Segeln im Sonnenwind
Bordelle.«
»Was machst du dann in Denver, Briney? Ach, vergiß es. Gemäß unseres Abkommens darf ich ja nicht fragen.«
»Nein, das gehört nicht zum Abkommen. Natürlich darfst du fragen. Du erzählst mir deine Bettgeschichten und ich dir meine, und anschließend spielen wir Doktor. Denver – ich bin froh, daß du dich danach erkundigst. Ich habe dort diesen fetten Knaben getroffen…«
»Briney!«
»… mit der hinreißenden großen Schwester, einer Strohwitwe, die ein bißchen jünger ist als du. Sie hat lange schlanke Beine, naturblonde, honigfarbene Haare bis auf die Hüften, einen süßen Charakter und große, feste Titten. Ich habe sie gefragt, wie es mit uns wäre.« Briney brach ab.
»Und? Erzähl weiter! Was hat sie gesagt?«
»Sie sagte nein. Liebes, in Denver bin ich meist zu müde für irgendwas anderes als Mutter Daumen und ihre vier Töchter. Die sind mir auf ihre eigene Art treu und erwarten nicht von mir, daß ich sie erst zum Abendessen und dann zu einer Show ausführe.«
»Ach Quatsch! Wie hieß die Blonde?«
»Welche Blonde?«
Gerade ist mir eine Idee gekommen, wie ich via Pixel eine Nachricht nach draußen schmuggeln kann. Wenn mich der geneigte Leser also entschuldigen würde, mache ich sie gleich fertig, damit ich sie auch zur Hand habe, wenn Pixel wieder auftaucht.
KAPITEL NEUN
DOLLARS UND GESUNDER MENSCHENVERSTAND
Wo steckt nur diese verdammte Katze?
Nein, nein, sofort streichen! Pixel, Mama Maureen hat es nicht so gemeint. Sie ist nur besorgt und verwirrt. Pixel ist ein guter Junge, ein feiner Junge; jeder weiß das.
Aber, wo zum Teufel, steckst du, wenn ich dich brauche?
Sobald wir es uns im neuen Heim bequem gemacht hatten, widmeten wir uns der Aufgabe, für Brian ein Kätzchen zu finden, allerdings nicht in Tierhandlungen. Ich bin mir nicht sicher, ob es im K. C. des Jahres 1906 so etwas schon gegeben hat; ich kann mich nicht daran erinnern, damals schon eine Tierhandlung gesehen zu haben, wohl aber daran, wie wir Goldfische bei Woolworth oder Kresge erstanden. Spezielle Sachen für Katzen, wie Flohpuder, bekam man im Hunde- und Katzenkrankenhaus an der Eindunddreißigsten und Main. Um die Katze selbst zu bekommen, mußte man sich umhören.
Als erstes besorgte ich mir die Genehmigung für einen Aushang am Schwarzen Brett in Nancys Schule. Dann erzählte ich dem Kaufmann um die Ecke, daß wir ein Kätzchen suchten, und anschließend unserem Straßenhändler – einem Gemüsehändler, der wochentags jeden Morgen mit seinem Wagen in unserer Straße hielt und frisches Obst und Gemüse anbot.
Die Great Atlantic and Pacific Tea Company folgte diesem Beispiel, aber ihr Verkaufswagen kam nur einmal die Woche, da er nichts weiter brachte als Tee, Kaffee, Zucker und Gewürze. Das bedeutete jedoch, daß er eine größere Gegend mit mehr Kunden versorgte und so eine größere Chance bot, ein Kätzchen aufzutreiben. Ich gab dem Fahrer unsere Telefonnummer, Home Linwood 446, und bat ihn anzurufen, wenn er irgendwo von einem Wurf Katzen erfuhr. Da ich ihn um eine Gunst gebeten hatte, erwarb ich auch sein Angebot der Woche, fünfundzwanzig Pfund Zucker für einen Dollar.
Das war ein Fehler… Er bestand darauf, den Zucker für mich zu tragen, und versicherte, fünfundzwanzig Pfund wären einfach zu schwer für eine Dame. So erfuhr ich, daß er nichts weiter wollte als mich. Ich entzog mich seinem Zugriff, indem ich Brian junior aufhob, eine Taktik, die mir Mrs. Ohlschlager beigebracht hatte, als Nancy noch ganz klein gewesen war. Das funktioniert am besten mit einem Säugling, der noch in den Windeln liegt, aber jedes Kind, das klein genug ist, um es hochzuheben, bringt einen hoffnungsfrohen Mann aus dem Takt und sorgt für Abkühlung. Gut, einen verrückten Vergewaltiger kann man damit nicht aufhalten, aber die meisten Lieferanten und Handwerker usw. sind keine Vergewaltiger; es handelt sich einfach um ganz gewöhnliche brünstige Kerle, die eine Chance ergreifen, wenn sie sich ihnen bietet. Das Problem besteht schlicht und einfach darin, den Kandidaten bestimmt, aber freundlich abzuweisen, ohne daß er dabei sein Gesicht verliert. Genau das erreicht man, indem man ein Kind hochhebt.
Das Angebot der Woche zu nehmen, war auch deshalb ein Fehler, weil mein Haushaltsgeld eigentlich nicht ausreichte, um einen ganzen Dollar nur für Zucker auszugeben. Als fast noch schlimmer erwies sich, daß ich keinen Platz hatte, um soviel Zucker ameisensicher zu lagern. Also mußte ich weitere
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