch da gab es keine Diskussion. Richtig harte Silberdollars, keine Banknoten.«
Trotz der zahlreichen Mängel unseres Hauses war die Miete hoch. Ich schnappte nach Luft, als Briney sie mir nannte: Zwölf Dollar im Monat. »O Briney!«
»Reg dich ab, mein Sommersprößchen. Wir wohnen nur für ein Jahr hier. Wenn du denkst, daß du es so lange aushältst, brauchst du dich gar nicht mit dem guten Mr. Scrooge herumzuschlagen – er heißt eigentlich O'Hennessy –, da ich es für zwölf Monate mit einem Nachlaß von vier Punkten festmachen kann. Sagt dir das etwas?«
Ich überlegte. »Hypotheken liegen heute bei sechs Prozent… Damit stehen drei Punkte für die durchschnittlichen Kosten der Geldaufnahme, da du im voraus zahlst und ihnen das Geld jeweils erst nach dem monatlichen Zahlungseingang gehört. Ein Punkt muß sich daraus erklären, daß Mr. O'Hennessy Scrooge nicht zwölfmal hier anmarschieren muß, um die Miete zu kassieren. Das Ergebnis beläuft sich somit auf einhundertachtunddreißig Dollar und vierundzwanzig Cent.«
»Rotschopf, du erstaunst mich immer wieder!«
»Sie sollten dir allerdings wirklich noch ein Prozent für gesparte Verwaltungskosten einräumen.«
»Wie das?«
»Für die Buchhaltung, die gar nicht anfällt, da du alles auf einmal zahlst. Damit würde die Gesamtsumme auf einhundertsechsunddreißig achtzig sinken. Biete ihm einhundertfünfunddreißig an, Briney, und schließe bei einhundertsechsunddreißig ab.«
Mein Gatte betrachtete mich erstaunt. »Wenn man sich überlegt, daß ich dich aufgrund deiner Kochkunst geheiratet habe! Schau mal, es wird besser sein, wenn ich zu Hause bleibe und das Kind bekomme; du übernimmst derweil meinen Job. Mo, wo hast du das nur gelernt?«
»Auf der Thebes High School. Na ja, sozusagen. Ich habe mich auch eine Zeitlang um Vaters Bücher gekümmert und fand dann zu Hause ein Schulbuch meines Bruders Edward, Kommerzielles Rechnen und Einführung in die Buchhaltung. Wir haben unsere Schulbücher gemeinsam genutzt, und im hinteren Flur standen ganze Regale voll damit. Das Fach habe ich nicht belegt, wohl aber dieses Buch durchgearbeitet. Trotzdem ist es albern, wenn du mir deinen Job anbietest; ich habe keinen blassen Schimmer von Bergbau. Außerdem möchte ich nicht immer wieder die endlose Straßenbahnfahrt hinunter nach Westen machen.«
»Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich ein Kind kriegen könnte.«
»Ich erledige das schon, Sir; ich freue mich darauf. Und ich würde gerne jeden Morgen mit dir wenigstens bis zur McGee Street mitfahren.«
»Du bist mir herzlich willkommen, Madam. Aber wieso die McGee Street?«
»Dort liegt das Kansas City Business College. Ich möchte die nächsten paar Monate, solange ich noch nicht zu rund dazu bin, damit zubringen, Schreibmaschine und Steno zu lernen. Solltest du je krank werden, Liebster, könnte ich uns dann über die Runden bringen, indem ich in einem Büro arbeite; und solltest du dich mal selbständig machen, kann ich die Büroarbeit erledigen. Du könntest dir eine Sekretärin sparen und so vielleicht die Anfangsschwierigkeiten durchstehen, die den Büchern zufolge alle neuen Unternehmen haben.«
»Es lag an deiner Kochkunst und einem ganz speziellen anderen weiteren Talent; ich erinnere mich genau daran«, überlegte Briney langsam. »Wer hätte das gedacht?«
»Heißt das, ich darf?«
»Rechne lieber erst mal aus, was der Unterricht, die Straßenbahn und die Kantine kosten…«
»Ich packe das Mittagessen für uns beide ein.«
»Morgen, Mo. Oder übermorgen. Mieten wir jetzt erst mal dieses Haus.«
Wir nahmen das Haus, obwohl sich Geizkragen O'Hen-nessy nicht unter einhundertachtunddreißig Dollar handeln ließ. Wir wohnten zwei Jahre lang dort und bekamen noch ein weiteres Mädchen, Carol, ehe wir um die Ecke an die
Weitere Kostenlose Bücher